Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Private Rente: Marktführer Allianz senkt Garantiezahlung
Viele Lebensversicherer bieten nur noch eine Auszahlungsgarantie von 90 oder gar 50 Prozent der Beiträge an. So können sie riskanter investieren.
DÜSSELDORF Schlechte Nachricht für 750.000 Kunden der Allianz Lebensversicherung: Sie bekommen nur noch eine geringere garantierte Privatrente. Wie der Marktführer bestätigt, sinkt sie für diese Kunden ab März um rund neun Prozent. Hintergrund ist die staatliche Absenkung des Garantiezinses für die Auszahlungsphase der Rente. Er fällt von 1,75 auf 1,25 Prozent. Damit sinkt gleichzeitig der Rentenfaktor, mit dem das angesparte Kapital verzinst wird. Wichtig: Kunden mit laufenden Renten sind nicht betroffen.
Der Hintergrund: Die Gesamtrente der Kunden setzt sich aus der ab Rentenstart garantierten Rente und der Überschussbeteiligung zusammen. „Eine Anpassung des Rentenfaktors nach unten ist nur mit Zustimmung eines unabhängigen Treuhänders erlaubt“, erläutert die Ergo Lebensversicherung. Diese liegt vor. Die Überschussbeteiligung und das angesparte Kapital der Kunden werden durch die Anpassung des Rentenfaktors nicht beeinflusst, so ein Allianz-sprecher.
Die Höhe des Rentenfaktors hängt unter anderem vom Alter der Kunden, dem Rentenbeginn und dem Hinterbliebenenschutz ab und liegt bei der Allianz nach der Anpassung in typischen Konstellationen bei rund 30 Euro je 10.000 Euro Sparsumme. Daher zahlt der Versicherer beispielsweise für 100.000 Euro Kapital eine monatliche garantierte lebenslange Rente von 300 Euro. Hinzu kommt noch ein Betrag aus der Überschussbeteiligung, der aber unsicher ist.
Laut Allianz ist die Senkung des für die Kalkulation notwendigen Garantiezinses eine sinnvolle Maßnahme um die Gesamtrente der Kunden zu stabilisieren. Nur wenn die Lebensversicherer weniger Garantie leisten müssen, könnten sie ihr Geld chancenreicher anlegen. Diesen Zusammenhang bestätigt Lars Heermann von der Kölner Rating-agentur Assekurata. „Weniger Garantien bedeuten zugleich mehr Freiheit in der Geldanlage.“So könnten die Versicherer dann beispielsweise verstärkt in Infrastrukturprojekte investieren.
Betroffen von der Senkung des Garantiezinses sind im Wesentlichen Fondspolicen, bei denen ein großer Anteil der Beiträge am Kapitalmarkt investiert wird. Nach Einschätzung von Analyst Heermann werden dem Beispiel der Allianz in der Zukunft aufgrund der Kapitalmarktentwicklung weitere Lebensversicherungen folgen. Die R+V Lebensversicherung bestätigt, dass sie seit Anfang 2021 die Rentenfaktoren für das Neugeschäft bereits angepasst hat. Bei 100.000 Euro Gesamtkapital liege die monatliche lebenslange garantierte Rente nun bei knapp 305 Euro. Bei der Axa Lebensversicherung sind es derzeit rund 296 Euro. Mit Überschüssen würde ein Kunde bei der Axa 383 Euro pro Monat erhalten.
Anfang dieses Jahres waren neben der Allianz viele weitere Lebensversicherer aus der 100-prozentigen Beitragsgarantie ausgestiegen. Vielfach bieten Versicherer hier nur noch Wahlmöglichkeiten, wie 90 oder gar 50 Prozent der Beiträge bei Rentenbeginn an.