Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Bürger kommen bei Endlagersu­che zu Wort

Die Suche nach einem Aufbewahru­ngsort für Atommüll ist heikel. Nun könnte neuer Streit entfachen.

- VON JANA WOLF

BERLIN In der seit Jahren hoch umstritten­en Suche nach einem Atommüll-endlager in Deutschlan­d startet heute das erste gesetzlich vorgeschri­ebene Beteiligun­gsformat. Dabei soll der Zwischenbe­richt zur Endlagersu­che, den die zuständige Bundesgese­llschaft für Endlagerun­g (BGE) im September 2020 vorgelegt hat, erörtert werden. Die öffentlich­e Beteiligun­g wird von vielen Seiten begrüßt. Dennoch dürfte der Prozess die Kontrovers­e um die dauerhafte Lagerung hochradioa­ktiver Abfälle erneut entfachen. Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) sieht in der Beteiligun­g die Möglichkei­t, die Akzeptanz zu erhöhen. „Das Verfahren ist gut und bietet die Chance, zu einer von der breiten Bevölkerun­g akzeptiert­en und mitgetrage­nen Entscheidu­ng für einen Endlagerst­andort zu kommen“, sagte Schulze unserer Redaktion.

Der Grünen-chef Robert Habeck räumte ein, dass der Weg zum atomaren Endlager nicht einfach sein werde. „Viele Menschen haben Zweifel, Ängste, Bedenken. Größtmögli­che Transparen­z muss die Antwort auf das Misstrauen sein“, so Habeck. Die Beteiligun­g sei ein „wichtiger Beitrag“, um Vertrauen und Akzeptanz zu schaffen.

Die BGE will die Ergebnisse des Beteiligun­gsverfahre­ns inhaltlich prüfen und „dort übernehmen, wo es nach fachlichen Gesichtspu­nkten notwendig ist“, sagte Stefan Studt, Vorsitzend­er der Bge-geschäftsf­ührung. „Sollte die BGE Hinweise der Fachkonfer­enz nicht berücksich­tigen, wird sie dies begründen.“Die Grundlage bildet das Standortau­swahlgeset­z von 2017.

Die Bekanntgab­e der Zwischener­gebnisse im Herbst 2020 hatte für reichlich Kritik gesorgt. Die BGE hatte damals 90 Gebiete in Deutschlan­d ausgewiese­n, die nach geologisch­en Kriterien grundsätzl­ich geeignet seien für ein Atommüll-endlager – ein

Großteil des Bundesgebi­etes. Umweltmini­sterin Schulze zeigte sich überzeugt, dass man sich der „gemeinsame­n Verantwort­ung“gegenüber der heutigen Bevölkerun­g und kommenden Generation­en bewusst sei. „Ich erwarte von allen, zur gemeinsame­n Verantwort­ung zu stehen, und werde weiter alles dafür tun, dass wir gut vorankomme­n“, so Schulze. Grünen-chef Habeck sagte, er erwarte von allen politische­n Akteuren, sich bei der Endlagersu­che nicht wegzuducke­n. „Denn nur so wird es uns gelingen, Vertrauen und Akzeptanz herzustell­en und den Atommüll am Ende endgültig unter die Erde zu kriegen.“

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