Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
HAMMINKELN
Der Herr der städtischen Finanzen soll in seine zweite achtjährige Amtszeit gehen. Parteiübergreifend ist er wegen seiner Kompetenz in Hamminkeln anerkannt und wird geschätzt.
Beigeordneter Robert Graaf steht kurz vor seiner Wiederwahl
HAMMINKELN Kämmerer und Beigeordneter Robert Graaf (48) soll in eine zweite Amtszeit gehen. Der Hamminkelner Rat soll den Herrn der Zahlen in seiner Sitzung am 18. Februar für weitere acht Jahre in seiner Position bestätigen. Seine Wiederwahl kann als sicher gelten. Im Vorfeld haben die Fraktionen ihre Zustimmung signalisiert. Er wird parteiübergreifend als Fachmann anerkannt.
Die erste Amtszeit des Beigeordneten hatte am 8. August 2013 begonnen, offiziell endet sie für den Wahlbeamten am 7. August 2021. 2010 hatte er erstmals den Posten übernommen. Robert Graaf ist verpflichtet, eine Wiederwahl für eine zweite Amtszeit anzunehmen, wenn die Wiederwahl spätestens drei Monate vor Ablauf der aktuellen Amtszeit erfolgt – so lautet die Regelung und so wird sie bewusst von Hamminkeln nun angewendet, um Graaf zu halten. Frühestens darf die Bestätigung sechs Monate vor Freiwerden der Stelle erfolgen.
Der Rat entscheidet dabei durch Mehrheitswahl in öffentlicher Sitzung. Formaler und inhaltlicher Grund für die Öffentlichkeit ist, dass es sich nicht um eine übliche „Personalangelegenheit“handelt, die in nichtöffentlicher Sitzung stattfindet, sondern um einen sogenannten „Akt des Verfassungslebens der Gemeinde“. Der Bürgermeister darf die Ernennungsurkunde erst aushändigen, wenn die Aufsichtsbehörde die Wahl nicht innerhalb eines Monats nach der Durchführung beanstandet.
Die Abstimmung zur Beigeordneten-wiederwahl ist normalerweise offen, das dürfte auch in diesem Fall so sein. Robert Graaf, verwurzelt in Hamminkeln, gilt als kompetenter, perspektivisch denkender Kämmerer, der auch ein klares Wort nicht scheut. Das verpackt er gerne in eine trockene, sachliche Sprache, mit dem Ziel, den städtischen Finanzen Freiraum auch im aktuellen Rekordhaushalt zu erhalten.
Der eher zurückhaltend agierende Mann der Bilanzen überzeugt nicht nur fachlich. Wenn die Lokalpolitik aus seiner Sicht finanziell übers Ziel hinausschießt, ist sein Unbehagen zu spüren. Die Kreisumlage, deren Volumen meist zunimmt, führt er auch gerne als zu große Belastung für Hamminkeln an.
Detailkenntnis verbindet der Kämmerer und Diplom-verwaltungswirt mit Betriebswirtschaftsdiplom, der zuvor die Kämmerei geleitet hatte, durchaus mit analytisch Grundsätzlichem. Bei praktisch jeder Haushaltsvorstellung stellt er fest: „Der ländliche Raum hat keine Lobby.“Und er bringt in seiner letzten Etatrede vor dem Rat gerne sein Lieblingsthema der Einwohnerveredelung an, die seiner Meinung nach abgeschafft werden müsste. Damit gemeint ist, dass die
Zuweisungen des Landes die Großstädte begünstigen würden, wonach beispielsweise ein Kölner dem Land 150 Euro wert ist, ein Hamminkelner in seiner sozial weniger belasteten Stadt 100 Euro.
Eine gerechte Verteilung zwischen ländlichem und städtischem Raum würde Hamminkeln ein Plus von 861.000 Euro und dem Kämmerer Robert Graaf weniger Kampf damit bescheren, ein Haushaltssicherungskonzept zu vermeiden. In dem Bemühen arbeitet er eng mit Bürgermeister Bernd Romanski zusammen. Der Mann, der aus der Wirtschaft ins Rathaus kam, schätzt seinen Stellvertreter im Amt wegen seiner Sachkenntnis, Solidität und als Kenner der Verwaltungsabläufe. „Robert Graaf ist ein absoluter Fachmann, er war für mich als Quereinsteiger von Anfang an eine große Stütze. Schon beim Hochwasser 2016, als ich frisch im Amt war, haben wir sehr gut zusammengearbeitet“, sagt Romanski.