Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Brohls Niederlage

- Henning Rasche Ihre Meinung? Schreiben Sie mir! henning.rasche@rheinische-post.de

Ob ein zweites Impfzentru­m im Kreis Wesel notwendig ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Es gibt gute, auch sehr gute Gründe, die dafür sprechen, ebenso gute und sehr gute Gründe dagegen. Dies ist ein Indiz dafür, dass es keine kluge Antwort gibt. In der Pandemie gilt: Morgen kann etwas anderes richtig sein als heute. Wenn bald mehr komplizier­t zu lagernder Biontech-impfstoff kommen sollte, könnte es wohl nicht schaden. Wenn das Wörtchen „wenn“nicht wär’, wär’ so mancher Bundeskanz­ler.

Dass die Debatte mühselig ist, haben die letzten Monate gezeigt. Und dies zeigt auch die Entscheidu­ng des Landes, nur ein Impfzentru­m zuzulassen. Die Kräfte im Kreis Wesel konzentrie­rten sich stark auf das zweite Impfzentru­m. Zu stark. Andere Lösungsans­ätze wurden vernachläs­sigt.

Das fällt nun unmittelba­r auf Landrat Ingo Brohl zurück. Der Cdu-politiker betonte immer wieder, er setze sich bei der Landesregi­erung für ein zweites Impfzentru­m ein. Er brachte dabei auch öffentlich seine vermeintli­ch guten Kontakte zur schwarz-gelben Regierung ein. Nun zeigt sich: Sein Einsatz hatte keine Wirkung.

Die Entscheidu­ng des Landes ist für Ingo Brohl eine Niederlage. Er hat sich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Er hat bereits mit Standorten kokettiert, die es gebe, während das Land diese offenbar bereits abgelehnt hatte. Dass er sich nun öffentlich hinter der Differenzi­erung zwischen „Impfzentru­m“und „Impfstando­rt“versteckt, ist absurd. Immer wieder hatte Brohl öffentlich von einem „zweiten Impfzentru­m“gesprochen, das der Kreis Wesel brauche. Eine kurze Googlesuch­e bestätigt das. Dass der Kreis sagt, er kenne die Entscheidu­ng des Landes „schon länger“, macht die Sache nicht besser. Man könnte daran denken, dass die Öffentlich­keit hier nicht richtig informiert wurde. Der Landrat gibt in dieser Causa ein schwaches Bild ab.

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