Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Busunternehmen machen sich für das Frühjahr bereit
Die Reisebranche wartet darauf, dass es wieder losgehen kann. Die Busbranche setzt auf Impfungen und Hygienekonzepte.
Seit fast einem Jahr wird vom Reisen im In- und Ausland abgeraten. Die Bundesregierung rät den Menschen aufgrund der Corona-pandemie von nicht notwendigen, insbesondere touristischen Reisen ab. Das sorgt bei Reiseunternehmen für hohe Verluste, denn das Reisen ist spätestens seit Oktober 2020 nahezu zum Erliegen gekommen. Denn für Corona-risikogebiete gilt seitdem automatisch eine Reisewarnung. Hinzu kommen Übernachtungsverbote für touristische Zwecke in ganz Deutschland. „Die Urlaubslust ist auf einem hohen Niveau“, sagt Tourismusforscher Martin Lohmann, der das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa (NIT) in Kiel leitet.
Die deutsche Reisewirtschaft rechnet für das vergangene Jahr laut Deutschem Reiseverband (DRV) mit einem Umsatzrückgang von 80 Prozent. Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen betreffen auch die fast 4000 Busreiseunternehmen in Deutschland hart. Laut Coronaschutzverordnung in Nordrhein-westfalen sind „Gruppenreisen mit Bussen zu touristischen Zwecken unzulässig“. Vor Corona verzeichnete die Branche nach Angaben der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) jährlich über 100 Millionen Fahrgäste, die mit dem Bus reisten.
Doch die Busse standen – bis auf einen kurzen Zeitraum im vergangenen Sommer – seit März 2020 nahezu still. In der Zwischenzeit hat die Reisewirtschaft vieles unternommen, um das Reisen sicherer zu machen. „Dabei wird nach der derzeitigen zweiten Corona-welle sicheres Reisen wieder möglich sein. Den Beweis dafür haben die Reisenden und die Reisewirtschaft im zurückliegenden Sommer mit Hygienekonzepten und zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen vielfach erbracht“, teilt der DRV mit.
Auch für die Fahrt in Reisebussen gelten die Hygieneregeln des Robert-koch-instituts: 1,50 Meter Abstand halten, Mund-nasen-schutz tragen, desinfizieren. Darüber hinaus bleibt die Sitzreihe hinter dem Fahrer frei, unter anderem erfolgt das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste in einer festen Reihenfolge.
Neben der Einhaltung dieser Hygienemaßnahmen haben Busreiseunternehmen weitere Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Meinhold Hafermann setzt etwa auf die Impfung seiner Gäste und ein Luftreinigungssystem. Hafermann Reisen aus dem nordrhein-westfälischen Witten hat nämlich seine gesamte Busflotte mit einem sogenannten „Virenkiller“ausgestattet. Und das bereits Mitte des vergangenen Jahres. „Damit haben wir viel Vertrauen bei unseren Gästen gewonnen“, sagt Hafermann. Immerhin zählt seine Hauptzielgruppe der über 60-Jährigen gleichzeitig zur Corona-risikogruppe. „Die Luftreinigungsgeräte geben Wasserstoffperoxid-moleküle in die Luft ab, die mehr als 99
Prozent aller Viren und Bakterien unwirksam machen“, erläutert der Geschäftsführer. Ein Prozess, der auch in der Natur an der frischen Luft stattfindet. Von der Wirksamkeit der Geräte ist Hafermann überzeugt, sie kommen auch in Kreuzfahrtschiffen zum Einsatz, um eine Ausbreitung des Norovirus, einer Magen-darm-erkrankung, an Bord zu verhindern. „Wir hatten keinen einzigen Coronafall in unseren Bussen“, sagt er. Von Juni bis Oktober reisten die Gäste in seinen Bussen überwiegend in Deutschland und ins benachbarte Ausland. Dennoch: Umsatzeinbußen von 86 Prozent stehen in den Büchern für das Jahr 2020. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Dank seiner Rücklagen hat Hafermann keine Schulden während der Pandemie gemacht. Die Reisebeschränkungen und das touristische Übernachtungsverbot gelten vorerst bis zum 14. Februar. Doch, ob nach dem 14. Februar das Reisen wieder möglich ist, darf bezweifelt werden. Meinhold Hafermann rechnet damit, dass seine Busse Ende April oder Anfang Mai wieder fahren dürfen. Im Januar haben bereits viele seiner Kunden schon für den Sommer gebucht. „Die Impfungen haben begonnen und die Infektionszahlen werden weiter sinken, wenn die Sonne wieder rauskommt.“
Beim Busreisespezialisten Felix Reisen aus Köln plant man mit einem Start in die Reisesaison ab frühestens Anfang Juni.