Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
SV Schermbeck II hinkt eigenem Anspruch hinterher
Fußball: Trainer Alexander Kaul wollte mit dem A-ligisten eigentlich oben mitspielen. Doch das Team steht nur auf Rang neun.
SCHERMBECK (beck) Die Sonne scheint im Augenblick definitiv andernorts. Wer mit Alexander Kaul derzeit über Fußball redet, wird kaum in eine euphorische Unterhaltung geraten. Der Trainer der zweiten Mannschaft des SV Schermbeck leidet – wie jeder andere Coach aktuell auch – unter dem Lockdown und dem damit verbundenen Fußballverbot. Kein Fußball, kein Spaß: So könnte die simple Formel lauten. Für Kaul und seine Mannschaft gilt aber auch: Kein Erfolg, kein Spaß. Mit nur neun Punkten aus den bislang absolvierten sieben Spielen hinkt der selbsterklärte Aufstiegsaspirant in der Kreisliga A Recklinghausen den ausgegebenen Saisonzielen weit hinterher. „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft bei uns schon eine große Lücke“, sagt der Svs-trainer.
Alexander Kaul, der erst im Sommer des vergangenen Jahres die Nachfolge des zum Coach der Oberliga-mannschaft beförderten Sleiman Salha antrat, kann sich dieses eklatante Missverhältnis zwischen Aufwand und Ertrag nur bedingt erklären. In der Vorbereitung seien sowohl die Ergebnisse als auch die Auftritte seines Teams mehr als in Ordnung gewesen. „Da haben wir zum Teil sehr gute Spiele abgeliefert”, sagt er. „Aber nach dem Saisonstart haben wir unser Potenzial nicht mehr auf den Platz bekommen. Vorbereitung und Meisterschaft sind ganz offenbar zwei Paar Schuhe.”
Auch Personalprobleme im Kader der Oberliga-mannschaft können in diesem Fall nicht als Erklärung herhalten. Denn anders als andernorts musste Kaul selten bis gar nicht auf Spieler seiner Mannschaft verzichten, weil sie im ersten Team aushelfen sollten. Im Gegenteil. „Der Kader der ersten Garnitur ist beileibe groß genug”, sagt Alexander Kaul. „Da war es eher schon so, dass wir umgekehrt von denen profitiert haben.”
Jüngster Zugang im Kader der zweiten Mannschaft ist dabei der langjährige Oberliga-spieler Kevin Mule-ewald, eine richtig gute Verstärkung. Warum der nun bei der zweiten Mannschaft aushelfen soll, darüber schweigt Kaul ebenso wie über weitere Gründe, warum sein Kollektiv nie richtig ins Rollen gekommen ist. „Da gibt es einige Gründe, die wir aber sicher nicht nach außen tragen werden”, sagt der Übungsleiter und hält sich diesbezüglich bedeckt. Ob in diesem Zusammenhang über disziplinarische Dinge spekuliert werden darf? Kaul: „Das bleibt ganz sicher unter uns und wird im internen Kreis besprochen.”
Insofern begleiten die ersten Meisterschaftsspiele des neuen Trainers, der bekanntlich eine lange Vergangenheit zwischen 2004 und 2010 unter Coach Martin Stroetzel im Oberliga- und Nrw-liga-team des SV Schermbeck besitzt, ein Mix aus unterschiedlichsten Gefühlen. Ganze zwei Siege gaben nur wenig Anlass, sich über das Geleistete zu freuen. „Gewinnen macht mir natürlich am meisten Spaß”, sagt Alexander Kaul. „Und verlieren kann ich ohnehin nicht besonders gut. Dann habe ich richtig schlechte Laune.”
Immerhin konnte sich der Verantwortliche an der Seitenlinie über Neuzugang Dorian Weber freuen, der im Sommer vom Landesligisten PSV Wesel zu den Schermbeckern stieß und im rechten Mittelfeld einen Stammplatz beansprucht. „Allerdings arbeitet Dorian bei der Polizei und muss dort aufgrund von Wechselschichten auch schon mal auf den Fußball verzichten”, so Kaul. Gleich vier Spieler aus der eigenen A-jugend, die im Sommer zu den Senioren aufrückten, dürfen aber als eindrucksvoller Beleg der erfolgreichen und engagierten Jugendarbeit des SV Schermbeck gelten. „Mit Leon Schwandt und Moritz Klüsener – beide sind gerade mal 19 Jahre alt – gehören zwei Akteure sogar zum erweiterten Kader des Oberliga-teams“, so Kaul.
Mehr aber werden es in dieser Spielzeit auch nicht. Zumindest war das, laut Alexander Kaul, die Quintessenz eines Telefonats, dass er Mitte Januar mit seinem Sportlichen Leiter Cem Kara geführt hat. Wie auch immer diese Saison weitergehen mag, der Aufstieg ist aktuell kein Thema für den SV Schermbeck II. Kaul bezweifelt, dass der Spielbetrieb in dieser Serie überhaupt noch einmal aufgenommen werden kann. Und wenn doch, dann will sein Team endlich auch auf dem Platz seine Klasse unter Beweis stellen. „Wir werden alle Spiele so gut wie möglich gestalten, um am Ende so weit vorne wie möglich zu landen”, sagt Kaul. „Und gern würden wir noch einmal daheim gegen den aktuellen Tabellenführer TSV Raesfeld antreten.”