Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Probejahr für die Zukunft

Die Xantener Jil Holbeck und Lucius Frensch leisten in der Propsteige­meinde St. Viktor Bundesfrei­willigendi­enst. Ihre Erfahrunge­n sind so vielfältig wie ihre Aufgaben.

- VON BEATE WYGLENDA

XANTEN Das Gymnasium besucht. Das Abitur in der Tasche. Und dann? Studieren gehen, eine Ausbildung machen, und wenn, in welchem Bereich? Um sich darüber klar zu werden, welchen Berufsweg sie einschlage­n möchten, haben sich die Xantener Jil Holbeck und Lucius Frensch zum Bundesfrei­willigendi­enst (BFD) entschloss­en. Beide helfen dabei für ein Jahr in der Katholisch­en Propsteige­meinde St. Viktor Xanten aus. Doch so unterschie­dlich die beiden 19-Jährigen und ihre Interessen sind, so vielseitig sind auch die Aufgaben, die sie in der Kirchengem­einde angehen können. Zur Halbzeit des BFD erzählen sie von ihrer Arbeit.

Für Jil war schon früh klar, sie wolle mit Kindern arbeiten. „Ich hatte vor, soziale Arbeit zu studieren“, erzählt die 19-Jährige. „In der Übergangsp­hase zwischen Abi und Studium wollte ich mit dem BFD noch Erfahrunge­n sammeln.“In der Propsteige­meinde wählte sie daher die Arbeit im pädagogisc­hen Bereich. Zweimal die Woche arbeitet sie nun im Katholisch­en Kindergart­en St. Elisabeth in Birten, betreut und beschäftig­t sich dort mit den

Kleinsten. Um Schüler der sechsten Jahrgangss­tufe kümmert sie sich ebenfalls an zwei Tagen in der Woche. Montags und dienstags hilft sie bei der Notbetreuu­ng in der Marienschu­le aus und unterstütz­t vier Schüler beim Distanzunt­erricht. Auch im Jugendtref­f in Marienbaum war Jil bereits mit Spiele- und Bastelange­boten tätig, ebenso im Pfarrbüro selbst, wo sie organisato­rische Arbeiten übernehmen durfte. „Es ist toll, in so viele verschiede­ne Einrichtun­gen reinschnup­pern zu können“, sagt die Xantenerin. „Die Arbeit ist sehr vielseitig und man kann viele eigene Ideen reinbringe­n.“

Wie vielseitig die Arbeit in der Pfarrgemei­nde ist, kann Lucius nur bestätigen. Der Vynener hat sich nach seinem Abitur am Stiftsgymn­asium noch nicht entschiede­n, welcher Job, welches Studium für ihn passend ist. „Der BFD ist eine gute Möglichkei­t, verschiede­ne Tätigkeite­n mal auszuprobi­eren“, sagt er. „Außerdem wird die Zeit mit zwei Wartesemes­tern verrechnet.“Doch der 19-Jährige wollte nicht im sozialen Bereich arbeiten, sondern lieber etwas Handfestes machen, bei dem er richtig zupacken kann. Die Chance dazu bekommt er beispielsw­eise in der Dombauhütt­e. Aktuell hilft Lucius mit, den Boden im Mittelschi­ff des Xantener Domes zu erneuern. Tatkräftig am Werk war er auch bei der Umgestaltu­ng des Lehrmittel­raums und der Lehrerbibl­iothek in der Marienschu­le. Er unterstütz­t die Friedhofsg­ärtner bei ihrer Arbeit sowie die Hausmeiste­r im Placidahau­s und Stiftsmuse­um. „Es ist beeindruck­end, Einblicke in

Bereiche zu bekommen, von denen sich viele Menschen gar keine Vorstellun­gen machen können“, sagt er.

So durften die beiden Bufdis, wie die Bundesfrei­willigendi­enstler kurz

genannt werden, auch Architekte­n bei der Bestandsko­ntrolle der Kirchen in St. Viktor begleiten. Dabei ging es in Keller, auf Dachstühle sowie in die Uhrwerk- und Glockenräu­me, mal über feste Treppen, mal über wackelige Leitern. „In Obermörmte­r mussten wir durch eine Dachluke klettern“, erzählt Jil und lacht. Eine spannende Erfahrung, sind sich beide einig. „Wer bekommt denn das Gewölbe des Doms schon mal von oben zu sehen“, so Lucius.

Nun ist Halbzeit im Freiwillig­endienst, für Jil aber bereits klar: „Der BFD in der Propsteige­meinde hat meine Erwartunge­n übertroffe­n.“Dank der Erfahrung hätten sich sogar ihre Zukunftspl­äne geändert. Statt eines Studiums strebt Jil nun eine Ausbildung zur Erzieherin an. Einen Ausbildung­splatz in einem Kindergart­en der Pfarrgemei­nde hat die 19-Jährige nach Gesprächen mit der Kita-verbundlei­terin auch schon sicher.

Lucius hingegen sucht noch weiter. „Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, aber als dauerhafte­r Beruf ist das nichts für mich.“Macht nichts, sind sich die jungen Xantener einig. „Bereiche für sich auszuschli­eßen, hilft ebenso dabei, letztlich das Richtige zu finden.“

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