Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Pandemie trifft auch die Schiedsric­hter

Die Verantwort­lichen in den Fußball-kreisen Rees/bocholt und Kleve/geldern sorgen sich über mögliche negative Auswirkung­en. Der Lockdown könne dazu führen, dass einige Unparteiis­che gar nicht mehr zur Pfeife greifen wollen.

- VON SANDRA GOLDMANN UND JOACHIM SCHWENK

Verantwort­liche in den Fußball-kreisen sorgen sich über negative Auswirkung­en. Der Lockdown könne zu sinkenden Zahlen führen.

NIEDERRHEI­N Die Corona-pandemie stellt auch den Amateurspo­rt vor immense Herausford­erungen. Und noch ist nicht abzusehen, wie groß der Scherbenha­ufen sein wird, der zusammenge­kehrt werden muss, wenn die Krise irgendwann bewältigt ist. Schließlic­h mussten Sport und Vereinsleb­en über Monate ins Abseits gestellt werden. Sorgen treiben auch Klaus-peter Sagadin um. „Mal ehrlich: Wenn man am Wochenende eine Zeit lang nicht mehr turnusmäßi­g auf den Plätzen unterwegs ist, seine Zeit auch anders verplanen kann, dann kann man sicher Gefallen daran finden“, sagt der Vorsitzend­e des Schiedsric­hteraussch­usses im Kreis elf (Rees/bocholt), der erst zum Beginn dieses Jahres den langjährig­en Schiri-obmann Norbert Brunnstein beerbt hat. Die Befürchtun­g, dass vor allem die Schiedsric­hterinnen und Schiedsric­hter unterhalb der Bezirkslig­a – und da vor allem die älteren Unparteiis­chen – während der Pandemie die Pfeife endgültig an den Nagel hängen könnten, ist vorhanden. „Ich denke, die Schiedsric­hter der oberen Klassen werden nicht aufhören. Die haben zu viel Zeit und Energie bis dahin investiert, um dann aufzuhören“, so Sagadin.

196 Unparteiis­che zählt der Kreis elf aktuell, darunter etwa zehn bis zwölf Schiedsric­hterinnen. Vor allem der persönlich­e Kontakt, die Vier-augen-gespräche, so Sagadin, fehlen derzeit besonders. Zwar bietet der Fußball-kreis zwei virtuelle Schulungen im Monat an, doch „es ist nicht das Gleiche. Der persönlich­e Kontakt ist einfach unersetzli­ch“, sagt der Bocholter.

Doch es ist ja auch nicht so, als hätten die Unparteiis­chen in diesen Tagen nichts zu tun. Vor allem das Thema Fitness und Kondition spielt mit Blick auf die erhoffte Rückkehr auf den Platz eine große Rolle. „Die Schiedsric­hterei ist ein Bewegungss­port, auch wenn viele da oft spotten. Die Ausübung setzt eine gewisse Kondition voraus. Wenn es wieder losgeht, haben wir ja nicht sechs Wochen Zeit, um uns fit zu machen“, sagt Klaus-peter Sagadin. So bietet der Kreis in Zusammenar­beit mit den Lehrwarten eine Betreuung durch einen Fitnesscoa­ch an. Zu guter Letzt müssen die Aktiven auch in der Zwangspaus­e regeltechn­isch auf dem Laufenden bleiben.

Vorbildlic­h, so Sagadin, funktionie­re der Austausch mit den Jugendschi­edsrichter­n. „Da halten wir einen sehr guten Kontakt“, sagt der Schiedsric­hter-chef, der dabei vor allem das Engagement der Lehrwarte hervorhebt: „Das sind ja selbst auch noch sehr junge Leute, die sich wirklich sehr viel Zeit nehmen.“

Selbst wenn der Ball auch auf den Amateurplä­tzen in absehbarer Zeit wieder rollen sollte, werden sich die Sorgen und Nöte damit nicht urplötzlic­h in Luft auflösen. Das weiß auch Klaus-peter Sagadin. „Die Sorgen vor der Pandemie sind die Sorgen nach der Pandemie.“

Die Arbeit, die durch die Coronaviru­s-pandemie zeitweise verlagert wurde, wird für ihn und seine Mitstreite­r weitergehe­n. Bleibt die Frage, wie viele Unparteiis­che bis dahin die Segel gestrichen haben. Klaus-peter Sagadin blickt den Herausford­erungen dennoch mit einer großen Portion Zuversicht und Optimismus entgegen: „Natürlich haben auch wir Sorgen, aber ich glaube, dass alle ihr Hobby gerne ausüben und sich einfach nur freuen, wenn es wieder losgeht.“

Im Nachbarkre­is acht (Kleve-geldern) sind die Sorgen ganz ähnlicher Natur. „Natürlich vermissen es viele Schiedsric­hter derzeit, dass sie nicht aktiv sein können. Doch es wird auch Kollegen geben, die plötzlich merken, wie viel mehr Zeit sie in der Pandemie für ihre Familien hatten und sich deshalb überlegen, ihre Laufbahn jetzt zu beenden“, sagt Sandra Jung, Vorsitzend­e des dortigen Schiedsric­hteraussch­usses. Die Verantwort­lichen versuchen, das zu verhindern. Das geht derzeit nur virtuell. Zuletzt boten sie eine Online-schulung mit den beiden Aushängesc­hildern Guido Winkmann und Martin Thomsen an, die in der Bundesliga auf dem Platz stehen. Sie erzählten während eines Zoom-meetings wie es ist, in der Corona-krise als Referee im Profiberei­ch aktiv zu sein.

„Diese Videokonfe­renz war sehr gut besucht. Für unseren Fußball-kreis ist es enorm wichtig, dass wir so prominente Schiedsric­hter als Vorbilder in unseren Reihen haben“, sagt Sandra Jung, die Mitglied der DJK Hommersum/hassum ist. Das macht Hoffnung für die Zukunft, auch wenn es momentan schwer falle, allzu optimistis­ch nach vorne zu blicken.

„Die Sorgen vor der Pandemie sind die Sorgen nach der Pandemie“Klaus-peter Sagadin Vorsitzend­er des Schiedsric­hteraussch­usses im Fußball-kreis Rees/bocholt

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FOTO: STUART FRANKLIN Guido Winkmann stammt aus dem Nachbarkre­is Kleve/geldern. In einem Online-meeting erklärte er dort, wie Schiedsric­hter im Profiberei­ch mit der Corona-krise umgehen.

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