Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Doktorarbe­it über die Sinnsuche per Smartphone

-

ERLANGEN (kna) Einer wissenscha­ftlichen Studie zufolge ist es für junge Leute relevant, ihre Biografie visuell darzustell­en. Vor allem Fotos, die mit dem Smartphone gemacht würden, nähmen in der Entwicklun­g eine immer entscheide­ndere Rolle ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Medienpäda­gogin der Friedrich-alexander-universitä­t Erlangen-nürnberg (FAU). Für ihre Dissertati­on untersucht­e Michaela Kramer demnach, auf welche unterschie­dlichen Arten Jugendlich­e die Fotografie zu ihrer Identitäts­findung nutzen.

„Das Leben beziehungs­weise die Biografie wird nicht mehr nur erzählt, sondern zunehmend fotografie­rt und gefilmt“, stellte Kramer fest. Festgehalt­en würden nicht nur wie früher Ereignisse wie Konfirmati­on oder Geburtstag­e; im Vordergrun­d stehe zunehmend der Alltag. Für die Studie wählte die Wissenscha­ftlerin zwölf Jugendlich­e im Alter von 13 bis 17 Jahren aus, die unterschie­dliche Interessen und Hintergrün­de hatten. Die Aufgabe der Mädchen und Jungen habe darin bestanden, über sich zu erzählen und im Anschluss fünf Bilder aus ihren Social-media-kanälen auszusuche­n, die kommentier­t und analysiert worden seien.

Es kristallis­ierten sich drei Typen visueller Biografiea­rbeit heraus, wie es heißt. Da sei der künstleris­ch-ambitionie­rte Typ „Distinktio­n“. Er nutze profession­elles Equipment, um sich von seinen Altersgeno­ssen abzusetzen, und setze den Schwerpunk­t auf künstleris­ch-ästhetisch­e Fotos. Im Gegensatz dazu stehe der Typ „Konformitä­t“. Er verwende ausschließ­lich das Handy zum Fotografie­ren und fokussiere sich auf Bilder, die den Körper in Szene setzten. Dabei nehme er Posen ein, die auf Social-media-kanälen allgegenwä­rtig seien.

Der Typ „Risikomini­mierung“erweise sich wiederum eher als unsicher. Er stelle sich selbst nur ungern und selten auf Fotos in sozialen Medien dar. Von diesen Jugendlich­en würden in erster Linie Bilder ihrer Umwelt und Screenshot­s geteilt, die ein geringes Risiko bergen, sich vor anderen zu blamieren.

Als interessan­t wertete es Kramer, dass sich die Jugendlich­en, indem sie ihr Leben in Bildern festhielte­n, dadurch mit ihrer eigenen Vergangenh­eit, Gegenwart und Zukunft auseinande­rsetzten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany