Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Eltern sind keine Superhelden
Auch Mütter und Väter machen mal Fehler – und das ist auch gut so.
Wenn ich an meinen Vater oder meine Mutter denke, kommt es mir oft so vor, als seien sie nahezu perfekt. Eltern, die immer alles richtig machen und nie Fehler begehen. Als Kind wirkten sie auf mich wie Superhelden, denen man nie etwas nachsagen konnte.
Als Jugendliche dämmerte es mir dann, dass auch meine Eltern keine übernatürlichen Wesen sind, sondern wie wir alle auch einfach nur Menschen. Und Mensch sein bedeutet nun mal, Fehler zu begehen. Als Kind habe ich jedoch selten mitbekommen, dass jemand in meiner Familie mal etwas falsch gemacht, geschweige denn dies zugegeben hätte. Darüber wurde einfach nicht gesprochen. Mittlerweile denke ich aber, dass es extrem wichtig ist, Kindern zu zeigen, dass man auch als erwachsene Person nicht immer alles richtig macht, und diese Tatsache auch nicht totzuschweigen.
Denn über Fehler zu reden hat eine ganze Menge Vorteile: Zuallererst schafft man ein authentisches und realistisches Bild vom Leben und zeigt, dass Fehler zu machen nichts Schlechtes ist. Es ist sogar etwas sehr Wichtiges, denn man kann daraus lernen und sich weiterentwickeln. Gleichzeitig gibt man den Kindern den Raum, um über eigene Sorgen und Fehler zu sprechen, da man sich durch die Offenheit der Eltern im besten Fall inspiriert fühlt. Das fördert nicht nur das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind, sondern auch die offene Kommunikation beider Parteien. Außerdem bin ich davon überzeugt: Wer bei Erwachsenen einen aufgeschlossenen Umgang mit Fehlern beobachtet, geht auch mit sich selbst viel wohlwollender und positiver um, wenn dann mal etwas blöd gelaufen sein sollte.