Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Der kreative Joker der Fortuna
Opernsänger und Regisseur Sascha Dücker berät den Vorstand des Zweitligisten. Er inszeniert die Weihnachtsvideos des Vereins ebenso wie Theaterstücke, die sich mit der dunkelsten Ära der deutschen Geschichte befassen.
DÜSSELDORF Die Kampagne des bekannten Fotografen Wolfgang Sohn zog Sascha Dücker mal wieder überraschend an die Fortuna-oberfläche. Sohn, bekennender Fan des Fußball-zweitligisten, fotografiert seit dem zweiten Lockdown Düsseldorfer Persönlichkeiten, deren Berufsausübung durch die Beschränkungen gen Null gefahren wurden. Damit bildet er lokale Größen aus den Bereichen Gastronomie, Club, Kultur, Bühne sowie bildende und darstellende Künste ab und will allen Menschen ein Gesicht geben, die besonders von der Coronakrise betroffen sind. Motto: Haltung zeigen und Mut machen.
Und nun ist eben Dücker an der Reihe, den Sohn mit Opernpartitur und Konzertgarderobe ablichtete. Dass der vielseitige und umtriebige Opernsänger und Theaterregisseur, der vor 20 Jahren nach Auseinandersetzungen mit dem damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Joachim Erwin aus diesem Fortuna-gremium zurücktrat, hielt die Vereinsoberen nicht davon ab, ihn 16 Jahre später mit einem Beratervertrag auszustatten.
Die in den vergangenen Jahren veränderte Vorstandsstruktur (Peter Frymuth war der letzte Ur-fortune auf dem Vorstandsvorsitz) mit Managern oder CEOS von außerhalb machte es durchaus sinnvoll, jemanden zu involvieren, der den Verein seit 30 Jahren so gut kennt wie kaum ein anderer – Paul Jäger und Werner Sesterhenn auf Funktionärsseite oder langjährige Fans wie etwa Ulli Münsterberg einmal außen vor gelassen.
Was macht also jemand hinter den Kulissen – obwohl er selbst das Motto „Einfach nur Fußball“liebt – als „Kreativer“für den Verein? Dazu befragt, kann Dücker viele Bereiche und Aktionen nennen: „Wenn mein Rat gefragt ist, zu bestimmten Belangen aus dem Fan- und Mitgliederbereich etwas beitragen zu dürfen, so ist dies genauso meine Aufgabe, wie den Verein öffentlich darzustellen, wenn es um Kampagnen oder Bereiche geht, die nicht kommerziell sind – denn dafür hat der Verein Verantwortliche im Marketing.“Als Beispiel mag der Coronafilm „zu Hause bleiben“, stehen, der es in der Berichterstattung in viele Medien bis hin zum ZDF brachte. Hier traten Spieler, Funktionäre, Mitarbeiter und Fans gemeinsam eindrucksvoll auf.
Auch hinter Fortunas Weihnachtsfilmen – so brachte unsere Redaktion in Erfahrung – steckt seit Jahren Sascha Dücker. „Diese Arbeiten machen viel Spaß und funktionieren nur im Team“, sagt er. So sieht er die Mitarbeit des technischen Dienstleisters Ingo Krausen, ebenfalls ein echter Fortune, als „kongenial wichtig“an. In diesem Jahr stellte man heraus, dass in Pandemiezeiten der Fußball nicht das Wichtigste sein kann und darf, er aber allen dennoch emotional sehr fehlt. Stichwort: Spiele ohne Fans.
Der Musiker und Produzent, der auch schon in vielen Opernhäusern in den USA, in Frankreich und Italien sang, ist keinesfalls immer politisch korrekt. So scheute er sich nicht, in dem Video den früheren Torjäger Frank Mayer einen pyrofackelnden Weihnachtsmann spielen zu lassen, womit er auf eine den meisten Fans
bekannte Szene aus Oberligazeiten anspielte. „Der Verein weiß nie, was wir machen und lässt uns alle Freiheiten“, versichert er, „sonst funktioniert das nicht.“Dass Fortuna für die Filme nichts bezahlen muss, ist für ihn selbstverständlich. „Ich werde als Berater honoriert – und liefere entsprechend.“
Interessant hierbei: Kennt man die „Fortuna-familie“– ein Wort, welches Dücker übrigens ausdrücklich nicht mag – so ist es immer wieder interessant zu sehen, wie er regelmäßig Leute zusammenbringt, von denen man weiß, dass deren Kommunikation untereinander recht gestört ist. Vordergründig hat Dücker durchaus (was er gar nicht bestreitet) eine große Klappe. Sieht man allerdings im Rückblick, wen er gemeinsam für Fortuna ins Bild setzt, so machen sich seine Vernetzung und sein Kommunikationstalent bemerkbar: Im Wahlkampf um den Ob-posten brachte er alle Kandidaten zusammen und zudem dazu, eine Lobesrede auf Fortuna zu halten. Mit gleichen Redeanteilen.
Wichtig ist ihm zudem die Zusammenarbeit mit Fortunas Csr-abteilung unter Paul Jäger. Im Herbst waren sogar Aufführungen im Landtag NRW und in Auschwitz geplant – mit dem Theaterstück „Zeitspiel – Das Mädchenorchester von Auschwitz“von Arthur Miller unter der Schirmherrschaft der Staatskanzlei. Die Pandemie ließ diese Kooperation mit Tom Kosters History AG, die sich auch mit der Vergangenheit Fortunas in dunkelsten Zeiten beschäftigt, für 2020 platzen. Zur Progromnacht-erinnerung am 9. November ist die Wiederaufnahme geplant.
Und um was kümmert sich Fortunas kreativer Joker als nächstes? Sascha Dücker bleibt die Antwort nicht schuldig: „Um die ,Rot-weiße Nacht’, ein Konzertspektakel nur mit Düsseldorfer Künstlern und Bands für alle Fans – wenn dieser furchtbare Corona-spuk endlich vorbei ist.“