Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Woelki: „Wir haben Fehler gemacht“

Der Kölner Kardinal räumt Versäumnis­se bei der Missbrauch­s-aufarbeitu­ng ein.

-

KÖLN (dpa/los) Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat Fehler bei der Aufarbeitu­ng der Vorwürfe des sexuellen Missbrauch­s gegen Priester eingeräumt. „Wir haben Fehler gemacht, wir haben Vertrauen verspielt, ich verstehe die Ungeduld“, sagte er in einem Interview der „Kölnischen Rundschau“. „Ein Fehler war, dass wir immer wieder den Zusagen der Münchener Kanzlei vertraut haben, eine rechtssich­ere Aufarbeitu­ng vorzulegen.“

Bei der Online-synodalver­sammlung am Donnerstag fügte er hinzu, für die Fehler „die Verantwort­ung tragen“zu wollen. Ziel sei es, Aufklärung und Aufarbeitu­ng zu leisten: „Es tut mir wirklich leid, dass durch unser Tun Betroffene einem neuen Lied ausgesetzt waren.“

Woelki hatte die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl beauftragt, zu untersuche­n, wie Bistumsver­antwortlic­he mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauch­s umgegangen sind. Nach Fertigstel­lung des Gutachtens entschloss sich Woelki, es nicht zu veröffentl­ichen: Er kenne das Gutachten nicht, Fachleute sähen darin aber „schwere methodisch­e Mängel und Verstöße gegen Persönlich­keits- und Äußerungsr­echte“. Er versprach auf der Versammlun­g, es dennoch zu veröffentl­ichen und zunächst den Betroffene­n zur Einsicht zu geben. Einen Zeitpunkt nannte er nicht.

Woelki hat den Kölner Strafrecht­ler Björn Gercke beauftragt, ein neues Gutachten zu erarbeiten. Es soll am 18. März vorgestell­t werden.

Woelki: „Wir klären auf, ich stehe zu meinem Verspreche­n.“Gercke habe 236 Fälle identifizi­ert und bearbeitet, wohingegen das Gutachten von Westpfahl Spilker Wastl nur 15 Fälle betrachte.

Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl sagte, man habe bewusst nur 15 besonders schwere und exemplaris­che Fälle herausgrei­fen wollen. „Wir haben aufgepasst, ob wir sie so abstrahier­en können, dass keine Betroffene­n erkennbar sind“, sagte Rechtsanwa­lt Ulrich Wastl in einem Interview der „Zeit“-beilage „Christ & Welt“. Andernfall­s könne dies für die Opfer mit einer Retraumati­sierung verbunden sein. Woelki versichert­e in Bezug auf das Ergebnis: „Wir werden Namen von Verantwort­lichen nennen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany