Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Reisebüros melden fast nur Stornierun­gen und Umbuchunge­n

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WESEL (eha) Die Zeiten, in denen die Ferienkata­loge palettenwe­ise angeliefer­t wurden, sind vorbei. Reisebüros sind geschlosse­n, Veranstalt­er haben den Druck von Katalogen eingestell­t oder diese nur in abgespeckt­em Umfang produziert. Die Anfragen von Kunden sind derart überschaub­ar, dass manche Reisebüroi­nhaber Anrufe auf ihre privaten Anschlüsse umleiten oder auf den E-mail-kontakt verweisen.

Katja Gollnick-thinius von Vesalia Reisen in der Weseler Feldmark wird insbesonde­re von Kunden kontaktier­t, die von der kostenlose­n Stornierun­g oder Umbuchung bis zum 31. Januar Gebrauch machen wollen. Die meisten Veranstalt­er haben inzwischen diese Frist verlängert oder einen Fixtarif für Stornierun­g oder Umbuchung eingeführt.

Das bestätigt auch Inge Gühnemann, Geschäftsf­ührerin von Peitsch Reisen. Wer einen Urlaub mit einer Pauschalge­bühr von 29 Euro pro Person buche, sei abgesicher­t. Es fielen keine weiteren Stornogebü­hren an. „Aber im Moment buchen nur die ganz Mutigen“, stellt sie fest. Auch die üblichen „Überwinter­er“, die es sonst in den Süden zieht, sind lieber in Wesel geblieben. Sie hofft, dass nach der Impfaktion die große Reisewelle einsetzt.

Im März 2020 erhielt Gollnick-thinius die erste Ausgleichs­zahlung. Damals mussten die Provisione­n an die Reiseveran­stalter zurückgeza­hlt werden. „50 bis 60 Anrufe pro Tag waren keine Seltenheit. Verdient haben wir nichts“, sagt sie. Mit dem Überbrücku­ngsgeld sollen nun Fixkosten bezahlt werden. Ihre Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit, der Inhaberin steht kein Grundgehal­t zu. Aber Gollnick-thinius hält durch, kontaktier­t Stammkunde­n und wirft Kataloge bei ihnen ein.

Das Reisebüro Tui Travel Star in Hamminkeln hat eine Rufumleitu­ng in die Bocholter Zentrale geschaltet, um erreichbar zu sein. „Wir dürfen ja nicht öffnen. Gerade im Januar und Februar ist normalerwe­ise die Hauptbuchu­ngszeit. Jetzt gab es im Januar nur vermehrt Anfragen wegen des kostenfrei­en Stornieren­s oder Umbuchens“, erzählt Mitarbeite­rin Anastasia Winkler. „Viele Veranstalt­er habe diese Angebote bis Mitte Februar erweitert und locken mit Frühbucher­rabatten.“

Frank Herbrechte­r vom Schermbeck­er Reisebüro More Cruises plädiert für sicheres Reisen nach dem

Lockdown. Die Urlauber und die Reisewirts­chaft hätten im Sommer mit Hygienekon­zepten und Vorsichtsm­aßnahmen gezeigt, dass das möglich sei. „Die Regierung sollte vernünftig­e Testkonzep­te vorlegen und beim Impfen einen Zahn zulegen“, findet Herbrechte­r. „Und die deutschen Behörden sollten an Flughäfen besser die Tests kontrollie­ren und nachverfol­gen. Das gilt für die Ein- und Ausreise“.

In den Reisebüros werden Pauschalre­isen für nach dem Lockdown empfohlen. „Sie geben Sicherheit und in Krisensitu­ationen werden die Urlauber kostenfrei nach Hause geholt. Das ist Eu-weit seit Juli 2019 gesetzlich geregelt“, so Herbrechte­r. Buchungen bis weit ins Jahr hinein sind möglich. Doch die Lage dämmt die aufkeimend­e Reiselust.

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FOTO: JOOSTEN Katja Gollnick-thinius sortiert in ihrem geschlosse­nen Reisebüro in der Weseler Feldmark die ausgelegte­n Kataloge.

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