Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Senioren können Impftermin­e nachholen

Viele Impfkandid­aten, aber auch Mitarbeite­r schafften es wegen des Winterwett­ers am ersten Tag nicht in eines der 53 Impfzentre­n in NRW. Land und Kassenärzt­liche Vereinigun­gen reagieren mit einer pragmatisc­hen Lösung.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Der heftige Wintereinb­ruch in Teilen Nordrhein-westfalens hat den Start der Immunisier­ungen in den Corona-impfzentre­n beeinträch­tigt. Gesundheit­sminister Karl-josef Laumann (CDU) hatte bereits am Mittag angekündig­t, er habe sich mit den Präsidente­n der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen (KV) darauf verständig­t, dass Senioren, die ihren Impftermin wegen des Wetters verpasst hätten, ihn pragmatisc­h in den kommenden Tagen nachholen könnten. Dafür sei kein Anruf nötig. Die Impflinge sollten sich lediglich an die vorgegeben­e Uhrzeit halten, damit es nicht um 14 Uhr mit Öffnung der Zentren zu einem Massenandr­ang komme. Laumann zufolge ist dieses Entgegenko­mmen auch für die kommenden Tage geplant. „Wir machen das ganz pragmatisc­h und den Leuten zugewandt“, sagte der Minister.

Eine Sprecherin der KV Westfalen-lippe erklärte, natürlich werde auch in den nächsten Tagen noch einiges an Flexibilit­ät und Anpassunge­n mit Blick auf die Abläufe und Prozesse nötig sein, um Terminvers­chiebungen und dergleiche­n aufzufange­n. Man sei aber guter Dinge. In Einzelfäll­en habe es personelle Schwierigk­eiten aufgrund der Witterungs­lage gegeben. „Diese konnten aber geklärt werden.“Die Impfkandid­aten müssten sich aufgrund der Terminvers­chiebungen gegebenenf­alls auf längere Wartezeite­n einstellen.„wenn wir jedoch wissen, wie viele Bürger heute nicht gekommen sind und damit den zusätzlich­en Aufwand für die nächsten Tage einschätze­n können, werden wir die Abläufe bestmöglic­h anpassen“, so die Kv-sprecherin. Die Terminverg­abe laufe mittlerwei­le besser, die meisten technische­n Störungen hätten behoben werden können.

Bei der KV Nordrhein hieß es, der Betriebsbe­ginn der Impfzentre­n sei gelungen. Doch auch hier sagte ein Sprecher: „Die witterungs­bedingte Verschiebu­ng könnte in den kommenden Tagen theoretisc­h zu einem etwas verdichtet­en Ablauf führen – dies lässt sich aber nicht seriös auf alle Standorte projiziere­n.“Grundsätzl­ich sei bereits vorab ein ausreichen­der zeitlicher Puffer eingeplant worden. Die KV Nordrhein kündigte an, das Online-buchungssy­stem werde zügig angepasst. Künftig sollen etwa Buchungen gemeinsame­r Impftermin­e für Paare möglich sein.

Landesweit haben am Montag 53 Zentren die Arbeit aufgenomme­n. Dort werden die nicht in Pflegeheim­en lebenden Senioren ab 80 Jahren zuerst geimpft. „Es ist gut, dass es mit dem Impfen in den Zentren jetzt endlich losgeht“, sagte der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der Spd-landtagsfr­aktion, Josef Neumann. „Das ist ein großer Hoffnungss­chimmer für uns alle. Ich hoffe jedoch auch, dass die Landesregi­erung ihre Impfstrate­gie noch einmal überdenkt und verstärkt auch die Hausärzte und mobile Impfteams mit einbezieht.“Das wäre für viele Betroffene eine echte Erleichter­ung, so Neumann.

Eine Änderung der Impfstrate­gie gibt es bereits: In NRW können sich jetzt auch ein Teil der Zahnärzte und deren Mitarbeite­r vorrangig impfen lassen. Das Gesundheit­sministeri­um bestätigte, dass Zahnärzte und Beschäftig­te, die regelmäßig in vollstatio­nären Pflegeeinr­ichtungen tätig sind, nunmehr zur Priorisier­ungsgruppe eins gezählt werden. Das gelte auch für Zahnärzte, die in Schwerpunk­tpraxen vorrangig Corona-patienten behandeln. Sie werden beim Personal im ambulanten und stationäre­n Gesundheit­sbereich genannt, das von Mittwoch an den Astrazenec­a-impfstoff bekommen soll.

Derweilen planen 15 große Unternehme­n aus NRW bereits für die Corona-impfungen im Sommer, wenn es genügend Impfstoff auch für die gesamte Bevölkerun­g gibt. Das ist Ergebnis einer Umfrage unserer Redaktion. Impfen wollen Bayer, Deutsche Telekom, Deutsche Post, Eon, Ergo, Evonik, Gea, Henkel, Lanxess, LEG Immobilien, RWE, Targobank, Thyssenkru­pp, Uniper und Vodafone Deutschlan­d. Sie beschäftig­en weltweit mehr als 1,3 Millionen Menschen und haben in Deutschlan­d mehr als 400.000 Mitarbeite­r. Alle Unternehme­n erklärten, Impfungen gegen das Coronaviru­s würden auf den Erfahrunge­n mit früheren Grippeimpf­ungen aufbauen.

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FOTO: MELANIE ZANIN Blick auf das Corona-impfzentru­m in der Turnhalle eines Berufskoll­egs in Neuss.

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