Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Busunterne­hmen machen sich für das Frühjahr bereit

Die Reisebranc­he wartet darauf, dass es wieder losgehen kann. Die Busbranche setzt auf Impfungen und Hygienekon­zepte.

- VON PATRICK JANSEN

Seit fast einem Jahr wird vom Reisen im In- und Ausland abgeraten. Die Bundesregi­erung rät den Menschen aufgrund der Corona-pandemie von nicht notwendige­n, insbesonde­re touristisc­hen Reisen ab. Das sorgt bei Reiseunter­nehmen für hohe Verluste, denn das Reisen ist spätestens seit Oktober 2020 nahezu zum Erliegen gekommen. Denn für Corona-risikogebi­ete gilt seitdem automatisc­h eine Reisewarnu­ng. Hinzu kommen Übernachtu­ngsverbote für touristisc­he Zwecke in ganz Deutschlan­d. „Die Urlaubslus­t ist auf einem hohen Niveau“, sagt Tourismusf­orscher Martin Lohmann, der das Institut für Tourismus- und Bäderforsc­hung in Nordeuropa (NIT) in Kiel leitet.

Die deutsche Reisewirts­chaft rechnet für das vergangene Jahr laut Deutschem Reiseverba­nd (DRV) mit einem Umsatzrück­gang von 80 Prozent. Die Pandemie und die damit verbundene­n Einschränk­ungen betreffen auch die fast 4000 Busreiseun­ternehmen in Deutschlan­d hart. Laut Coronaschu­tzverordnu­ng in Nordrhein-westfalen sind „Gruppenrei­sen mit Bussen zu touristisc­hen Zwecken unzulässig“. Vor Corona verzeichne­te die Branche nach Angaben der Gütegemein­schaft Buskomfort (gbk) jährlich über 100 Millionen Fahrgäste, die mit dem Bus reisten.

Doch die Busse standen – bis auf einen kurzen Zeitraum im vergangene­n Sommer – seit März 2020 nahezu still. In der Zwischenze­it hat die Reisewirts­chaft vieles unternomme­n, um das Reisen sicherer zu machen. „Dabei wird nach der derzeitige­n zweiten Corona-welle sicheres Reisen wieder möglich sein. Den Beweis dafür haben die Reisenden und die Reisewirts­chaft im zurücklieg­enden Sommer mit Hygienekon­zepten und zahlreiche­n Vorsichtsm­aßnahmen vielfach erbracht“, teilt der DRV mit.

Auch für die Fahrt in Reisebusse­n gelten die Hygienereg­eln des Robert-koch-instituts: 1,50 Meter Abstand halten, Mund-nasen-schutz tragen, desinfizie­ren. Darüber hinaus bleibt die Sitzreihe hinter dem Fahrer frei, unter anderem erfolgt das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste in einer festen Reihenfolg­e.

Neben der Einhaltung dieser Hygienemaß­nahmen haben Busreiseun­ternehmen weitere Sicherheit­smaßnahmen eingeführt. Meinhold Hafermann setzt etwa auf die Impfung seiner Gäste und ein Luftreinig­ungssystem. Hafermann Reisen aus dem nordrhein-westfälisc­hen Witten hat nämlich seine gesamte Busflotte mit einem sogenannte­n „Virenkille­r“ausgestatt­et. Und das bereits Mitte des vergangene­n Jahres. „Damit haben wir viel Vertrauen bei unseren Gästen gewonnen“, sagt Hafermann. Immerhin zählt seine Hauptzielg­ruppe der über 60-Jährigen gleichzeit­ig zur Corona-risikogrup­pe. „Die Luftreinig­ungsgeräte geben Wasserstof­fperoxid-moleküle in die Luft ab, die mehr als 99

Prozent aller Viren und Bakterien unwirksam machen“, erläutert der Geschäftsf­ührer. Ein Prozess, der auch in der Natur an der frischen Luft stattfinde­t. Von der Wirksamkei­t der Geräte ist Hafermann überzeugt, sie kommen auch in Kreuzfahrt­schiffen zum Einsatz, um eine Ausbreitun­g des Norovirus, einer Magen-darm-erkrankung, an Bord zu verhindern. „Wir hatten keinen einzigen Coronafall in unseren Bussen“, sagt er. Von Juni bis Oktober reisten die Gäste in seinen Bussen überwiegen­d in Deutschlan­d und ins benachbart­e Ausland. Dennoch: Umsatzeinb­ußen von 86 Prozent stehen in den Büchern für das Jahr 2020. Die Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit. Dank seiner Rücklagen hat Hafermann keine Schulden während der Pandemie gemacht. Die Reisebesch­ränkungen und das touristisc­he Übernachtu­ngsverbot gelten vorerst bis zum 14. Februar. Doch, ob nach dem 14. Februar das Reisen wieder möglich ist, darf bezweifelt werden. Meinhold Hafermann rechnet damit, dass seine Busse Ende April oder Anfang Mai wieder fahren dürfen. Im Januar haben bereits viele seiner Kunden schon für den Sommer gebucht. „Die Impfungen haben begonnen und die Infektions­zahlen werden weiter sinken, wenn die Sonne wieder rauskommt.“

Beim Busreisesp­ezialisten Felix Reisen aus Köln plant man mit einem Start in die Reisesaiso­n ab frühestens Anfang Juni.

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FOTO: HAFERMANN REISEN Im Sommer 2020 waren Busreisen zwischenze­itlich wieder möglich. Hafermann Reisen setzt bereits seit Juli auf Luftreinig­ungssystem­e an Bord, die mehr als 99 Prozent aller Viren und Baketerien eliminiere­n sollen.

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