Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Mutationen in Duisburg angekommen
Bei fünf Duisburgern ist die britische Variante B.1.1.7 des Covid-19-virus nachgewiesen worden. Das bestätigte die Stadt Duisburg am Dienstag auf Nachfrage. Der Krisenstab will nun Positivtests häufiger auf Mutationen untersuchen lassen.
Beim städtischen Krisenstab in Duisburg hatte man es wohl schon geahnt: Irgendwann würden die ersten Mutationen des Sars-cov-2 auch Duisburg erreichen. Und das würde die erfreuliche Tendenz sinkender Infektionszahlen schon wieder ein wenig relativieren. So wurden bereits seit Beginn der vergangenen Woche Corona-abstriche auch auf Virus-mutationen hin untersucht. Schon in der ersten Woche seien dabei zwei Fälle entdeckt worden, am Wochenende seien drei weitere hinzugekommen, teilte Stadtsprecherin Gabi Priem am Dienstag mit.
Wo genau die fünf positiv Getesteten sich mit der mutierten Variante infiziert haben, ist unklar. „Fest steht bisher nur, dass es sich nicht um Reiserückkehrer handelt“, so die Stadtsprecherin. Einrichtungen wie Seniorenheime, Krankenhäuser, Schulen oder Kitas seien im Zusammenhagen mit B.1.1.7 bisher aber noch nicht betroffen.
Bei Laborauswertungen wurde bisher in der Regel meist nur untersucht, ob der Getestete positiv oder negativ ist. Wie groß die Dunkelziffer ist, lässt sich daher nicht feststellen. Die genaue Zahl, wie viele Positivtests in Duisburg bisher in den durchführenden Laboren sequenziert wurden, konnte die Stadt am Dienstag (noch) nicht nennen.
Allerdings hat der Krisenstab der Stadt seine Teststrategie bereits angepasst. „Wir haben uns entschlossen, die Prüfungen auf Virus-mutationen auszuweiten“, so Gabi Priem. Der Bund schreibt vor, fünf Prozent der Positivtests auf Mutationen hin zu untersuchen. Insgesamt sind bisher 143.260 Tests in Duisburg verzeichnet worden. Am Montag waren es noch 142.596 gewesen, so dass an diesem Tag 664 Menschen getestet wurden. Dabei geht es hier um Labortests, für die die Abstriche meist im Corona-zentrum im Theater am Marientor gemacht wurden. Schnelltests und weitere Tests in den Krankenhäusern sind in diesen Zahlen noch nicht enthalten.
Die Untersuchungen auf eine mögliche Mutation werden nun verdreifacht: 15 Prozent werden sequenziert – und damit noch nicht genug: Die Untersuchungen werden auch darüber hinaus noch ausgeweitet. „Das Gesundheitsamt veranlasst außerdem zusätzliche Untersuchungen von positiven Tests von Rückkehrern aus Risikogebieten, Personen mit Reiseinfektionen oder Personen mit einem unerwartet schweren Krankheitsverlauf“, so die Stadt. Auch bei einem „Impfdurchbruch“– also bei einer Infektion trotz voriger zweifacher Impfung oder bei einem „ungewöhnlichem Ausbruchsgeschehen“in einem bestimmten Cluster gibt es nun zusätzliche Untersuchungen auf eine mögliche Mutation.
Die Stadt hofft, damit die Situation im Griff behalten zu können: „Mit diesen zusätzlichen Untersuchungen von insgesamt über 20 Prozent haben wir derzeit ein gutes Lagebild. Wir beobachten aber das weitere Geschehen und steuern gegebenenfalls nach“, heißt es.
Für die Erkrankten bedeutet dies eine zusätzlich Erschwernis – und für die Beschäftigten in der Kontaktverfolgung des Gesundheitsamtes zusätzliche Arbeit. Eine „Freitestung“von Kontaktpersonen der Kategorie 1 bei der Virus-motivation nach zehn Tagen sei nicht möglich, so die Stadt: „Die Quarantäne besteht also für volle 14 Tage.“Außerdem würden die Kontakte nicht nur für zwei Tage vor Symptombeginn, sondern vier Tage vorher zurückverfolgt.
In den vergangenen Tagen waren in einem Altenheim in Leverkusen 15 Bewohner verstorben, nachdem sie sich mit der britischen B.1.1.7-mutation des Virus infiziert hatten. In Köln wurde ein ganzes Flüchtlingsheim unter Quarantäne gestellt, nachdem sich 57 Bewohner mit der mutierten Variante infiziert hatten. Auch in der näheren Umgebung ist die britische Variante des Virus inzwischen aufgetaucht: Nach Angaben des Kreises Wesel sind damit in Duisburgs westlicher Nachbarstadt Moers zwei Menschen infiziert worden, in Hamminkeln waren es drei.
Die britische Motivation gilt als deutlich ansteckender als die „herkömmliche“Variante des SarsCOV-2. Ob sie nun tatsächlich um 70 Prozent ansteckender ist, wie es britische Behörden behauptet haben, ist allerdings umstritten. Auch eine größere Sterblichkeit bei Infektionen mit B1.1.7 wird angenommen. Wie viel höher sie tatsächlich ist, ist derzeit noch unklar. Ersten Erkenntnissen zufolge ist der Impfstoff von Biontech/pfizer auch bei dieser Variante wirksam. Lediglich bei der in Brasilien aufgetauchten Mutation soll das nicht der Fall sein.