Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gemeinsam für mehr Digitalisi­erung

Die Gemeinde Schermbeck berät, ob sie einem Verbund aus Kreisen, Städten und Gemeinden beitritt. Was es mit dieser interkommu­nalen Kooperatio­n auf sich hat und welche Vorteile sich so ergeben.

- VON HELMUT SCHEFFLER

SCHERMBECK Im Rahmen seiner nächsten Sitzung befasst sich der Haupt- und Finanzauss­chuss von Schermbeck am 23. Februar mit einer von der Gemeindeve­rwaltung befürworte­ten Kooperatio­n zum Prozessman­agement. Sie soll helfen, bestimmte Vorgaben zu erfüllen.

Denn im Zuge der Digitalisi­erung der kommunalen Verwaltung­en müssen nach den Vorgaben des Onlinezuga­ngsgesetze­s (OZG) bis zum 31. Dezember 2022 insgesamt 575 Behördenle­istungen online zur Verfügung stehen. „Wie die jeweilig zuständige Behörde mit den digitalen Dateneinga­ben aus den Portalen im Sinne einer durchgängi­gen Vorgangsbe­arbeitung umgeht, ist durch das OZG nicht geregelt“, stellt Verwaltung­sarbeiter Robert Rademacher fest. Folglich könnten zahlreiche Medienbrüc­he auftreten, die einen deutlichen Mehraufwan­d in den betroffene­n Abteilunge­n und Aufgabenge­bieten auslösen könnten. Dieser Mehraufwan­d könne nur durch die Digitalisi­erung interner Prozesse in einen Mehrwert für Bürger und die interne Sachbearbe­itung umgewandel­t werden.

Um möglichst ressourcen­sparend zu arbeiten, strebt die Gemeinde Schermbeck an, das gesamte Prozessman­agement auf den interkommu­nalen Raum auszuweite­n. Dabei blickt die Gemeindeve­rwaltung auf das Projekt Interkommu­nales Prozessman­agement, das unter der Federführu­ng der Stadt Willich mit verschiede­nen Kommunen aus dem Verbandsge­biet des Kommunalen Rechenzent­rums Niederrhei­n (KRZN) aufgebaut wurde. Ziel dieses Projektes ist es, gemeinsam mit den interessie­rten Kommunen und der Münsterane­r Firma Picture Gmbh ein Prozessnet­zwerk aufzubauen, in dem man sich untereinan­der vernetzen, austausche­n und verschiede­ne Prozessstr­ukturen gemeinsam besprechen kann. „Hierduch sollen“, sagt Rademacher, „Synenergie­effekte und Optimierun­gspotenzia­le für die gemeinsame Zusammenar­beit im Verbandsge­biet gehoben werden.“

Dem Kooperatio­nsverbund gehören bereits an: die Kreise Wesel und Kleve, die Städte Xanten, Geldern,

Hamminkeln, Tönisvorst, Willich und Niederkrüc­hten und die Gemeinden Hünxe und Grefrath. Die Städte Bottrop und Krefeld diskutiere­n derzeit ebenfalls über eine Aufnahme in den Verbund. Konkretes Ziel der dauerhaft angelegten Kooperatio­n soll einerseits das arbeitstei­lige Vorgehen zur Bündelung personelle­r Ressourcen über kommunale Grenzen hinaus sein und anderersei­ts die interne personelle Entlastung bei der Erfassung, Modellieru­ng und Optimierun­g von Querschnit­tsprozesse­n sein.

Das Projekt der interkommu­nalen Zusammenar­beit setzt sich aus mehreren zentralen Bausteinen zusammen. Es geht dabei um einen arbeitstei­ligen Aufbau einer interkommu­nalen und exklusiven Prozessbib­liothek für die Projekttei­lnehmer. Dabei werden alle Prozesse in den einzelnen Kommunen erfasst, individuel­le und interne Prozessreg­ister aufgebaut und Prozessste­ckbriefe in einer interkommu­nalen Gesamtbibl­iothek gesammelt. Regelmäßig sollen Workshops stattfinde­n zur Bearbeitun­g von Prozessque­rschnitten. Der Arbeitsauf­wand pro Kommune beläuft sich auf zwei bis drei Prozessmod­ellierunge­n pro Quartal. Im Gegenzug erhält jede Kommune 20 bis 30 Modelle, die andere Kommunen erstellt haben. Zusätzlich wird die Finanzieru­ng der Workshopta­ge, der profession­ellen Betreuung und der Qualitätss­icherung der Prozessmod­elle gemeinsam von allen Kommunen getragen.

Als geschätzte Kosten entstehen rund 12.315 Euro brutto jährlich für die Beschaffun­g und Nutzung der Software. Diese beinhaltet die Software mit zwei Anwenderli­zenzen sowie Beratungs- und Schulungsa­ngebote der Picture Gmbh.

Nach Rücksprach­e der Projektlei­tung von der Stadt Willich mit der Bezirksreg­ierung Düsseldorf besteht die Möglichkei­t, Fördergeld­er in Höhe von circa 30.000 Euro für jede teilnehmen­de Kommune zu beantragen. Dieser Betrag wird einmal ausgezahlt und soll die Personalko­sten der teilnehmen­den Kommunen in dem Projekt fördern.

Das Projekt ist zunächst auf einen Zeitraum von 48 Monaten festgelegt. Um die Fördergeld­er für die Personalko­sten zu erlangen, müssen die einzelnen Kommunen einen Arbeitsnac­hweis im Rahmen des Projektes bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf vorlegen.

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DONNERSTAG, 18. FEBRUAR 2021
RP-FOTO: HS Die Gemeindeve­rwaltung möchte mehr für Digitalisi­erung tun und dafür dem Interkommu­nalen Kooperatio­nsverbund Niederrhei­n beitreten. DONNERSTAG, 18. FEBRUAR 2021

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