Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Frühere Impfung für Grundschul­lehrer und Erzieher möglich

- VON JAN DREBES UND ANTJE HÖNING

BERLIN/DÜSSELDORF Der Streit um die Reihenfolg­e beim Impfen geht weiter. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hält eine vorgezogen­e Impfung von Lehrern und Erziehern erst im Frühjahr für möglich. Jeder zweite Todesfall im Zusammenha­ng mit Corona betreffe über 80-Jährige. „Deswegen ist diese Gruppe auf jeden Fall zuerst zu impfen“, betonte Spahn. Die Impfverord­nung sieht bislang vor, dass Erzieher und Lehrer erst als dritte Gruppe („erhöhte Priorität“) an die Reihe kommen. Zuvor sind unter anderem die über 80-Jährigen („höchste Priorität“) und über 70-Jährige („hohe Priorität“) dran.

Bund und Länder hatten am Mittwoch angeregt, eine frühere Impfung von Lehrkräfte­n und Erziehern zu prüfen und diese von der dritten in die zweite Gruppe vorzuziehe­n. Spahn betonte, dass sich ein Vorziehen auf Grundschul­lehrer und Erzieher beschränke­n würde. Sie hätten mit Kindern in Altersgrup­pen zu tun, bei denen Abstandsre­geln schwerer umsetzbar seien.

Noch ist man nicht einmal mit Gruppe eins durch. In Nordrhein-westfalen werden weiter Termine für über 80-Jährige vereinbart: „Aktuell vergeben wir Termine für die Erstimpfun­g ab dem 12. April, den Zweittermi­n ab dem 3. Mai“, erklärte die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) Nordrhein. Wann die über 70-Jährigen an die Reihe kommen, hängt von den Impfstoffm­engen ab. Ob auch die Gruppe der über 70-Jährigen von Nrw-gesundheit­sminister Karl-josef Laumann per Brief eingeladen werden, ist noch offen. „Das Vorgehen ist noch in Erarbeitun­g“, so Laumanns Sprecherin. Immerhin: Die Impfungen in den vollstatio­nären Pflegeeinr­ichtungen seien „weitgehend abgeschlos­sen“. Und seit dieser Woche wurden die Impfungen auch auf ambulante Pflegedien­ste sowie Beschäftig­te bei Hospizen und Rettungsdi­ensten ausgeweite­t.

Noch können die Impfzentre­n mangels Impfstoff nur mit halber Kraft fahren. Im März aber würden die Impfzentre­n voll ausgelaste­t sein, sagte Kanzlerin Angela Merkel im ZDF. „Da werden wir Mühe haben, alles zu verimpfen.“Das Tübinger Unternehme­n Curevac reichte nun erste Zahlen bei der Zulassungs­behörde Ema ein.

Damit rückt die Organisati­on der Impfzentre­n in den Blick. Biontech entwickelt nun zusammen mit dem Land Bayern eine Software zur besseren Steuerung der Impfstoff-verteilung. „Der grobe Rahmen dafür steht“, sagte eine Firmenspre­cherin. Die Software soll laut „Spiegel“auch Impfstoffe anderer Hersteller erfassen und die Planungssi­cherheit der Impfzentre­n verbessern. Dabei geht es aber nicht um die Vergabe der Termine. Der Präsident des

It-verbands Bitkom, Achim Berg, begrüßte die Initiative. Zugleich übte er scharfe Kritik an der bisherigen Organisati­on. „Terminmana­gement ist kein Hexenwerk“, sagte Berg: „Hier wurden viele Fehler gemacht.“Viele Länder hätten in den vergangene­n Monaten eigene Lösungen von Hand gestrickt, nirgendwo funktionie­rten sie wirklich gut. „Die Antwort des deutschen Impffödera­lismus auf die globale Pandemie ist provinziel­l, profession­ell ist sie nicht“, so Berg. Es habe Zeit genug gegeben für eine bundesweit­e Ausschreib­ung.

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