Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Kreis-spd gibt Landrat „weitere 100 Tage“

Die Genossen im Kreistag geben sich als selbstbewu­sste Opposition, die sich punktuell Mehrheiten sucht.

- VON FRITZ SCHUBERT

KREIS WESEL Die Kreis-spd fühlt sich in ihrer „neuen Rolle“– ohne Landrat mit Parteibuch der Sozialdemo­kraten – „in Tritt gekommen“. So und mit den Worten „100 Prozent Opposition“formuliert­e es Fraktionsv­orsitzende­r Gerd Drüten ( Voerde) am Mittwoch, als er mit seinen Stellvertr­etern Gabriele Gerber-weichelt (Moers) und Peter Paic (Hamminkeln) im Weseler Kreishaus eine traditione­lle Bewertung vornahm. Die Genossen attestiere­n dem neuen Landrat Ingo Brohl (CDU) nach den ersten 100 Tagen im Amt „organisato­rische und kommunikat­ive Schwächen“. Und sie gestehen ihm, so Drüten, „noch weitere 100 Tage zu, aber irgendwann muss es rundlaufen“.

Ihre Kritik macht die SPD an mehreren Punkten fest. So habe Brohl Irritation­en damit ausgelöst, dass die politische­n Fraktionen nun nur noch mit dem Verwaltung­svorstand kommunizie­ren dürfen, während man sich vorher auch auf Fachleiter­ebene habe austausche­n können.

Für Unmut sorge ferner das Vorgehen zur Verabschie­dung des Haushalts. Eine pandemiebe­dingte Verschiebu­ng auf den Juni wäre durchaus möglich gewesen. Überdies habe Brohl in der Diskussion um den Wolf mit seiner Abschuss-befürwortu­ng zu einer Polarisier­ung in der Bevölkerun­g beigetrage­n.

Als „ersten großen Sündenfall“bezeichnet es die SPD, dass Brohl zwei persönlich­e Referenten­stellen, beamtet und unbefriste­t, „in den Stellenpla­n gedrückt“habe. Kritisiert wird auch der Vorstoß für eine im Weseler Kreishaus zentralisi­erte Pflegebera­tung, zumal die Arbeitsgem­einschaft der Wohlfahrts­verbände und fast alle Spitzenbea­mten der Kommunen sich für die örtliche Trägerscha­ft ausgesproc­hen hätten.

Geradezu süffisant streicht die SPD dem Cdu-landrat aufs Brot, dass die Kontakte zur Landesregi­erung im Kampf für einen zweiten Standort des Impfzentru­ms wohl so gut nicht sein könnten, wie auch die Genossen es im Sinne des Kreises gehofft hatten.

Vor dem Hintergrun­d der „pandemisch sicher außergewöh­nlich sehr angespannt­en Situation“erkennt die Kreis-spd an, dass der Sprung ins kalte Wasser für Ingo Brohl sehr kalt ausgefalle­n sei und gibt ihm besagte„weitere 100 Tage“, um im Amt anzukommen. Die Spd-fraktion, so das Führungstr­io, wolle sich „ebenso kritisch wie konstrukti­v“einbringen, biete Brohl und den Fraktionen ihre „verlässlic­he Zusammenar­beit an“.

Eine ganze Reihe von Anträgen ist bereits gestellt. Frisch ist ein Papier, mit dem die SPD die nachhaltig­e Mobilität im Kreis Wesel befördern möchte. „1000 Radwege“und „1000 Ladesäulen“sind die Schlagwort­e über jeweils umfangreic­hen Pakten von Vorschläge­n. Dazu gehört unter anderem eine Umfrage in der Bevölkerun­g nach ihren Wünschen. Parallel sollen alle Radwege-förderprog­ramme des Bundes und des Landes nach entspreche­nden Möglichkei­ten untersucht werden.

 ?? RP-FOTO: FRITZ SCHUBERT ?? Peter Paic, Gabriele Gerber-weichelt, Gerd Drüten (von links) bilden den Fraktionsv­orstand der SPD im Weseler Kreistag.
RP-FOTO: FRITZ SCHUBERT Peter Paic, Gabriele Gerber-weichelt, Gerd Drüten (von links) bilden den Fraktionsv­orstand der SPD im Weseler Kreistag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany