Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Geld allein reicht nicht

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Von einer „konstrukti­ven Atmosphäre“ist nach dem ersten Spitzentre­ffen der Koalition im neuen Jahr die Rede. Zur Unterstütz­ung von Familien beschlosse­n Union und SPD einen einmaligen Kinderbonu­s von 150 Euro. Auch Grundsiche­rungsempfä­nger bekommen zusätzlich­e Unterstütz­ung, die Mehrwertst­euersenkun­g für die Gastronomi­e soll verlängert werden, mehr Geld gibt es auch für die Kultur. Das Treffen diente dem Koalitions­frieden, die Spd-vorsitzend­en Saskia Esken und Norbert Walter-borjans – durch fehlende exekutive Ämter nicht in Regierungs- oder Länderpoli­tik eingebunde­n – wollten einen Punkt setzen. Und der neue Cdu-vorsitzend­e Armin Laschet wiederum gab sein Debüt in diesem Kreis – und verteilte Bücher mit gesammelte­n Gedichten des in Düsseldorf geborenen Dichters Heinrich Heine. So weit, so gut. Der 150-Euro-kinderbonu­s für die in der Krise leidenden Familien sind ein schönes Signal, die Unternehme­r können Entlastung­en ebenfalls gut gebrauchen.

Doch die Hilfen sind ein Trostpflas­ter: Den Familien etwa würden Ideen, wie man Kitas und Schulen wieder öffnen kann, deutlich mehr helfen. Warum es keine „Task Force“Bildung seitens der Regierungs­parteien gibt, bleibt ein Rätsel. Die Schulgipfe­l im Kanzleramt waren ein Anfang, doch man blieb auf dem Weg irgendwo stehen. Zurück blieben Schüler ohne Schulen und keinerlei Ideen, wie flächendec­kender Unterricht in der Pandemie weiter gewährleis­tet werden kann. Mit Geldgesche­nken allein ist diese Krise nicht mehr zu bekämpfen. „Denk ich an Deutschlan­d in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, heißt es in Heines berühmten Versen. Diese „Nachtgedan­ken“sollten die Koalitionä­re weiter beschäftig­en. Das Vertrauen in die Krisenpoli­tik der Regierung schwindet. Da helfen auch keine Milliarden.

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