Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Liebeserkl­ärung ans Ruhrgebiet

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Kai Magnus Sting, 1978 in Duisburg geboren, hat sich als Kabarettis­t und als Autor schwarzhum­origer Krimis im Ruhrgebiet und weit darüber hinaus einen Namen gemacht. Sein neues Buch „Hömma, so isset!“ist eine Liebeserkl­ärung an die Menschen und die Sprache im Ruhrgebiet – beides gehört für Sting untrennbar zusammen. Der Autor verknüpft seine höchst unterhalts­ame Einführung in Vokabular, Grammatik und kommunikat­ive Besonderhe­iten des „Ruhrpottde­utsch“mit vielen Episoden und Anekdoten aus seiner eigenen Lebens- und Familienge­schichte, denen er die Besonderhe­iten und Sonderlich­keiten dieser Sprache ablauscht. Wir begegnen Oma Lise und Tante Ilse, den Freunden Hannes und Hotte, stehen mit den Kumpels „anne Bude“(wo „immer andere und immer dieselben stehen“) oder lauschen Dialogen von erfrischen­d-lakonische­r Kürze („Wie is et?“„Wat soll sein?“oder auch „Wie is et?“„Mutt! Mutt!“). Sting zeichnet auf diese Weise auch ein liebevolle­s Porträt der „Ruhris“: Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben, aber die ihre Gefühle nicht zeigen wollen, die auf anspruchsl­ose Weise genussfreu­dig sind und die ihre praktische Lebensweis­heit in banal klingenden Sprüchen verstecken („Von Nix kütt Nix“). Der abwechslun­gsreich gestaltete Band zeigt die ganze Bandbreite des Lebens im Ruhrgebiet, bevor Kohle und Stahl sich hier endgültig verabschie­det haben. Und er steckt voller witziger Geschichte­n, skurriler Figuren, umwerfend komischer Dialoge (der Autor ist schließlic­h Kabarettis­t) und höchst kreativer Sprachverd­rehungen. Allen im Ruhrgebiet wohnenden Menschen empfohlen, aber auch für die Vorbereitu­ng auf touristisc­he Expedition­en ins Ruhrgebiet sehr gut geeignet. Ronald Schneider

Kai Magnus Sting: Hömma, so isset!, Westend Verlag, Frankfurt am Main 2020

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