Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
HAMMINKELN
Alle Lehrer und etliche bedürftige Schüler sind bereits ausgestattet. Weitere Anträge werden derzeit geprüft. Bis alle Schüler ein ipad haben, könnte es aber noch länger dauern. Denn die Nachfrage der Schulen ist gewaltig.
Alle Gesamtschüler sollen ein Tablet für den digitalen Unterricht erhalten
HAMMINKELN In Zeiten der Pandemie wächst der Druck zur Digitalisierung. Mehr Homeoffice ist für viele Firmen nicht nur Fortschritt und Notlage, sondern auch im Eigeninteresse. Enorme Schritte nicht nur beim Homeoffice wurden im Hamminkelner Rathaus und in den örtlichen Schulen gegangen. Bürgermeister Bernd Romanski verweist auf die hohe Quote von 42 Prozent – bezogen auf die Arbeitsbereiche, in denen mit Digitalisierung Homeoffice machbar ist. „Wir sind intensiv dabei, mehr Arbeitsprozesse zu digitalisieren“, sagt der Verwaltungschef. Digital wichtig ist aktuell vor allem das Thema Bildung.
In der Hamminkelner Gesamtschule schreitet die Digitalisierung immer weiter voran. Alle Lehrer sind ausgestattet mit 81 ipads, bedürftige Schüler wurden mit 63 Geräten ausgestattet. Weitere Anträge werden derzeit geprüft, denn vor der Ausgabe wird die Bedürftigkeit untersucht. Die Notbetreuung in der Gesamtschule erfolgt mit den ipads der Oberstufe. Kurz- bis mittelfristig ist geplant, alle Schüler der Gesamtschule damit zu versorgen. Doch der Weg dahin ist steinig.
Weitere Geräte sind bestellt, aber die Nachfrage der Schulen ist gewaltig, und niemand weiß, wann die Lieferkapazitäten zur Vollausstattung ausreichen. Auf ähnliche Erfahrungen wie im letzten Jahr möchte die Stadt verzichten. Damals fehlten Tastaturen, aus verschiedenen Quellen wurden Fremdprodukte zugekauft. An den Grundschulen startete die Ausgabe mit einer Pilotphase an der Grundschule Hamminkeln. Die anderen Grundschulen folgen sukzessive, 2022 die dritten und vierten Jahrgänge.
Damit digitales Lernen auf Distanz funktioniert kommt es auf stabile Leitungen auch im Außenbereich an. Nur hochwertiges Netz schafft die nötige Bild- und Tonqualität bei den Schülern Zuhause, die in der Flächenkommune Hamminkeln oft weit draußen leben. „Die Aussage, man brauche nicht Glasfaser bis an die letzte Milchkanne, ist schlicht falsch“, merkt Romanski an und widerspricht damit Bildungsministerin Anja Karliczek.
An Lizenzen fürs digitale Lernen fehlt es nicht mehr. Aus der Mangelware – zunächst gab es 300 Lizenzen für das Webkonferenzsystem „Big Blue Button“– wurde Vollausstattung. Am heutigen Dienstag stehen 700 weitere Lizenzen zur Verfügung. Das zuliefernde KRZN
musste zunächst seine Serverkapazität aufstocken. Damit sind die Videokonferenzen mit den Schülern der Gesamtschule möglich. Nach anfänglichen Problemen laufen sie jetzt störungsfrei, heißt es.
Das nächste Projekt soll Elternabende an Grundschulen als Videokonferenz möglich machen. Zum Beispiel könne es dann in größerer Runde Diskussionen geben, wie Unterricht und Hilfestellungen organisiert werden können. Das ist als Ersatz für Rundschreiben und wegen der direkten Antwortmöglichkeiten auf Fragen praktisch. Andererseits ist es auch so etwas wie ein Experimentierfeld für die Zukunft. Denn die Digitalisierung an Schulen kommt, um zu bleiben.