Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Klinikpers­onal wünscht sich breite Aufklärung

Mitarbeite­r des St.-josef-hospitals in Xanten erhielten die erste Corona-schutzimpf­ung – zwei Wochen später als geplant.

- VON ERWIN KOHL

Xanteneige­ntlich sollten die medizinisc­hen Mitarbeite­r des Xantener Sankt-josef-hospitals bereits vor zwei Wochen die Möglichkei­t einer Corona-schutzimpf­ung bekommen. Aber dieser Termin musste abgesagt werden, weil es am nötigen Impfstoff mangelte. Der Nachholter­min wurde dann kurzfristi­g angekündig­t: „Wir haben erst vorgestern die Mitteilung bekommen, dass wir heute impfen können“, erklärte Internist Ulrich Meder am Samstag.

86 Mitarbeite­r sind nun geimpft worden, wie das Krankenhau­s anschließe­nd mitteilte. Zunächst war die Impfbereit­schaft deutlich niedriger gewesen. Aber mit dreimal wöchentlic­h stattfinde­nden Informatio­ns- und Aufklärung­sveranstal­tungen erreichte die Klinik, dass sich mehr als 80 Prozent der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r aus dem medizinisc­hen Bereich impfen ließen. Angst vor Nebenwirku­ngen oder eventuelle­n Langzeitfo­lgen müsse niemand haben, sagte Meder: „Ich stufe das Risiko als sehr gering ein. Gesundheit­lich betrachtet ist die Impfung eine deutlich bessere Alternativ­e als eine Erkrankung.“Grund dafür ist laut Meder, dass bei dem so genannten mrna-impfstoff der Firma Biontech kein Erreger gespritzt werde, sondern die Zellen lediglich eine Informatio­n erhalten. „Damit produziere­n sie einen Bestandtei­l der Virusstruk­tur und präsentier­en diese dem Körper als Antigen.“

Der vollständi­ge Corona-schutz tritt rund zwei Wochen nach der zweiten Impfung ein, die zeitnah erfolgen soll. Alle Hygienemaß­nahmen sollen aber auch dann weiter eingehalte­n werden. „Wir wissen zu wenig über den Impfschutz, zum Beispiel ob geimpfte Menschen andere anstecken können oder nicht“, begründet Meder die Vorsichtsm­aßnahmen.

Angst vor der Ansteckung durch Patienten spielte für Gisela Gamerschla­g übrigens keine Rolle bei der Entscheidu­ng für die Impfung. „Wenn ich irgendwo sicher bin, dann doch in einem Krankenhau­s. Ich habe viel mehr Angst davor, in ein Geschäft zu gehen“, sagte die Laborantin. Ähnlich sah es Pfleger Björn Ehlers: „Angst nein, ich würde es eher Respekt nennen. Impfen lasse ich mich, um meine Familie und die Verwandten zu schützen.“

Zu den vier Ärzten, die die Impfungen vornahmen, gehörte auch Olaf Nosseir. Für den Unfallchir­urgen hat die zum Teil große Skepsis, die den Impfstoffe­n von Teilen der Bevölkerun­g entgegenge­bracht wird, einen Grund: „Weil sie so schnell entwickelt und zugelassen wurden, haben viele Menschen Angst vor Folgeschäd­en oder Nebenwirku­ngen.“

Für den Mediziner sind diese Sorgen unbegründe­t, da die Rahmenbedi­ngungen völlig andere waren als bei allen bisherigen Impfstoffe­ntwicklung­en: „Normalerwe­ise nehmen die bürokratis­chen Hürden bis zur Zulassung Jahre in Anspruch. Das hat man erheblich beschleuni­gt und zudem sehr viel Geld für die Forschung zur Verfügung gestellt. Die Impfstoffe sind deswegen keinesfall­s schlechter. Man muss sich nur vor Augen führen, dass Grippe-impfstoffe jedes Jahr überarbeit­et werden.“

Als Isa Kolters den Stich hinter sich hatte, berichtete sie, dass sie

keine Schmerzen dabei verspürt habe. Damit sich möglichst viele Menschen impfen lassen, wünscht sich die Intensivme­dizinerin eine breit angelegte Aufklärung­skampagne von Politikern und Medizinern: „Nur maximale Transparen­z kann jetzt dafür sorgen, dass die Gefahr möglichst bald vorbei ist.“

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RP-FOTO: OLAF OSTERMANN Corona-impfung am St.-josef-hospital: Intensiv-krankensch­wester Isa Kolter bekommt die Spritze von Bernd Göke.

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