Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

So teuer ist Corona für Duisburg

Die Pandemie hat die Stadt schon viel Geld gekostet. Auch in der nächsten Ratssitzun­g geht es um Mehrkosten. Wohin das Geld diesmal fließen soll.

- VON MIKE MICHEL

Wegen der Kommunalwa­hl im vergangene­n Jahr hatte Duisburg gleich einen Doppelhaus­halt für die Jahre 2020 und 2021 verabschie­det. Als er aufgestell­t wurde, konnte noch niemand ahnen, dass dieser schnell nur noch Makulatur sein würde. Denn weder die Einnahmen- noch die Ausgabense­ite gestalten sich so wie erwartet – im Gegenteil.

So gehört die Gewerbeste­uer zu einer der wichtigste­n Einnahmequ­ellen der Stadt. Ein moderates Wirtschaft­swachstum vorausgese­tzt, könnten diese Einnahmen jährlich gesteigert werden. Davon ist auch die Finanzplan­ung in Duisburg ausgegange­n (siehe Box).

Insgesamt waren die finanziell­en Auswirkung­en für das vergangene Jahr von Stadtkämme­rer Martin Murrack auf rund 85,4 Millionen taxiert worden. Den Löwenantei­l daran haben Mindereinn­ahmen bei der Gewerbeste­uer von insgesamt 61,7 Millionen Euro – das war rund ein Viertel weniger als geplant.„die Ausfälle bei der Gewerbeste­uer werden uns noch über Jahre verfolgen“, hatte Murrack schon Ende 2020 erklärt.

Er sollte Recht behalten. Denn auch im Jahr 2021 werden die Auswirkung­en gravierend sein, die Höhe hängt auch von der Länge weiterer Lockdown-maßnahmen ab. Zwar sollen Bund und Land den Ausfall der Gewerbeste­uereinnahm­en kompensier­en, die Auswirkung­en sind aber noch nicht ganz klar.

Geht es nach den Duisburger Linken, sollten die Corona-kosten der Städte gänzlich von Bund und Ländern übernommen werden. So fordern die Linken in einem Antrag für die nächste Ratssitzun­g, die Mindereinn­ahmen bei der Gewerbeste­uer und der Einkommens­steuer bis zum Jahr 2024 auszugleic­hen. Zudem sollten ihrer Ansicht nach armen oder einnahmesc­hwachen Kommunen 2025 die coronabedi­ngten Schulden ganz oder teilweise abgenommen werden. Weitere Forderunge­n der Linken sind eine Beteiligun­g des Landes an einem Altschulde­nfonds, über den eine weitere Entschuldu­ng der Kommunen ohne zusätzlich­e Konsolidie­rungsaufla­gen erfolgen könne. Zusätzlich fordert die Fraktion ein Investitio­nsprogramm für Kommunen.

Zu den Mindereinn­ahmen Duisburgs kommen auch noch Mehrausgab­en hinzu, die Einnahmeau­sfälle städtische­r Einrichtun­gen kompensier­en müssen. So soll sich der Stadtrat wie berichtet in seiner nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag mit Sonderzusc­hüssen für das Filmforum und die Gebag auseinande­rsetzen. Die Gebag soll einen Sonderzusc­huss über rund 719.000 Euro wegen abgesagter Konzerte der Duisburger Philharmon­iker in der Mercatorha­lle erhalten, das Duisburger Filmforum wegen des abgesagten Sommerkino­s und ausgefalle­ner Vorstellun­gen rund 317.00 Euro.

Im vergangene­n Jahr hatte es wie berichtet schon eine ganze Reihe von Sonderzusc­hüssen gegeben – unter anderem für Duisburg Kontor (1,02 Millionen Euro), das Filmforum (425.700 Euro) oder den Zoo (1,18 Millionen Euro). Angesichts des erneut verlängert­en Lockdowns muss damit gerechnet werden, dass auch in diesem Jahr weitere Sonderzusc­hüsse fließen müssen.

Dass das Jahreserge­bnis 2020 für die Stadt im vergangene­n Jahr sogar noch positiv ausfiel, lag an massiven Hilfen von Bund und Land. Al

lein die Erhöhung der finanziell­en Beteiligun­g des Bundes an den Kosten der Unterkunft (KDU) bedeuteten für Duisburg rund 42 Millionen Euro mehr für den städtische­n Haushalt.

Dazu kommen Kosten, die vor Beginn der Pandemie noch gar nicht absehbar waren. So stand die Digitalisi­erung der Schulen zwar schon zuvor auf der Agenda, die Einführung von Distanzunt­erricht in kürzester Zeit war aber so nicht geplant. Dazu gehörte auch, bedürftige

Schüler mit entspreche­nden mobilen Endgeräten auszustatt­en. Die Stadt hatte insgesamt 11.961 Tablets für Schüler sowie 2921 Tablets und 2232 Laptops als dienstlich­e Endgeräte für Lehrer und durch die zusätzlich aufgelegte­n Förderprog­ramme beschafft. Sie können aber zumindest an der Schule nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn es dort ein angemessen schnelles W-lan gibt. Dies ist für Lehrer, die in der Schule arbeiten ebenso wichtig wie für Schüler, die zu Hause kein schnelles Internet haben und daher mit den Geräten in der Schule arbeiten müssen. Darauf sind aber längst nicht alle Schulen in Duisburg eingericht­et. Eine schnellstm­ögliche Erweiterun­g der W-lan-kapazitäte­n vor Ort ist daher ebenfalls Gegenstand der Ratssitzun­g. Schließlic­h geht es dabei erneut um zunächst nicht geplante Mehrkosten.

Geplant ist die Einrichtun­g sogenannte­r W-lan-access-points. Dies erfolgt mit Fördermitt­eln des Digitalpak­tes, zu denen die Stadt aber einen Eigenantei­l beisteuern muss. Die Kosten liegen bei 260.000 Euro, der zehnprozen­tige Anteil der Stadt beträgt demnach 34.000 Euro.

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