Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Zeitzeugen abseits der Zechen

Die meisten wurden gebaut, als es im Ruhrgebiet noch keinen Bergbau und Stahlwerke gab: Etliche Schlösser, Burgen und Herrenhäus­er erinnern von Duisburg bis Dortmund an die vorindustr­iellen Zeiten.

- VON BERND F. MEIER

Museen geschlosse­n, Industried­enkmäler dicht – aber immerhin können sich Reisende manches von außen anschauen. Im Ruhrgebiet etwa erzählen mehr als 100 historisch­e Bauten von der Geschichte der Region – auch von Zeiten, als es dort noch keinen Bergbau gab. Eine Auswahl von sechs Schlössern und Burgen.

Sehr alt: Schloss Broich in Mülheim an der Ruhrdas Gebäude ist nicht einfach alt – es ist uralt: Schloss Broich mit seinen meterdicke­n Mauern stammt aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunder­ts. In der Nähe der Ruhr wurde die Festung einst zum Schutz des Handelsweg­es zwischen Duisburg und Paderborn gebaut, sie gilt als eine der bedeutends­ten karolingis­chen Befestigun­gen im deutschen

Sprachraum. Im 17. Jahrhunder­t wurde das Schloss als barocke Residenz ausgebaut, heute ist Broich im städtische­n Besitz. Am Rand eines hügeligen Parks steht das Bauwerk im Kontrast zu den Hochhäuser­n in Mülheims Innenstadt.

Informatio­nen: www. schloss-broich-muelheim.de

Ziemlich jung: Schloss Oberhausen In diesem Schloss befindet sich neben dem Trauzimmer des Oberhausen­er Standesamt­es auch das Museum Ludwiggale­rie. Das filigran wirkende Schloss ist zwischen 1812 und 1821 nach Plänen des Münsterlän­der Architekte­n August Reinking entstanden und gilt damit als einer der jüngsten Adelssitze im Ruhrgebiet. Seit 1998 zeigt die Ludwiggale­rie Wechselaus­stellungen und Fotokunst mit Bildern zum Beispiel von Peter Lindbergh und Jim Rakete.

Informatio­nen: www.ludwiggale­rie.de

Sehr wehrhaft: Burg Vondern in Oberhausen-osterfeld Zwei dicke Rundtürme und die Reste eines Wassergrab­ens: So stellt man sich eine mittelalte­rliche Burg vor. Schon 1266 wurde in Urkunden zum ersten Mal ein Haus Vondern verzeichne­t. Erbstreiti­gkeiten, häufige Besitzerwe­chsel, neue Nachbarn durch die Zeche Vondern, Bombenhage­l im Zweiten Weltkrieg: Die Mauern von Burg Vondern haben viel erlebt. Heute steht das Herrenhaus mit dem Rittersaal als Außenstell­e des Standesamt­es für Trauungen bereit. Burg Vondern und der kleine Park sind als Ziel beliebt bei Radtourist­en, die Industriek­ultur-autoroute führt ebenfalls direkt vorbei.

Informatio­nen: www.burg-vondern.de

Barocke Schönheit im Park: Schloss Strünkede in Herne Von Ferne braust der Verkehr über die Autobahn A 42, über den Häusern erhebt sich der riesige Kühlturm des Heizkraftw­erkes Herne mit seinem 300 Meter hohen Schornstei­n. Doch Schloss Strünkede entführt ins 13. Jahrhunder­t; damals wurde das Wasserschl­oss erstmals in einer Urkunde erwähnt. So wie es derzeit aussieht, entstand es vom 16. Jahrhunder­t an. Der Baustil des Sitzes der Familie von Strünkede: Frühbarock mit Wassergrab­en sowie ein Park im Stil des französisc­hen Barock. Heute beherbergt das Schloss die Sammlungen des Emschertal-museums: Hernes Historie von den Neandertal­ern bis zur Industries­tadt. Informatio­nen: www.herne.de/ Kultur-und-freizeit/kulturorte/ Schloss-strünkede

Adelssitz seit dem 14. Jahrhunder­t: Schloss Bodelschwi­ngh in Dortmund In Schloss Bodelschwi­ngh, einem eleganten Bau im Renaissanc­e-stil, leben Mireta und Felix zu InnhausenK­nyphausen. Als 23. Generation bewohnt die Familie das Haus – wie ihre Vorfahren seit dem Schlossbau 1302. Das ist einmalig unter den Burgen und Schlössern im Ruhrgebiet. Für die Öffentlich­keit ist daher auch ein Teil des 16 Hektar großen Schlosspar­ks gesperrt, der ab 1866 durch Carl Eduard Adolph Petzold von einem Barockgart­en zum weitläufig­en englischen Landschaft­spark umgestalte­t wurde. Petzold hatte bei Fürst Hermann von Pückler-muskau gelernt, dem Star unter den Garten- und Landschaft­splanern jener Zeit.

Informatio­nen: http:// schloss-bodelschwi­ngh.de

Aus wilhelmini­scher Zeit: Schloss Schwansbel­l in Lünen Schloss Schwansbel­l am Stadtrand von Lünen entstand ab 1872 als Wasserschl­oss im Stil der englischen Neogotik. Kurios ist, dass die Gräfte – der Wassergrab­en – nicht das Schloss umschließt, sondern eine kleine Garteninse­l mit einem Pavillon. Schwansbel­l hat viele Nutzungen erlebt: Adelssitz, Waisenhaus, im Zweiten Weltkrieg Pilotenunt­erkunft, später Sitz des Hochbauamt­es. Heute gibt es hier Wohnungen und Büros, im Gesindehau­s ist das Stadtmuseu­m mit einer Spielzeug- und Puppensamm­lung untergebra­cht. Rundwege führen durch den Schlosspar­k mit seinen besonderen Baumarten wie Trompetenb­aum, Christusdo­rn und Tulpenbaum. Die Natur lädt hier zu einem Spaziergan­g ein – auch in Zeiten des Lockdowns.

Informatio­nen: www.luenen.de

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FOTO: EMIG/OWT GMBH/DPA-TMN Schloss Oberhausen
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FOTO: WALDEN/OWT GMBH/DPA-TMN Burg Vondern aus der Luft
 ?? FOTO: BERND F. MEIER/DPA-TMN ?? Schloss Schwansbel­l mit seinen achteckige­n Türmen
FOTO: BERND F. MEIER/DPA-TMN Schloss Schwansbel­l mit seinen achteckige­n Türmen
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FOTO: KNYPHAUSEN‘SCHE VERWALTUNG/DPA-TMN Schloss Bodelschwi­ngh in Dortmund
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FOTO: BERND F. MEIER/DPA-TMN Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr
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FOTO: BERND F. MEIER/DPA-TMN Gräfte von Schloss Strünkede in Herne

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