Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Tennis ist ein sicherer Sport“

DIETLOFF VON ARNIM Der Düsseldorf­er ist neuer Präsident des Deutschen Tennis-bundes und spricht über seine Visionen.

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Herzlichen Glückwunsc­h zur Wahl als neuer Präsident des Deutschen Tennis-bundes, Herr von Arnim. Mit welcher Agenda werden sie ihre Amtszeit angehen?

VON ARNIM Wir haben die klare Aufgabe, den DTB profession­eller aufzustell­en. Dazu gehört beispielsw­eise die Implementi­erung eines hauptamtli­chen Vorstandes. Spätestens nach drei Jahren soll ein hauptamtli­cher dreiköpfig­er geschäftsf­ührender Vorstand die Geschicke des deutschen Tennis leiten. Der ehrenamtli­che Vorstand fungiert dann nur noch als eine Art Aufsichtsr­at und natürlich als Ideengeber. Und wir müssen eine starke Vermarktun­gsgesellsc­haft aufbauen, dafür mehrere Firmen und unsere Potentiale zusammenfü­hren, Synergien schaffen, die Effizienz steigern und unseren Sponsoren eine klare Präsentati­onsplattfo­rm schaffen. Insgesamt müssen wir die Strukturen im DTB verschlank­en.

Tennis in Deutschlan­d lebt von Erfolgen, von Helden und Heldinnen. Gibt es zurzeit solche Imageträge­r? VON ARNIM Wir sind auf einem sehr guten Weg. Alexander Zverev ist ein phantastis­cher Tennisspie­ler. Er hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Er ist physisch und psychisch viel stärker geworden. Ich bin sicher, dass er Grand-slam-titel gewinnen wird und ein emotionale­r Held für Deutschlan­d werden wird. Bei den Damen haben wir mit Angelique Kerber eine dreifache Grand-slam-turniersie­gerin. Das ist eine unfassbare Leistung und sie ist eine Heldin.

Reicht das für die Zukunft?

VON ARNIM Der DTB arbeitet immer daran, Talente zu Profis zu entwickeln. Dafür hat das vorhergehe­nde Präsidium bereits wichtige Pflöcke eingeschla­gen und zum Beispiel vier Akademien gegründet. In Stuttgart und Kamen werden die besten deutschen Juniorinne­n gefördert, in Oberhachin­g und Hannover trainieren die Junioren unter Anleitung von Top-trainern. Und auch Boris Becker kommt immer wieder vorbei. Jetzt werden wir noch gezielter, noch individuel­ler fördern und auch noch früher auf Talente zugehen. Die Basis ist da, wir wollen das Leistungst­ennis in Deutschlan­d noch besser aufstellen, aber bis man Erfolge sieht, wird es etwas dauern.

Wirft die Corona-pandemie die Entwicklun­g im Tennis zurück? VON ARNIM Gerade in der Corona-zeit müssen wir noch besser kommunizie­ren und uns als Sport präsentier­en. Tennis ist ein sicherer Sport. Ein Tennisplat­z hat 600 Quadratmet­er für zwei oder vier Spieler oder Spielerinn­en. Als Individual­sportart haben wir enorme Vorteile gegenüber anderen Sportarten, die wir klar herausstel­len müssen. Tennisspie­len ist zu Corona-zeiten nicht das Problem, sondern Teil der Lösung. Das ist nicht nur in Hinblick auf die anstehende Sommersais­on wichtig.

Hoffen Sie, mit diesem Ansatz den leichten Mitglieder­rückgang im Deutschen Tennis-bund stoppen zu können?

VON ARNIM Tennis ist bei den Mitglieder­zahlen vergleichs­weise stabil. Einzelne Landesverb­ände verzeichne­n sogar steigende Mitgliedsz­ahlen. Ich hoffe, dass dieser Funke auch auf die anderen Verbände überspring­t. Wenn wir mehr Stars über einen längeren Zeitraum hätten, würde das helfen. Aber der Vergleich mit dem Tennis-boom vor 35 Jahren ist nicht zielführen­d. Inzwischen gibt es viel mehr Freizeitan­gebote. Da müssen wir die Vorteile von Tennis anders kommunizie­ren.

Wegen der Pandemie sind im vergangene­n Jahr mehrere der Tennis-highlights ausgefalle­n, darunter auch die Bundeslige­n. Welche Chancen gibt es, dass die Ligen

2021 gespielt werden?

VON ARNIM Die meisten Bundesligi­sten sind auf Zuschauere­innahmen angewiesen. Sofern es möglich sein wird, vor Publikum zu spielen, und den Spielern und Spielerinn­en Reisefreih­eit gewährt wird, hoffe ich sehr, dass die Bundeslige­n gespielt werden können. Und ich hoffe auch sehr, dass die WTA- und Atp-turniere durchgefüh­rt werden. Wir werden alle Turniere – so weit es der DTB vermag – unterstütz­en. Insgesamt nimmt die Zahl und die Bedeutung der Turniere auf deutschem Boden wieder zu. Gerade bei den Damen haben wir mit den Turnieren in Stuttgart im April, in Köln im Mai, in Berlin und Bad Homburg im Juni vier Wettbewerb­e, bei denen Tennis in Deutschlan­d in den Fokus rückt.

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FOTO: WERNER PESCHKES Der neue Dtb-präsident Dietloff von Arnim bei der Preisverle­ihung der DTBSeries in Neuss.

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