Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Nichts zu feiern, kein freier Tag
Feiertage sind zum Feiern da. Gibt’s nichts zu feiern, fällt der freie Tag flach. Damit sollten sich auch die Lehrer abfinden, die jetzt vehement um den freien Rosenmontag kämpfen. Bei allem Verständnis für die Mühen des Distanzunterrichts: Daraus ergibt sich längst noch kein Anspruch auf einen Ausgleichstag. Den hätten dann vor allem die Eltern der Schüler verdient, die Homeschooling betreuen und erleiden müssen: technisch, psychisch und inhaltlich.
Wieder einmal macht es sich die Politik zu leicht, wenn freigebig Zückerchen verteilt werden, um sich bestimmte Berufsgruppen genehm zu machen. Den Lehrern etwas Gutes zu tun, ist angebracht. Aber auch hier gilt: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Wenn Lehrer für den Digitalunterricht mehr Vorbereitungszeit brauchen, muss es dafür ein zusätzliches Zeitbudget geben. Der Rosenmontag ist dafür ungeeignet und würde – wieder einmal – die Schüler treffen: Bereits jetzt ist so viel an Wissensvermittlung ausgefallen, dass manche Experten schon von einer verlorenen Generation sprechen.
Viele Eltern fühlen sich im Stich gelassen. Nur wenige haben Anspruch auf Notbetreuung ihrer Kinder. Und jetzt auch noch der Rosenmontag. Selbst nichts zu lachen zu haben und dann noch die Kinder bespaßen zu müssen: eine Zumutung! Ohne Zoch, ohne Kamelle, ohne Prinz fehlt einfach die Berechtigung für einen freien Brauchtumstag. Dem widerspricht auch nicht, dass manche Arbeitgeber ihren Mitarbeitern den Rosenmontag schenken. Anders als im Schulbetrieb schadet das keinem. Am Rosenmontag aber wären Schüler und Eltern die Dummen. Vorschlag für die Lehrer: Den Aschermittwoch gedanklich vorziehen und in sich gehen. Das wäre auch ein Ratschlag für die Politik. Ein Feiertag passt nicht in die Stimmungslage. BERICHT STREIT UM KARNEVALSFREIE SCHULTAGE..., NRW