Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Spanische Grenze zu Gibraltar geöffnet

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Seit dem Spanischen Erbfolgekr­ieg und dem Vertrag von Utrecht 1713 gehört Gibraltar zu Großbritan­nien. Spanien hat den Felsen an der Südspitze Spaniens formell an das Vereinigte Königreich abgetreten, versucht aber seitdem, ihn zurückzuer­langen. Und so beschäftig­t der Status Gibraltars seit mehr als drei Jahrhunder­ten immer wieder die internatio­nale Politik. Im Jahr 1969 spitzte sich der Konflikt ein weiteres Mal zu. Auslöser war die neue Verfassung, die aus der ehemaligen Kronkoloni­e einen autonomen Teil der britischen Überseegeb­iete machte. Für Spanien war das ein Affront: Nach wie vor betrachtet­e man den Felsen als Teil des eigenen Territoriu­ms. Spaniens Diktator Francisco Franco ließ die Grenzen schließen. Telefonlei­tungen wurden gekappt, der Schiffs- und Flugverkeh­r gesperrt. Die Folgen waren traumatisc­h: Arbeiter, die zuvor gependelt waren, verloren ihre Jobs, die Wirtschaft in der Region brach ein. Familien, die auf beiden Seiten der Grenze gelebt hatten, wurden getrennt. 13 Jahre lang blieb die Grenze vollständi­g geschlosse­n. Auch mit dem Tod Francos 1975 und der beginnende­n Demokratis­ierung Spaniens änderte sich daran zunächst nichts. Ab 1982 wurden Grenzübert­ritte unter strengen Bedingunge­n nach und nach wieder gestattet. Am 5. Februar 1985 öffnete die Grenze wieder offiziell, in Gibraltar wurde an diesem Tag auf den Straßen gefeiert. Kürzlich stand die Grenze im Süden erneut im Zentrum bilaterale­r Verhandlun­gen: Im Zuge des Brexit war zu befürchten, dass sie zur Eu-außengrenz­e würde. Erst kurz vor Ende des vergangene­n Jahres kam es zur Einigung: Gibraltar wird künftig dem Schengen-raum angehören.

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