Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der göttliche Prinz
Wusstest du, dass der britische Prinz Philip auf einer kleinen Südseeinsel als Gottheit verehrt wird?
Tanna ist eine kleine Insel des Südseestaates Vanuatu. Und es ist vermutlich der einzige Ort der Welt, an dem Prinz Philip, der Ehemann von Queen Elizabeth II. von Großbritannien, mehr verehrt wird als die Königin. Seine Geburtstage sind Anlass für große Feste auf der Insel. Doch warum wird dem Herzog von Edinburgh in der Südsee eine solche Aufmerksamkeit entgegengebracht?
Der genaue Ursprung ist schleierhaft. Es wird jedoch angenommen, dass ein Besuch der Queen und ihres Ehegatten im Jahr 1974 auf Tanna Anlass hierfür war. Vorher ließ sich bereits ein anderer Kult auf der Insel feststellen, dem zufolge ein weißer Mann namens John Frum verehrt wurde. Heute vermutet man, dass dieser ein amerikanischer Soldat war, der während des Zweiten Weltkriegs die Insel besuchte. Die Anhänger der „Prinz-philip-bewegung“halten den royalen Ehemann für den Bruder von John Frum. Und ihrem Glauben nach wurden beide von den Ahnen geschickt, um die Kultur der Insel zu bewahren. Eines Tages würden sie wiederkommen und Gesundheit und Wohlstand bringen. Bis dahin warten die Anhänger geduldig und feiern Philips Geburtstage. Im Jahr 2007 reisten sogar einige von ihnen nach London und wurden vom Prinzen empfangen.
Sowohl die Verehrung von Philip als auch von John Frum wird als „Cargokult“bezeichnet: Das bedeutet, dass seine Anhänger an einen ausländischen, meist westlichen Propheten glauben, der von den Ahnen geschickt wurde, um ihnen eine große Fracht (engl. cargo) zu bringen. Diese Kulte entstanden im Zuge der ersten Begegnungen zwischen Europäern und den Bewohnern der Südseeinseln im 19. Jahrhundert. Viele der Kulte versiegten, da die vermutete Fracht nie ankam. Der PrinzPhilip- Kult besteht jedoch noch heute – und die Bewohner von Tanna warten noch immer auf die Rückkehr ihres reinkarnierten Gottes.