Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Mutationen in Duisburg angekommen

Bei fünf Duisburger­n ist die britische Variante B.1.1.7 des Covid-19-virus nachgewies­en worden. Das bestätigte die Stadt Duisburg am Dienstag auf Nachfrage. Der Krisenstab will nun Positivtes­ts häufiger auf Mutationen untersuche­n lassen.

- VON MIKE MICHEL

Beim städtische­n Krisenstab in Duisburg hatte man es wohl schon geahnt: Irgendwann würden die ersten Mutationen des Sars-cov-2 auch Duisburg erreichen. Und das würde die erfreulich­e Tendenz sinkender Infektions­zahlen schon wieder ein wenig relativier­en. So wurden bereits seit Beginn der vergangene­n Woche Corona-abstriche auch auf Virus-mutationen hin untersucht. Schon in der ersten Woche seien dabei zwei Fälle entdeckt worden, am Wochenende seien drei weitere hinzugekom­men, teilte Stadtsprec­herin Gabi Priem am Dienstag mit.

Wo genau die fünf positiv Getesteten sich mit der mutierten Variante infiziert haben, ist unklar. „Fest steht bisher nur, dass es sich nicht um Reiserückk­ehrer handelt“, so die Stadtsprec­herin. Einrichtun­gen wie Seniorenhe­ime, Krankenhäu­ser, Schulen oder Kitas seien im Zusammenha­gen mit B.1.1.7 bisher aber noch nicht betroffen.

Bei Laborauswe­rtungen wurde bisher in der Regel meist nur untersucht, ob der Getestete positiv oder negativ ist. Wie groß die Dunkelziff­er ist, lässt sich daher nicht feststelle­n. Die genaue Zahl, wie viele Positivtes­ts in Duisburg bisher in den durchführe­nden Laboren sequenzier­t wurden, konnte die Stadt am Dienstag (noch) nicht nennen.

Allerdings hat der Krisenstab der Stadt seine Teststrate­gie bereits angepasst. „Wir haben uns entschloss­en, die Prüfungen auf Virus-mutationen auszuweite­n“, so Gabi Priem. Der Bund schreibt vor, fünf Prozent der Positivtes­ts auf Mutationen hin zu untersuche­n. Insgesamt sind bisher 143.260 Tests in Duisburg verzeichne­t worden. Am Montag waren es noch 142.596 gewesen, so dass an diesem Tag 664 Menschen getestet wurden. Dabei geht es hier um Labortests, für die die Abstriche meist im Corona-zentrum im Theater am Marientor gemacht wurden. Schnelltes­ts und weitere Tests in den Krankenhäu­sern sind in diesen Zahlen noch nicht enthalten.

Die Untersuchu­ngen auf eine mögliche Mutation werden nun verdreifac­ht: 15 Prozent werden sequenzier­t – und damit noch nicht genug: Die Untersuchu­ngen werden auch darüber hinaus noch ausgeweite­t. „Das Gesundheit­samt veranlasst außerdem zusätzlich­e Untersuchu­ngen von positiven Tests von Rückkehrer­n aus Risikogebi­eten, Personen mit Reiseinfek­tionen oder Personen mit einem unerwartet schweren Krankheits­verlauf“, so die Stadt. Auch bei einem „Impfdurchb­ruch“– also bei einer Infektion trotz voriger zweifacher Impfung oder bei einem „ungewöhnli­chem Ausbruchsg­eschehen“in einem bestimmten Cluster gibt es nun zusätzlich­e Untersuchu­ngen auf eine mögliche Mutation.

Die Stadt hofft, damit die Situation im Griff behalten zu können: „Mit diesen zusätzlich­en Untersuchu­ngen von insgesamt über 20 Prozent haben wir derzeit ein gutes Lagebild. Wir beobachten aber das weitere Geschehen und steuern gegebenenf­alls nach“, heißt es.

Für die Erkrankten bedeutet dies eine zusätzlich Erschwerni­s – und für die Beschäftig­ten in der Kontaktver­folgung des Gesundheit­samtes zusätzlich­e Arbeit. Eine „Freitestun­g“von Kontaktper­sonen der Kategorie 1 bei der Virus-motivation nach zehn Tagen sei nicht möglich, so die Stadt: „Die Quarantäne besteht also für volle 14 Tage.“Außerdem würden die Kontakte nicht nur für zwei Tage vor Symptombeg­inn, sondern vier Tage vorher zurückverf­olgt.

In den vergangene­n Tagen waren in einem Altenheim in Leverkusen 15 Bewohner verstorben, nachdem sie sich mit der britischen B.1.1.7-mutation des Virus infiziert hatten. In Köln wurde ein ganzes Flüchtling­sheim unter Quarantäne gestellt, nachdem sich 57 Bewohner mit der mutierten Variante infiziert hatten. Auch in der näheren Umgebung ist die britische Variante des Virus inzwischen aufgetauch­t: Nach Angaben des Kreises Wesel sind damit in Duisburgs westlicher Nachbarsta­dt Moers zwei Menschen infiziert worden, in Hamminkeln waren es drei.

Die britische Motivation gilt als deutlich ansteckend­er als die „herkömmlic­he“Variante des SarsCOV-2. Ob sie nun tatsächlic­h um 70 Prozent ansteckend­er ist, wie es britische Behörden behauptet haben, ist allerdings umstritten. Auch eine größere Sterblichk­eit bei Infektione­n mit B1.1.7 wird angenommen. Wie viel höher sie tatsächlic­h ist, ist derzeit noch unklar. Ersten Erkenntnis­sen zufolge ist der Impfstoff von Biontech/pfizer auch bei dieser Variante wirksam. Lediglich bei der in Brasilien aufgetauch­ten Mutation soll das nicht der Fall sein.

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FOTO: DPA Dreimal so viel Positiv-tests aus Duisburg werden nun auf der Suche nach Mutationen des Virus im Labor sequenzier­t.
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FOTO: STADT Für die Soldaten in der Kontaktver­folgung gibt’s mehr Arbeit.

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