Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Unterricht in voller Klassenstärke
Neben Wechselmodellen an Grundschulen ist ab 22. Februar in NRW Präsenzunterricht für ganze Abschlussklassen möglich. Der Ministerpräsident stellt weitere Öffnungen in Aussicht.
DÜSSELDORF Nordrhein-westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat weitere Öffnungsschritte in den Schulen im Land in Aussicht gestellt. Wenn die Marke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen erreicht sei, werde es nächste Schritte geben, sagte Laschet in einer Sondersitzung des Landtags. Dann könne auch über alle weiteren Jahrgänge gesprochen werden.
In einem ersten Schritt sollen in NRW vom 22. Februar an Grundschüler und Förderschüler der Primarstufe und der Abschlussklassen in die Schulen zurückkehren. Dabei soll zwischen Präsenz- und Distanzunterricht gewechselt werden. Auch die Abschlussjahrgänge Q1 und Q2 der Gymnasien sowie alle Klassen, die jetzt an den zentralen Prüfungen für den Hauptschulabschluss nach Klasse 10 sowie dem mittleren Schulabschluss (ZP 10) teilnehmen, werden vor Ort unterrichtet. Möglich ist dies der aktuellen Schulmail des Nrw-bildungsministeriums zufolge sogar in voller Klassenstärke.
Laschet unterstrich, es sei ein Fehler gewesen, Schulen und Kitas im vorigen Frühjahr als Erstes zu schließen und sie als Letztes wieder zu öffnen. Der Digitalunterricht sei zwar im Vergleich zum Frühjahr 2020 besser geworden, ersetze aber nicht den Kontakt von Kindern untereinander. „Das Infektionsgeschehen ist weiterhin hoch, aber eine dauerhafte Schließung ist nicht mehr zu rechtfertigen“, sagte er. Der 22.Februar sei in fast allen Ländern das Datum für Schulöffnungen.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) erläuterte, dass ab einer Inzidenz von weniger als 50 die Grundschulen wieder vollständig in den Präsenzunterricht wechseln könnten: „Wer wann und wie in welchem Rhythmus in die Schulen kommt, entscheidet die Landesregierung dann neu.“Der von Bund und Ländern tags zuvor beschlossene Inzidenzwert von 35 sei für Schulen nie relevant gewesen, sondern gelte für Handel und Gewerbe. Bei der Festlegung der Intervalle für den Wechselunterricht hätten die Schulen Spielräume, diese dürften aber fünf Unterrichtstage nicht überschreiten. Ein stundenweiser Wechsel sei ebenfalls nicht möglich.
Oppositionsführer Thomas Kutschaty (SPD) forderte im Landtag „Sicherheitsnetze“für die Schulen – also Abstand, medizinische Schutzmasken, Lüftungsgeräte und flächendeckende Tests. Die gehören nach Ansicht des Spd-politikers ebenso in Kitas. Zudem verlangte er die Aufstockung des Familienbonus mit Landesmitteln von 150 auf 300 Euro sowie den Erlass der Kita-beiträge für den Februar.
Die Fraktionschefin der Grünen, Verena Schäffer, schlug als Unterstützung für die Schulen vor, neben den Lehramtsstudierenden könnte es auch Kooperationen mit den Nachhilfeinstituten geben. „Frau Gebauer, binden Sie diese Ressourcen ein, damit die Wechselmodelle zu einem echten Erfolgsmodell im Sinne der Kinder und Lehrkräfte in dieser Krise werden“, sagte Schäffer.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW sieht in der Gleichzeitigkeit von Präsenzund Distanzunterricht, Betreuung und Ganztagsangeboten für die Grundschulen eine große Herausforderung. Es müssten dringend zusätzliche Helfer im Ganztag eingestellt werden. Die Schüler müssten mit Schutzmasken und Schnelltests versorgt werden. Der Verband Lehrer NRW bezeichnete den Präsenzunterricht für ganze Abschlussklassen als „Ritt auf der Rasierklinge“.