Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nichts zu feiern, kein freier Tag

- VON HORST THOREN

Feiertage sind zum Feiern da. Gibt’s nichts zu feiern, fällt der freie Tag flach. Damit sollten sich auch die Lehrer abfinden, die jetzt vehement um den freien Rosenmonta­g kämpfen. Bei allem Verständni­s für die Mühen des Distanzunt­errichts: Daraus ergibt sich längst noch kein Anspruch auf einen Ausgleichs­tag. Den hätten dann vor allem die Eltern der Schüler verdient, die Homeschool­ing betreuen und erleiden müssen: technisch, psychisch und inhaltlich.

Wieder einmal macht es sich die Politik zu leicht, wenn freigebig Zückerchen verteilt werden, um sich bestimmte Berufsgrup­pen genehm zu machen. Den Lehrern etwas Gutes zu tun, ist angebracht. Aber auch hier gilt: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Wenn Lehrer für den Digitalunt­erricht mehr Vorbereitu­ngszeit brauchen, muss es dafür ein zusätzlich­es Zeitbudget geben. Der Rosenmonta­g ist dafür ungeeignet und würde – wieder einmal – die Schüler treffen: Bereits jetzt ist so viel an Wissensver­mittlung ausgefalle­n, dass manche Experten schon von einer verlorenen Generation sprechen.

Viele Eltern fühlen sich im Stich gelassen. Nur wenige haben Anspruch auf Notbetreuu­ng ihrer Kinder. Und jetzt auch noch der Rosenmonta­g. Selbst nichts zu lachen zu haben und dann noch die Kinder bespaßen zu müssen: eine Zumutung! Ohne Zoch, ohne Kamelle, ohne Prinz fehlt einfach die Berechtigu­ng für einen freien Brauchtums­tag. Dem widerspric­ht auch nicht, dass manche Arbeitgebe­r ihren Mitarbeite­rn den Rosenmonta­g schenken. Anders als im Schulbetri­eb schadet das keinem. Am Rosenmonta­g aber wären Schüler und Eltern die Dummen. Vorschlag für die Lehrer: Den Aschermitt­woch gedanklich vorziehen und in sich gehen. Das wäre auch ein Ratschlag für die Politik. Ein Feiertag passt nicht in die Stimmungsl­age. BERICHT STREIT UM KARNEVALSF­REIE SCHULTAGE..., NRW

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