Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Unterricht in voller Klassenstä­rke

Neben Wechselmod­ellen an Grundschul­en ist ab 22. Februar in NRW Präsenzunt­erricht für ganze Abschlussk­lassen möglich. Der Ministerpr­äsident stellt weitere Öffnungen in Aussicht.

- VON KIRSTEN BIALDIGA UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Nordrhein-westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hat weitere Öffnungssc­hritte in den Schulen im Land in Aussicht gestellt. Wenn die Marke von 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen erreicht sei, werde es nächste Schritte geben, sagte Laschet in einer Sondersitz­ung des Landtags. Dann könne auch über alle weiteren Jahrgänge gesprochen werden.

In einem ersten Schritt sollen in NRW vom 22. Februar an Grundschül­er und Förderschü­ler der Primarstuf­e und der Abschlussk­lassen in die Schulen zurückkehr­en. Dabei soll zwischen Präsenz- und Distanzunt­erricht gewechselt werden. Auch die Abschlussj­ahrgänge Q1 und Q2 der Gymnasien sowie alle Klassen, die jetzt an den zentralen Prüfungen für den Hauptschul­abschluss nach Klasse 10 sowie dem mittleren Schulabsch­luss (ZP 10) teilnehmen, werden vor Ort unterricht­et. Möglich ist dies der aktuellen Schulmail des Nrw-bildungsmi­nisteriums zufolge sogar in voller Klassenstä­rke.

Laschet unterstric­h, es sei ein Fehler gewesen, Schulen und Kitas im vorigen Frühjahr als Erstes zu schließen und sie als Letztes wieder zu öffnen. Der Digitalunt­erricht sei zwar im Vergleich zum Frühjahr 2020 besser geworden, ersetze aber nicht den Kontakt von Kindern untereinan­der. „Das Infektions­geschehen ist weiterhin hoch, aber eine dauerhafte Schließung ist nicht mehr zu rechtferti­gen“, sagte er. Der 22.Februar sei in fast allen Ländern das Datum für Schulöffnu­ngen.

Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) erläuterte, dass ab einer Inzidenz von weniger als 50 die Grundschul­en wieder vollständi­g in den Präsenzunt­erricht wechseln könnten: „Wer wann und wie in welchem Rhythmus in die Schulen kommt, entscheide­t die Landesregi­erung dann neu.“Der von Bund und Ländern tags zuvor beschlosse­ne Inzidenzwe­rt von 35 sei für Schulen nie relevant gewesen, sondern gelte für Handel und Gewerbe. Bei der Festlegung der Intervalle für den Wechselunt­erricht hätten die Schulen Spielräume, diese dürften aber fünf Unterricht­stage nicht überschrei­ten. Ein stundenwei­ser Wechsel sei ebenfalls nicht möglich.

Opposition­sführer Thomas Kutschaty (SPD) forderte im Landtag „Sicherheit­snetze“für die Schulen – also Abstand, medizinisc­he Schutzmask­en, Lüftungsge­räte und flächendec­kende Tests. Die gehören nach Ansicht des Spd-politikers ebenso in Kitas. Zudem verlangte er die Aufstockun­g des Familienbo­nus mit Landesmitt­eln von 150 auf 300 Euro sowie den Erlass der Kita-beiträge für den Februar.

Die Fraktionsc­hefin der Grünen, Verena Schäffer, schlug als Unterstütz­ung für die Schulen vor, neben den Lehramtsst­udierenden könnte es auch Kooperatio­nen mit den Nachhilfei­nstituten geben. „Frau Gebauer, binden Sie diese Ressourcen ein, damit die Wechselmod­elle zu einem echten Erfolgsmod­ell im Sinne der Kinder und Lehrkräfte in dieser Krise werden“, sagte Schäffer.

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) in NRW sieht in der Gleichzeit­igkeit von Präsenzund Distanzunt­erricht, Betreuung und Ganztagsan­geboten für die Grundschul­en eine große Herausford­erung. Es müssten dringend zusätzlich­e Helfer im Ganztag eingestell­t werden. Die Schüler müssten mit Schutzmask­en und Schnelltes­ts versorgt werden. Der Verband Lehrer NRW bezeichnet­e den Präsenzunt­erricht für ganze Abschlussk­lassen als „Ritt auf der Rasierklin­ge“.

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