Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Die häusliche Isolation der Schüler beenden

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Je länger der Lockdown dauert, desto schwierige­r wird es für viele Eltern und ihre Kinder. Arbeiten, Unterricht­en, Lernen, Spielen und den Alltag zu organisier­en in weitgehend­er sozialer Isolation bringt Familien zunehmend an ihre Grenzen. Psychologe­n und Sozialarbe­iter wissen, wovon die Rede ist – ohne dass gleich das Kindeswohl gefährdet sein muss. Eine Perspektiv­e täte dringend not. Das neue Zauberwort in diesem Zusammenha­ng lautet in Nordrhein-westfalen neuerdings auch in den Reihen der Landesregi­erung: Wechselmod­ell. Das heißt: Schulklass­en sollen geteilt und entweder tage- oder wochenweis­e abwechseln­d von ihren Lehrern wieder vor Ort unterricht­et werden. Das mag für viele geplagte Eltern fast wie eine Verheißung klingen. Bei näherer Betrachtun­g aber könnte es sie weniger entlasten als erhofft.

Denn Lehrkräfte würden sich bei den Modellen, wie sie jetzt angedacht sind, voraussich­tlich nur mit jenem Teil der Klasse beschäftig­en, der gerade in Präsenz unterricht­et wird. Der andere Teil der Schülergru­ppe muss seine Aufgaben komplett selbststän­dig erledigen. Was zumindest bei jüngeren Schülern heißt: Vater und Mutter springen als Lehrer ein. Wer mehrere Kinder in unterschie­dlichen Klassen hat, könnte also weiterhin pausenlos gefordert sein. Damit wäre aus Elternsich­t wenig gewonnen.

Die Kinder hingegen könnten dank des Wechselmod­ells der häuslichen Isolation entfliehen und Freunde treffen. Egal ob Grundschül­er, Achtklässl­er oder Abiturient – dieses Argument wiegt schwer. Wenn die Ministerpr­äsidenten kommende Woche wieder mit der Kanzlerin über die nächsten Schritte beraten, wenn Virologen ihre Modellrech­nungen präsentier­en, dann sollten sie dieses Argument immer im Hinterkopf haben.

BERICHT FDP-MINISTER FÜR ÖFFNUNG DER SCHULEN, NRW

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