Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Liebe und Leidenschaft – das pralle Leben
Die Gruppe Sargnägel hat ihr neues Album mit dem Titel „ Ars Vivendi“veröffentlicht.
DINSLAKEN (bes) „Ars Vivendi“ist vielleicht nicht exakt das, was das Lebensgefühl der vergangenen zehn Monate beschreibt. Aber es ist eine Haltung, an die man sich in diesen Zeiten erinnern sollte. Die Kunst zu leben also dort, wo der Sensenmann ebenfalls auf dem Beutezug einer reichen Ernte ist. Klingt nach Mittelalter? Alten Volksliedern und Balladen? Nach Texten voll von prallem Leben, Lieben und Leidenschaft und gleichzeitig einer Lust am Morbiden? Stimmt.
„Ars Vivendi“haben Die Sargnägel ihr Debütalbum betitelt und nicht ohne Grund lautet der Untertitel „Liebe, Leid und Lügen“. Es ist eine erste CD in dieser Besetzung und unter diesem Namen, aber dahinter stecken keineswegs Unbekannte. Die Sargnägel sind Peter Huntenburg und Ralf Veith von Galahad und Ali Rosser (Meet the Beatles), der bei der Galahad Reunion 2015 am Mikro stand.
Peter Huntenburg liebt es, Geschichten zu erzählen. Aus seiner Feder stammen nicht nur viele Galahad-texte, er übernimmt auch immer wieder längere Moderationen bei den Livekonzerten der Mittelalter-folk-rocker. Aber seine kreative Produktivität geht darüber hinaus. Viele deutschsprachige Verse sind über die Jahre entstanden. Ralf Veith hat 14 davon vertont und Ali Rosser hat sie eingesungen. Das Ergebnis ist „Ars Vivendi“.
Die Sargnägel singen von der Liebe, von der Leidenschaft. Mal zart und sehnsuchtsvoll („1000 Lichter“), mal sinnlich und zupackend. Aber es gibt auch eine andere Seite. Den „Fleischer“sollte man als Rezensentin so emotionslos hinnehmen, wie es den Journalisten unterstellt wird und den Text des folgenden „Gepfiffen“mit einbeziehen.
Denn so, wie der „Fleischer“keinen Unterschied zwischen den Menschen, die er zerhackt und der Ware, die er verkauft, macht, so wird das „Märchenhafte“der Nixen dadurch erklärt, dass sie durch Überfischung ausgerottet wurden.
„Ars Vivendi“bedeutet hier eine bitterbös verpackte Botschaft, mit der Natur zu leben und nicht diese fürs eigene Vergnügen abzuschlachten. Und nicht zuletzt setzt „Komm’ zu mir“den Schlusspunkt des Albums: Es ist ein Appell gegen Rechts ebenso wie gegen zerstörerische Profitgier.
Liedermacher, Folk- und Mittelalter-fans kommen bei diesem deutschsprachigem Album auf ihre Kosten – ein hörenswertes Seitenprojekt ein Jahr nach der Veröffentlichung des preisgekrönten „Jheronimus“von Galahad.