Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Viele Steuerbüros sind überlastet
Der Lockdown bereitet immer mehr Unternehmen Existenzängste.
DINSLAKEN/VOERDE (CD) Die Corona-pandemie sorgt für viele verzweifelte Unternehmer. Die suchen Hilfe bei Steuerberatern und sorgen damit für überlastete Kanzleien.
„Man kommt kaum dazu, sich mit dem Tagesgeschäft zu beschäftigen. Täglich kommen verzweifelte Mandanten auf uns zu, die auf Zahlungen warten und um ihre Existenz bangen“, berichtet Petra Schneider von der Dinslakener Steuerkanzlei „Fleischer, Schneider und Partner“.
Viele der Mandanten sind Unternehmer mit eigenen Geschäften, die aufgrund des Lockdowns nicht öffnen dürfen. In ihrer dramatischen Lage wenden sich viele an das Steuerbüro von Petra Schneider. Alle kann sie aber nicht betreuen: „Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem wir keine neuen Mandanten annehmen können, sofern sie sich nur in puncto Corona-hilfen beraten lassen möchten. Die Kapazitäten haben wir nicht“, erklärt Petra Schneider.
Um die anfallende Arbeit unter einen Hut zu bekommen, haben sie und ihre Partner die Klärung der Überbrückungshilfen zur Chefsache erklärt. Der Rest des Teams soll die Mandanten betreuen, die bisher nicht von der Pandemie betroffen sind. „Anders kriegen wir es momentan nicht hin“, gibt die Dinslakener Steuerexpertin zu.
Auf die von der Bundesregierung versprochenen Überbrückungshilfen warten viele Betroffenen bislang immer noch. „Wie die Auszahlung der Überbrückungshilfen läuft, ist chaotisch. Angefangen bei der Antragsstellung. Außerdem wird jeder Fall bei der Antragsstellung komplett anders bewertet. Es fehlt die Einheitlichkeit“, kritisiert Schneider.
Auch Daniela Sandrowski, Steuerberaterin in Voerde, ärgert sich über die Probleme bei der Antragsstellung: „Die Vorschriften seitens der Regierung, um an Corona-hilfen zu kommen, ändern sich fast täglich. Was gestern noch galt, kann morgen schon wieder anders aussehen. Auch für uns Steuerberater ist die Situation nicht einfach momentan.“
Im Büro der Voerderin ist die Lage noch prekärer. „Viele unserer Mandanten haben bisher immer noch keine Gelder bekommen, geschweige denn die Möglichkeit der Antragsstellung“, erklärt Sandrowski.
Während die meisten ihrer Mandanten zuhause sitzen müssen, kann sich Daniela Sandrowski vor Arbeit kaum retten: „Wir sind in unserem Büro schon sehr eingespannt. Es vergeht nicht ein Tag, an dem sich ein verzweifelter Mandant an uns wendet. Die Existenzängste mit zu erleben, macht die ganze Situation auch nicht leichter.“
Eine Entspannung der Situation scheint aufgrund des verlängerten Lockdowns nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Belastung während der Corona-pandemie bleibt hoch, sowohl für betroffene Unternehmer als auch für Steuerberater.