Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Ehrenamtliche fahren zum Impfzentrum
Stadt, Organisationen und Vereine bieten einen Fahrservice zur Niederrheinhalle an. Der Anstoß kam zuvor von der Initiative Mehrhoog hilft.
HAMMINKEN (thh/cs) Der Initiative Mehrhooghilft war schon früh klar, dass manche ältere Bürger Hilfe benötigen, wenn ein Corona-impfzentrum eingerichtet wird. Mit der Standortentscheidung für die Niederrheinhalle in Wesel war die Lage da. Nun organisieren Stadt, Initiativen und Vereine Fahrten aus dem ländlichen Hamminkeln, damit möglichst alle alten Menschen die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. Für jeden Ortsteil gibt es Ansprechpartner, die hilfreich bei der Vermittlung sind (siehe Info).
Schon im Januar hatten die Mehrhooger über die Organisation nachgedacht. Und so entstand schnell die Idee einer Mitfahrbörse. Jürgen Kraayvanger von Mehrhoog hilft startete einen ersten Aufruf, und es fanden sich schnell Interessenten und sogar ganze Vereine, die helfen wollten.
Auch jetzt ist die Nachfrage vorhanden. „Im Vorfeld der Aktion haben wir schon recht großen Zuspruch gefunden. Auch jetzt haben sich schon 13 Fahrer angemeldet, das wird sicher steigen“, sagt Hans-jürgen Kraayvanger von Mehrhoog hilft. „Wir suchen aber noch Fahrer, wollen die Aktion deshalb noch einmal in die Öffentlichkeit bringen.“
Die Mitfahrbörse ist insgesamt aber auf einem guten Weg. Neben der Stadtverwaltung und dem Verein Mehrhoog hilft haben auch die Bürger für Brünen, die Senioren Union der CDU Hamminkeln, die AG 60plus der SPD, der Hamminkelner Verkehrsverein und die Katholische Kirchengemeinde Maria Frieden ihr Engagement signalisiert.
Sollten Bürger aus Hamminkeln einen Termin erhalten haben und dann keine Chance sehen, zum Impfzentrum in Wesel zu gelangen, können sie sich bei „ihrem“Ansprechpartner melden. Die werden sich dann um einen Fahrer bemühen. Die Fahrer sind übrigens für ihren Einsatz entsprechend versichert.
Im Dorf wird auch an Behinderte gedacht oder solche Senioren, die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind. Für sie soll der Kleinbus des Mehrhooger Turnverein (MTV) bereitstehen. 100 Ffp2-masken seien zur Sicherheit schon bestellt worden, um aushelfen zu können. Auch werde geklärt, wie die Desinfektion ablaufen müsse. In Brünen hält zudem der Bürgerbusverein seinen Reservebus bereit, wenn ein Rollstuhlfahrer Bedarf für die Fahrt nach Wesel anmeldet.
Eine erste Fahrt in Mehrhoog wurde schon gebucht. Eine Frau wird am 12. Februar und 5. März zum Impfzentrum und wieder nach Hause gebracht. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Bernd Romanski hätten sich weitere Teilnehmer gefunden, die in den Ortsteilen in die Mitfahrbörse einsteigen wollten, ergänzt Kraayvanger.
Auch in der Stadtverwaltung von Hamminkeln gingen zuletzt viele Anrufe besorgter Senioren ein, die entweder bei der Impf-hotline nicht durchkamen oder auch auf der Homepage nicht die Terminvergabe anklicken konnten. „Viele Leute sind verzweifelt“, hat auch Bürgermeister Bernd Romanski festgestellt.
Und auch wenn die Verwaltung da kaum weiterhelfen kann – beim Transport, bei der Fahrt zum Impfzentrum in der Niederrheinhalle zumindest kann sie es. „Wir haben hier in der Stadt so viele Freiwillige, so viele Ehrenamtliche“, weiß Romanski. „Da könnte man doch sicher was auf die Beine stellen.“Es sei zwar keine kommunale Pflichtaufgabe, betonte Bürgermeister Romanski, „aber wir müssen den Menschen eine Perspektive geben und ihnen zeigen, dass wir helfen wollen.“Die Notwendigkeit sieht auch Heinz Breuer von der Senioren Union: „Viele ältere Bürger sind überfordert, da sind Hilfsangebote dieser Art schon wichtig.“
Bürgermeister Romanski würde es zudem begrüßen, wenn man für die Fahrten zum Impfzentrum auch die Bürgerbusse nutzen könnte. „Wir brauchen jetzt aktuell ganz unbürokratische Lösungen“, sagt er. Die Bürgerbusse als eingespieltes ehrenamtliches Nahverkehrsangebot an sich fallen – Stand jetzt – für diesen Zweck allerdings aus. Der Grund: Die Bezirksregierung gibt sie nicht frei, hält an den fixen Routen der Busse fest – trotz der Einmaligkeit dieser Krise.