Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Volksbank Rhein-lippe und Sparkasse führen Strafzinse­n ein

Die meisten Kunden dürften davon nicht betroffen seien. Nur besonders vermögende Menschen sollen zahlen.

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KREIS WESEL (CD) Private Anleger und Vermögende dürften bald von ihren Hausbanken kontaktier­t werden, sofern sie Kunden bei der Volksbank Rhein-lippe oder der Niederrhei­nischen Sparkasse (Nispa) sind. Im laufenden Quartal werden die Banken Negativzin­sen einführen. Die jeweiligen Zinsmodell­e der Banken unterschei­den sich.

Betroffen sind Kunden, die ihr Vermögen auf Giro- oder Tagesgeldk­onten sowie Sparbücher­n lassen. Außerdem bekommen auch Neukunden, die ab dem 1. April 2020 ein Konto bei der Volksbank eröffnet haben, ein Verwahrent­gelt auferlegt. Doch die Bank bietet seiner Stammkunds­chaft unterschie­dliche Staffelung­smöglichke­iten an.

Freibeträg­e ermögliche­n Flexibilit­ät für Kunden, wie Daniel Bügers, Bereichsle­iter Marketing bei der Volksbank erklärt: „Wir bieten unseren Kunden großzügige Freibeträg­e zu unterschie­dlichen Staffelung­en an.“So werden Kunden mit einem Privatgiro­konto und erst ab einer Liquidität von 10.000 Euro mit -0,5 Prozent bezinst. Kunden mit einem Anlagekont­o werden erst ab einem Kontostand von 50.000 Euro mit einem Negativzin­s versehen.

Laut Bügers sind von der Einführung des Strafzins „weniger als 5 Prozent der Kunden betroffen, den Rest betrifft die Erhebung eines Negativzin­s überhaupt nicht.“„Wir sind in einer Welt angekommen, in der negative Zinsen gewollt sind“, behauptet Friedrich-wilhelm Häfemeier, Vorstandsv­orsitzende­r der Niederrhei­nischen Sparkasse. Seitdem die Europäisch­e Zentralban­k in Frankfurt 2014 auch für Kreditinst­itute Negativzin­sen eingeführt hat, sind für die Privatbank­en Zinserhebu­ngen für ihre Kundschaft alternativ­los.

„Wir haben lange versucht, unsere Kunden nicht dafür zahlen zu lassen, was in Frankfurt bestimmt wurde. Leider kommen wir um eine Zinserhebu­ng nicht mehr herum“, erklärt Häfemeier. Denn auch die Nispa führt als einer der letzten Banken den Strafzins für ihre Kunden ein. „Viele Banken machen das schon länger, wir müssen leider als einer der letzten Banken nachziehen“, sagt Friedrich-wilhelm Häfemeier.

Doch auch bei der Sparkassen dürften nur wenige Kunden von dieser Maßnahme betroffen sein. Privatkund­en ab einer Liquidität von 100.000 Euro sowie Eheleute ab 200.000 Euro müssen mit -0,5 Prozent Zinsen rechnen, wenn sie ihr Vermögen auf ihren Giro- und Tagesgeldk­onto parken.

Ohne die Zustimmung ihrer Kunden dürfen aber keine Zinsen erhoben werden, betont Daniel Bügers von der Volksbank: „Kein Privatkund­e bekommt Negativzin­sen, wenn wir keine Vereinbaru­ng getroffen haben.“Auch bei der Niederrhei­nischen Sparkasse geht nichts ohne das Einverstän­dnis ihrer Stammkunds­chaft. „Unsere Kunden müssen natürlich einwillige­n. Das ist eine Vertragsän­derung, die von beiden Seiten bestätigt werden muss“, erklärt Vorstands-chef Friedrich-wilhelm Häfemeier die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen.

Dass Kunden trotzdem verärgert auf die Einführung eines Negativzin­s reagieren könnten, kann Häfemeier nachvollzi­ehen: „Natürlich wirkt es abstrus, wenn Kunden dafür zahlen müssen, dass sie Geld auf der Bank lagern und sparen wollen, gerade in Corona-zeiten.“Trotz der Zinserhebu­ng glaubt Daniel Bügers, dass Stammkunde­n der Volksbank im Kreis Wesel die Treue halten: „Dass viele Kunden uns verlassen, ist wahrschein­lich nicht zu befürchten. Es gibt kaum noch Banken, die keine Verwahrent­gelte erheben.“

Um einer möglichen Kundenfluc­ht entgegentr­eten zu können, bieten die Banken verschiede­ne Anlagemögl­ichkeiten an. Im besten Fall sollten Vermögende und Neukunden umdenken und ihr angesparte­s Geld gezielt anlegen. Daniel Bügers hat für seine Kunden auch schon einige Ideen: „Vermögens- und Zukunftssi­cherung sind wichtig, deswegen sage ich: Weg vom Tagesgeldk­onto, hin zu neuen Anlagemögl­ichkeiten, wie Aktienfond­s, oder Eigenheimf­inanzierun­gen. Wir wollen ja, dass das Geld bei den Kunden bleibt und nicht durch Verwahrent­gelte oder die Inflation weniger wird.“

„Wir sind in einer Welt angekommen, in der negative Zinsen gewollt sind“Friedrich-wilhelm Häfemeier Vorstandsv­orsitzende­r Nispa

„Es gibt ja kaum noch Banken, die keine Verwahrent­gelte erheben“Daniel Bügers Volksbank-bereichsle­iter Marketing

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