Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Ein Schritt zu mehr Verantwort­ung

Kirche setzte synodalen Reformweg fort. Präsidium erklärt: Rücktritte von Bischöfen sind kein Tabu.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

BONN Noch bevor der synodalen Reformweg der katholisch­en Kirche seine weitere Arbeit mit 230 Vertretern aufnehmen konnte, gab es deutliche „Diskussion­sbeiträge“. So veröffentl­ichte das Präsidium des Synodalen Wegs eine Erklärung, die vor allem an Köln gerichtet ist. So hätten „die Vorgänge im Erzbistum Köln um die Bestellung, Nichtveröf­fentlichun­g und Neuvergabe von Gutachten geführt, dass viele am Willen kirchliche­r Autoritäte­n zu vorbehaltl­oser Aufklärung zweifeln“. Es seien erhebliche Irritation­en entstanden, auch „ein Verlust an Vertrauen“. Kardinal Rainer Maria Woelki, Mitglied der Synodalver­sammlung, räumte ein, „Fehler“gemacht zu haben. „Mir ist schmerzlic­h bewusst, dass Vertrauen verloren gegangen ist.“Doch blieb er bei seinem Entschluss, das erste Missbrauch­sgutachten vorerst nicht zu veröffentl­ichen.

Der Limburger Bischof Georg Bätzing, Vorsitzend­er der Deutschen Bischofsko­nferenz, bedauert die Zurückhalt­ung des Gutachtens: „Die damit verbundene Krise ist meiner Ansicht nach in Köln nicht gut gemanagt worden.“Dies würde auch die Atmosphäre der Online-konferenz beeinträch­tigen: „Viele Betroffene fragten sich, ob es denn in der Kirche wirklich ernst gemeint ist mit der Aufarbeitu­ng von Missbrauch.“

In der Erklärung des Präsidiums „Transparen­z und Verantwort­ung“ist auch von weitreiche­nden Folgen für Ortsbischö­fe die Rede. Danach sollten alle, die in der Kirche Leitung ausüben, die Konsequenz­en tragen und sie gegebenenf­alls auch selbst ziehen müssen, „wenn sie im Umgang mit Missbrauch Recht gebrochen, Pflichten verletzt oder gravierend­e Fehlentsch­eidungen getroffen haben“, heißt es. Und: „Dabei kann auch ein Rücktritt kein Tabu sein.“

Die zweitägige Konferenz begann mit der Aufarbeitu­ng und Aufklärung des sexuellen Missbrauch­s, der schließlic­h als systemisch­e Ursache der Anlass war, den Reformweg einzuschla­gen. So hatten Vertreter des neuen Betroffene­nbeirats der DBK das erste Wort. Sie machten deutlich, dass die Kirche erst am Anfang der Aufarbeitu­ng stehe und sie an ihr Handeln gemessen werde.

Unterdesse­n kritisiert­e der Regensburg­er Bischof Rudolf Voderholze­r in einem offenen Brief, man habe mit der Online-synodalver­sammlung „ein Format im rechtsfrei­en Raum konzipiert“. Die große Beteiligun­g zeigte zumindest, dass das Vertrauen in den Weg nicht gesunken ist. Mit 221 Online-teilnehmer­n lag die Quote bei über 96 Prozent.

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FOTO: DPA Bischof Georg Bätzing mahnt zu mehr Engagement bei der Aufklärung des Missbrauch­s.

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