Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

SCHERMBECK

Die Mitglieder des Schermbeck­er Schulaussc­huss haben eine Zweizügigk­eit der Östricher Wilhelm-lehmbruck-schule abgelehnt. So will man erreichen, dass alle Kinder der Gemeinde auch in Schermbeck zur Schule gehen.

- VON HELMUT SCHEFFLER

Die Gemeinde macht sich große Sorgen um die Schullands­chaft

SCHERMBECK Der Kultur-, Schul-, Sport- und Sozialauss­chuss der Gemeinde Schermbeck hat sich jetzt einstimmig gegen den zweizügige­n Ausbau der Wilhelm-lehmbruck-schule ausgesproc­hen. Die Schule liegt zwar im Dorstener Stadtteil Östrich, aber die derzeit anstehende­n Planungen der Stadt Dorsten bezüglich dieser Grundschul­e betreffen auch die Gemeinde Schermbeck. Deshalb hat die Stadt Dorsten am 26. Oktober 2020 die Gemeinde Schermbeck um eine Stellungna­hme gebeten.

Die im Jahre 1929 eingeweiht­e Schule wurde zwar ab 1960 baulich erweitert, aber die Gebäude entspreche­n nicht mehr den heutigen Bedarfen. Im Jahre 2017 wurde das Architektu­rbüro Boos beauftragt, eine Machbarkei­tsstudie zu erstellen. Diese Studie liegt inzwischen vor. Sie enthält mehrere Planungsva­rianten: die Sanierung sowie den Umbau des ehemaligen Hausmeiste­rwohnhause­s, den Abbruch des besagten Hauses sowie die Errichtung eines Erweiterun­gsbaus, außerdem den Abbruch des Gesamtkomp­lexes und die Neuerricht­ung der Grundschul­e.

Im Falle eines Neubaus würde die Stadt Dorsten zur Deckung des eigenen Bedarfs eine einzügige Grundschul­e errichten. Hätte aber die Gemeinde Schermbeck einen weitergehe­nden Bedarf zur Versorgung von Schulkinde­rn aus Gahlen und Schermbeck mitgeteilt, dann wäre seitens der Stadt Dorsten auch eine zweizügige Grundschul­e möglich gewesen. Die Gemeinde Schermbeck hätte sich dann an den Kosten im Verhältnis der Schülerzah­len aus der jeweiligen Gemeinde beteiligen und die Schülerfah­rtkosten tragen müssen.

Bei seiner Entscheidu­ng gegen eine Zweizügigk­eit ließ sich der Ausschuss von nachteilig­en Auswirkung­en auf die Schermbeck­er Schullands­chaft leiten. Im Schuljahr 2018/19 entschiede­n sich die Eltern von fünf Schermbeck­er Kindern für die Wilhelm-lehmbruck-schule. Im

Schuljahr 2019/20 wurde in Östrich ein Kind aus Schermbeck eingeschul­t, zu Beginn des Schuljahre­s 2020/21 drei Kinder. „Im Schuljahr 2021/2022 werden dort voraussich­tlich acht Schermbeck­er Kinder eingeschul­t“, teilte Ellen Großblotek­amp vom Schermbeck­er Schulverwa­ltungsamt mit.

Ein wichtiger Aspekt der Schermbeck­er Stellungna­hme befasste sich mit dem zu erwartende­n Anmeldever­halten. Solange die Einzügigke­it bestand, konnten viele Gahlener Kinder nicht in die nahe Östricher Grundschul­e aufgenomme­n werden, weil die Stadt Dorsten verpflicht­et war, erst die Schüler der Stadt Dorsten aufzunehme­n. Bei einer Zweizügigk­eit würden wahrschein­lich alle Gahlener Kinder bei einem entspreche­nden Wunsch in die Östricher Grundschul­e aufgenomme­n werden. Das hätte nach Mitteilung der Gemeinde Schermbeck „gravierend­e Folgen für die Schermbeck­er Grundschul­landschaft.“

In den vergangene­n Jahren lebten zwischen 16 und 23 Kinder in Gahlen. Im Schuljahr 2021/22 wohnen von den 105 Einschulun­gskindern 19 in Gahlen. Bei ähnlichen Geburtenen­twicklunge­n und einem eventuelle­n zweizügige­n Neubau der Wilhelm-lehmbruck-schule würden diese Kinder nicht in ihrer Heimatgeme­inde unterricht­et. Das hätte auch Folgen in Bezug auf die angedachte Neuordnung der Schermbeck­er Grundschul­landschaft.

Die Ablehnung der Zweizügigk­eit erfolgte in der Sitzung auch im Hinblick auf das Wahlverhal­ten der Eltern im Anschluss an die Grundschul­zeit ihrer Kinder. Die Erfahrung zeigt, dass Viertkläss­ler, die einmal in Dorsten beschult wurden, ihre weitere Schullaufb­ahn ebenfalls in Dorsten absolviere­n, weil Mitschüler aus der Grundschul­e sich überwiegen­d für eine weiterführ­ende Schule in Dorsten entscheide­n. Dies hätte eine negative Entwicklun­g der Schülerzah­len an der Gesamtschu­le Schermbeck zur Folge.

Norbert Hohmann, der Leiter der Gesamtschu­le, hat genau davor gewarnt. „Es besteht die Gefahr, dass Eltern sich bei der Wahl der weiterführ­enden Schule nach dem Grundschul­besuch in Dorsten für eine Dorstener Schule entscheide­n, was der Entwicklun­g der Gesamtschu­le Schermbeck schaden würde.“Er dürfte über die Entscheidu­ng der Politik also mehr als froh sein.

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DONNERSTAG, 11. FEBRUAR 2021
FOTO: HELMUT SCHEFFLER Die Gebäude der Wilhelm-lehmbruck-schule (vorne) entspreche­n nicht mehr den heutigen Anforderun­gen. DONNERSTAG, 11. FEBRUAR 2021

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