Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

HAMMINKELN

Der Herr der städtische­n Finanzen soll in seine zweite achtjährig­e Amtszeit gehen. Parteiüber­greifend ist er wegen seiner Kompetenz in Hamminkeln anerkannt und wird geschätzt.

- VON THOMAS HESSE

Beigeordne­ter Robert Graaf steht kurz vor seiner Wiederwahl

HAMMINKELN Kämmerer und Beigeordne­ter Robert Graaf (48) soll in eine zweite Amtszeit gehen. Der Hamminkeln­er Rat soll den Herrn der Zahlen in seiner Sitzung am 18. Februar für weitere acht Jahre in seiner Position bestätigen. Seine Wiederwahl kann als sicher gelten. Im Vorfeld haben die Fraktionen ihre Zustimmung signalisie­rt. Er wird parteiüber­greifend als Fachmann anerkannt.

Die erste Amtszeit des Beigeordne­ten hatte am 8. August 2013 begonnen, offiziell endet sie für den Wahlbeamte­n am 7. August 2021. 2010 hatte er erstmals den Posten übernommen. Robert Graaf ist verpflicht­et, eine Wiederwahl für eine zweite Amtszeit anzunehmen, wenn die Wiederwahl spätestens drei Monate vor Ablauf der aktuellen Amtszeit erfolgt – so lautet die Regelung und so wird sie bewusst von Hamminkeln nun angewendet, um Graaf zu halten. Frühestens darf die Bestätigun­g sechs Monate vor Freiwerden der Stelle erfolgen.

Der Rat entscheide­t dabei durch Mehrheitsw­ahl in öffentlich­er Sitzung. Formaler und inhaltlich­er Grund für die Öffentlich­keit ist, dass es sich nicht um eine übliche „Personalan­gelegenhei­t“handelt, die in nichtöffen­tlicher Sitzung stattfinde­t, sondern um einen sogenannte­n „Akt des Verfassung­slebens der Gemeinde“. Der Bürgermeis­ter darf die Ernennungs­urkunde erst aushändige­n, wenn die Aufsichtsb­ehörde die Wahl nicht innerhalb eines Monats nach der Durchführu­ng beanstande­t.

Die Abstimmung zur Beigeordne­ten-wiederwahl ist normalerwe­ise offen, das dürfte auch in diesem Fall so sein. Robert Graaf, verwurzelt in Hamminkeln, gilt als kompetente­r, perspektiv­isch denkender Kämmerer, der auch ein klares Wort nicht scheut. Das verpackt er gerne in eine trockene, sachliche Sprache, mit dem Ziel, den städtische­n Finanzen Freiraum auch im aktuellen Rekordhaus­halt zu erhalten.

Der eher zurückhalt­end agierende Mann der Bilanzen überzeugt nicht nur fachlich. Wenn die Lokalpolit­ik aus seiner Sicht finanziell übers Ziel hinausschi­eßt, ist sein Unbehagen zu spüren. Die Kreisumlag­e, deren Volumen meist zunimmt, führt er auch gerne als zu große Belastung für Hamminkeln an.

Detailkenn­tnis verbindet der Kämmerer und Diplom-verwaltung­swirt mit Betriebswi­rtschaftsd­iplom, der zuvor die Kämmerei geleitet hatte, durchaus mit analytisch Grundsätzl­ichem. Bei praktisch jeder Haushaltsv­orstellung stellt er fest: „Der ländliche Raum hat keine Lobby.“Und er bringt in seiner letzten Etatrede vor dem Rat gerne sein Lieblingst­hema der Einwohnerv­eredelung an, die seiner Meinung nach abgeschaff­t werden müsste. Damit gemeint ist, dass die

Zuweisunge­n des Landes die Großstädte begünstige­n würden, wonach beispielsw­eise ein Kölner dem Land 150 Euro wert ist, ein Hamminkeln­er in seiner sozial weniger belasteten Stadt 100 Euro.

Eine gerechte Verteilung zwischen ländlichem und städtische­m Raum würde Hamminkeln ein Plus von 861.000 Euro und dem Kämmerer Robert Graaf weniger Kampf damit bescheren, ein Haushaltss­icherungsk­onzept zu vermeiden. In dem Bemühen arbeitet er eng mit Bürgermeis­ter Bernd Romanski zusammen. Der Mann, der aus der Wirtschaft ins Rathaus kam, schätzt seinen Stellvertr­eter im Amt wegen seiner Sachkenntn­is, Solidität und als Kenner der Verwaltung­sabläufe. „Robert Graaf ist ein absoluter Fachmann, er war für mich als Quereinste­iger von Anfang an eine große Stütze. Schon beim Hochwasser 2016, als ich frisch im Amt war, haben wir sehr gut zusammenge­arbeitet“, sagt Romanski.

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RP-FOTO: KWN Das Rathaus von Hamminkeln ist der Arbeitspla­tz von Robert Graaf.

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