Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
50 Jahre als Fahrlehrer im Einsatz
Rudi Schmidtpott (74) denkt noch lange nicht ans Aufhören.
DINSLAKEN (yp) Fahrschüler in der Region sowie deren Eltern und Großeltern wissen Rudi Schmidtpott zu schätzen: Mit seiner ruhigen und freundlichen Art formt er seit über 50 Jahren die nächste Generation Autofahrer.
Dabei saßen neben ihm auf dem Fahrersitz teilweise schon drei Generationen aus einer Familie. „Viele Eltern und teilweise Großeltern fragen nach mir, da sie bei mir ihre Fahrausbildung gemacht haben und nun die Kinder beziehungsweise Enkel an der Reihe sind“, freut sich Schmidtpott. „So viel kann ich also nicht falsch gemacht haben.“
Seine Karriere als Fahrlehrer begann vor über 50 Jahren bei der Bundeswehr, wo er seine zweijährige Ausbildung absolvierte und schließlich am 22. Januar 1971 seine Ausbilder-lizenz in den Händen hielt. Nach zwei Jahren im Beruf bei der Bundeswehr wechselte er in eine Fahrschule in Walsum, war von 1975 bis 1983 selbstständig tätig, wechselte 1984 in die Fahrschule Hartel in Voerde. „Hier habe ich über 29 Jahre gearbeitet, leider verstarb der Besitzer und ich brauchte eine neue Aufgabe“, erzählt Schmidtpott.
2013 begann er bei der Fahrschulakademie Niederrhein, wo er sich bis heute „sehr wohl“fühlt. Obwohl er seit 2011 schon als Rentner gilt, denkt er aktuell nicht ans Aufhören: „Wenn die Fahrschüler irgendwann mal sagen, dass sie mit dem Opa nicht mehr fahren wollen, höre ich auf“, sagt Rudi Schmidtpott und lacht. „Mit über 74 habe ich immer noch Spaß an meinem Beruf und gehe jeden Morgen mit einem Lächeln zur Arbeit. In welchem anderen Beruf hat man so viele Erfolgserlebnisse in so kurzer Zeit?“
An zwei Fahrschüler erinnert sich Schmidtpott gerne zurück: „Ich habe zwei taubstummen Fahrschülern das Autofahren beigebracht und das war natürlich mit einigen Schwierigkeiten verbunden. So habe ich alles, was ich sonst erzählen würde, auf Zettel aufgeschrieben und während der Fahrt vorgezeigt. Es war eine schwierige, aber trotzdem sehr schöne Aufgabe.“Der Sohn einer der beiden ehemaligen Fahrschüler sitzt inzwischen wieder neben Schmidtpott und lernt das Autofahren.
Als Fahrlehrer brauche man gute Nerven, erzählt der Ausbilder: „Wenn ein Fahrschüler es zum zehnten Mal falsch macht, muss man trotzdem ruhig bleiben und es immer weiter versuchen. In meiner Zeit habe ich schon viele Fahrlehrer gesehen, die ihren Job an den Nagel gehangen haben, weil sie nicht genügend Geduld aufbringen konnten.“Aber es seien gerade die Fahrschüler, die ihm am meisten Freude bereiten, bei denen es etwas holpriger abläuft. „Die Kunst des Fahrlehrers ist es nämlich, sich auf jeden Schüler einzustellen: Manchmal muss man sie mehr streicheln, manchmal etwas in den Hintern treten“, schmunzelt er.
In seiner Karriere erlebte Rudi Schmidtpott viele Reformen der Fahrausbildung und eine gefällt ihm besonders gut: „Das begleitete Fahren mit siebzehn hat unsere Straßen deutlich sicherer gemacht, da viel weniger Unfälle passieren. In den letzten Jahrzehnten war das die beste Entscheidung der Bundesregierung.“
Weiter erinnert er sich auch an die Prüfungszeit in seinen Anfängen: „Da ist man einmal um den Block gefahren und nach fünfzehn Minuten war man fertig. Seit diesem Jahr müssen die Prüflinge 55 Minuten fahren.“
In seiner Freizeit wechselt der gelernte Autoschlosser gerne das Gefährt. In seiner Honda Pacific Cost, „dem einzigen Motorrad mit Kofferraumdeckel“, fährt er gerne durch England oder nach Südtirol. „Die Dolomiten und der Gardasee sind mein zweites Zuhause“, erzählt Rudi Schmidtpott.