Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Flugblatt warnt vor Schutzmasken
Die Warnung vor dem Tragen der Masken landete in vielen Weseler Briefkästen.
WESEL (P.H.) Was so mancher Weseler in diesen Tagen zwischen Pizza-faltblättern und persönlicher Post in seinem Briefkasten entdeckte, ist mehr als absurd: Ein Flugblatt, das vor den Folgen des Tragens von Masken als Schutz vor der Corona-pandemie warnt. Auf einer ganzen Seite wird ausgeführt, warum das Tragen einer Mund-nase-bedeckung als Schutz gegen das Coronavirus nicht nur sinnlos, sondern sogar schädlich sein soll. Vor allem Kinder seien davon betroffen.
Hinzu kommen „Wichtige Informationen für Dein Immunsystem“. Darin wird etwa dazu aufgefordert, seine Liebsten oft und hingebungsvoll zu knuddeln, wenn man gesund ist und nicht gerade schnieft und niest. Denn: „Abstand? War gestern“. Ein Urheber dieser Ratschläge ist in dem dubiosen Schreiben nicht vermerkt.
Klaus Schmellenkamp hatte den in blauer und grüner Schrift bedruckten Zettel auch in seiner Post und ärgert sich über die „extrem verantwortungslosen Menschen, die die Hetze gegen den Mund-nase-schutz (MNS) sowie die Impfung in Wesel verteilen“. „Bitte machen Sie darauf aufmerksam, dass diese Informationen falsch und gefährlich sind“, schreibt er. Schließlich könnte mancher Leser das, was auf dem zumindest halbwegs seriös wirkenden Blatt steht, ernst nehmen. Dabei handelt es sich hier um gezielte Desinformation und falsche Behauptungen.
Auf dem Papier werden Fragen wie „Wusstest Du, dass du selbst für gesundheitliche Schäden verantwortlich bist, die durch das Tragen eines MNS bei Dir oder Deinem
Kind entstehen?“gestellt. Die Antwort folgt direkt: „Niemand haftet. Nur Du selbst.“Und zum Schluss steht dann der Satz: „Es gibt viele Meinungen, die für Masken sprechen. Die meisten evidenzbasierten Fakten aber sprechen gegen Masken.“
Lange Zeit nutzten so genannte Verschwörungstheoretiker oder Corona-leugner nur die sozialen Medien, um solch abstruse Thesen zu verbreiten. Nun ist ausgerechnet am Niederrhein auch ein Handzettel aufgetaucht, mit dem offensichtlich diejenigen erreicht werden sollen, die nicht digital unterwegs sind.
Der Kreispolizeibehörde Wesel ist das Flugblatt bekannt. Sie hat es an die Staatsanwaltschaft Duisburg weitergeleitet, teilt sie auf Nachfrage mit. Damit sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. In Duisburg sei das Schreiben allerdings noch nicht eingegangen, so dass noch keine rechtliche Bewertung vorgenommen werden kann, erläutert Marie Fahlbusch, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft. Dies werde erst in ein paar Tagen möglich sein.