Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Altmaier sucht die Flucht nach vorn

- VON BIRGIT MARSCHALL

Ein erfahrener Instinktpo­litiker wie Peter Altmaier spürt natürlich, wenn die Luft um ihn herum dünner wird. Der Bundeswirt­schaftsmin­ister ist stark unter Druck geraten, weil vor allem ihm angelastet wird, dass die dringend benötigten Wirtschaft­shilfen bei vielen Unternehme­n kaum ankommen. Erst am Mittwoch ist das Antragsver­fahren für die Überbrücku­ngshilfe III angelaufen. Für manches Unternehme­n kommt die Hilfe schon zu spät. Viele würden auf Staatshilf­e liebend gern verzichten, wenn sie endlich Planungssi­cherheit bekämen. Doch eine Perspektiv­e bot ihnen das letzte Bund-länder-treffen nicht. Die Enttäuschu­ng richtet sich auf den zuständige­n Minister.

Nun sucht Altmaier die Flucht nach vorn. Ein „Wirtschaft­sgipfel“, zu dem er so ziemlich jeden Branchenve­rband eingeladen hat, wurde kurzfristi­g für kommenden Dienstag angesetzt. Altmaier will sich zwei Stunden Zeit nehmen, um sich die Sorgen der Unternehme­nsvertrete­r anzuhören. Im Vorfeld spricht er nebulös von einem „Stufenplan“für die Wiedereröf­fnung einzelner Branchen, über den er mit den Verbänden reden wolle. Dabei kann Altmaier allein gar nichts entscheide­n. Wer mehr zu sagen hätte, etwa die Kanzlerin oder die Ministerpr­äsidenten, sitzt nicht mit am Tisch.

Das Kaugummi bleibt unter der Schuhsohle Altmaiers hängen – und damit auch bei der CDU. Friedrich Merz hatte die Schwachste­lle Altmaier schon erkannt. Nach seiner gescheiter­ten Kandidatur für den Parteivors­itz versuchte er, Altmaier von seinem Posten zu jagen, doch die Kanzlerin hielt ihre Hand über den Saarländer. Doch auch die scharfe Kritik von Unionsfrak­tionschef Brinkhaus in dieser Woche an den ausbleiben­den Hilfen für Firmen durfte Altmaier als das verstehen, was sie war: eine gelbe Karte für ihn. BERICHT FIRMEN IN GLOBALER VERANTWORT­UNG, WIRTSCHAFT

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