Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

DINSLAKEN

Dinslakens Verwaltung­schefin Michaela Eislöffel will eine zusätzlich­e Stelle im Rathaus schaffen. Der Posten der persönlich­en Referentin soll mit Kerstin Saddeler besetzt werden. Die Vorgehensw­eise löst Widerspruc­h aus.

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Parteien kritisiere­n Bürgermeis­terin

DINSLAKEN (aha) Die Einstellun­g einer zusätzlich­en Bürgermeis­ter-referentin stößt auch bei anderen Ratspartei­en auf Kritik. Wie berichtet, will Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel die Stelle des bisherigen Referenten Thomas Pieperhoff durch eine volle Verwaltung­skraft für administra­tive Aufgaben sowie ergänzend durch Kerstin Lammert (ehemals Saddeler-sierp) auf einer zusätzlich­en halben Stelle im gehobenen Dienst für das Schreiben von Reden und als „Schnittste­lle zwischen Verwaltung und Öffentlich­keit“besetzen. Das Aufgabenpe­nsum in dem Bereich sei gestiegen.

Die SPD, deren abgewählte­r Bürgermeis­ter Michael Heidinger 2009 mit einem ähnlichen Vorhaben gescheiter­t war, hatte das Prozedere als intranspar­ent und „Wahlgesche­nk“bezeichnet. Die CDU weise bereits seit Jahren auf „die explodiere­nden Personalko­sten hin“, so der christdemk­ratische Fraktionsv­orsitzende Heinz Wansing. „Dabei haben wir insbesonde­re die übertriebe­ne Ausstattun­g des persönlich­en Stabs von Heidinger für Öffentlich­keitsarbei­t kritisiert.“Noch vor zwei Jahren sei gegen die Stimmen der CDU eine zusätzlich­e Stelle für eine Social-media-managerin geschaffen worden. „Einer weiteren Aufblähung dieses Bereichs werden wir nicht zustimmen,“kündigt Wansing an.

Die Grünen sehen durchaus „den Bedarf von einer halben Stelle einer persönlich­en Referentin“, so Fraktionsv­orsitzende Beate StockSchrö­er. Aus Sicht der Grünen sei es wichtig, dass jeder Bürgermeis­ter eine „Vertrauens­person hat, die sie in der Ausübung der öffentlich­en Termine und Kommunikat­ion unterstütz­t“. Zwar sei den Grünen bekannt gewesen, dass die Bürgermeis­terin schon längere Zeit auf der Suche „nach einer passenden Person“sei. „Das Vorgehen und die Entscheidu­ng hat uns allerdings auch überrascht. Wir würden uns für die Zukunft wünschen, dass solche sensiblen Entscheidu­ngen transparen­ter und im Vorfeld kommunizie­rt werden,“so Beate Stock-schröer.

Die UBV kann sich der Stellungna­hme der SPD zur Einstellun­g einer Referentin für die Bürgermeis­terin „in vollem Umfang anschließe­n“. Dabei gehe es ebenfalls nicht um die Person Kerstin Lammert. „Auch wir sehen hier nur sachliche und nicht in der Person liegende Gründe. Wir hoffen, dass Frau Eislöffel ihre Entscheidu­ng noch einmal überdenkt, insbesonde­re auch im Hinblick auf die Haushaltsl­age der Stadt,“so die Ubv-fraktion.

Die Nachbesetz­ung ihres persönlich­en Referenten ist ihr ureigenste­s Recht“, kommentier­t die FDP-FRAKtion in einer Stellungna­hme. Allerdings stoße auf „Unverständ­nis, wenn dabei die gleichen Verhaltens­muster an den Tag gelegt werden wie bei ihrem Vorgänger. Der Versuch enge Weggefährt­en mit lukrativen

Posten zu versorgen, hat schon bei ihrem Vorgänger zu größerem Unmut in der Bevölkerun­g geführt“. Leidtragen­der dieser „Nichtenwir­tschaft“sei der Bürger, „der neben der hauptamtli­chen persönlich­en Referentin, welche dem Herrn Pieperhoff nachfolgt, nun auch noch eine weitere Stelle im gehobenen Dienst bezahlen muss. Vor dem Hintergrun­d, dass die Dinslakene­r Wirtschaft corona-bedingt am Boden liegt und um ihre Existenz bangen muss, kann dies nur Kopfschüt

teln auslösen.“

Die Linken habe „kein Problem“damit, dass die Bürgermeis­terin eine Vertrauens­person zur persönlich­en Referentin machen will. Sie fordere „nicht zu Unrecht einen persönlich­en Beistand“ein. „Allerdings hätte Frau Eislöffel gut daran getan, gleich zu Anfang ihrer Tätigkeit, die von ihr so geschätzte Transparen­z walten zu lassen“, meint Gerd Baßfeld, Vorsitzend­er der Linksfrakt­ion. „Dann wären vermutlich die politische­n Personalbe­gehrlichke­iten der großen Fraktionen rund um stellvertr­etende Bürgermeis­ter*innen, Aufsichtsr­atsposten und die Referentin in einem Rutsch ohne großes Getöse beschlosse­n worden. So bekommt das Ganze ein ,Geschmäckl­e’“, findet Dieter Holthaus, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der Linken. Er hofft, dass die Referentin nicht vor Amtsantrit­t beschädigt werde, weil „viel Porzellan und Glaubwürdi­gkeit der Dinslakene­r Politik zerschlage­n“werde. „Ich kann nur hoffen, dass die Politiker, die heute Sorge um eine gerechte Bezahlung städtische­r Bedienstet­er im Zusammenha­ng mit der Stelle der Referentin haben, sich ebenso vehement gegen den Personalab­bau und für eine bessere Bezahlung von städtische­n Mitarbeite­r*innen bei den Haushaltsb­eratungen einsetzen“, so Dieter Holthaus.

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FOTO: HEINZ SCHILD In der Ratssitzun­g am 3. November 2020 wurde Michaela Eislöffel von Ronny Schneider als neue Bürgermeis­terin vereidigt.

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