Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Referentinnen-coup: SPD sauer, Cdu-senioren irritiert
DINSLAKEN (RP) Als „dreist“und „unglaubwürdig“bezeichnet die SPD Dinslaken das Vorgehen von Bürgermeisterin Michaela Eislöffel bei der Besetzung ihrer Referentinnen-stelle mit der Kabarettistin Kerstin Lammert. „Wir dachten zuerst, es sei ein Karnevalsscherz, als uns am Rosenmontag die Nachricht erreichte, Kerstin Lammert ist als persönliche Referentin der Bürgermeisterin seit 3. Februar im Amt,“so Ronny Schneider, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD.
Er könne „soviel Dreistigkeit nicht fassen“. Die SPD schreibt: „Während die Öffentlichkeit sich in Leserbriefen über die Absicht empört und die Ratsfraktionen sich überwiegend kritisch ablehnend äußern und die SPD die Besetzung auf die Tagesordnung von Hauptausschuss und Rat bringen will, schweigt die Bürgermeisterin und hat leise durch ihre Entscheidung längst Fakten geschaffen.“
Der bisherige Referent Thomas Pieperhoff geht Ende Februar in den Ruhestand. Er wird nicht nur durch Melanie Quernhorst aus der Stadtverwaltung auf einer vollen Stelle ersetzt, sondern auch durch die Kabarettistin Kerstin Lammert auf einer zusätzlich geschaffenen halben Stelle. Die Stadtverwaltung hat das wie berichtet intern kommuniziert und erst auf Nachfrage bestätigt.
Der Vertrag mit Lammert war demnach schon am 3. Februar unterschrieben. Noch danach habe die Bürgermeisterin aber in Interviews mehrfach gesagt, dass sie die zusätzliche halbe Stelle einrichten werde, und nicht, dass das bereits passiert sei, fasst die SPD zusammen.
„Wie sollen wir der Bürgermeisterin da noch vertrauen?”, fragt der Spd-fraktionsvorsitzende Jürgen Buchmann. Michaela Eislöffel habe „den Rat und die Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt. Wenn sie dann gleichzeitig gebetsmühlenartig Transparenz, Bürgerbeteiligung und Politik auf Augenhöhe fordert, ist sie für uns unglaubwürdig.“
Auch die Seniorenunion der CDU schaltet sich in die Debatte ein. Sie hält „wenig vom Vorgehen der Bürgermeisterin“, teilt sie mit. „Natürlich hat die Bürgermeisterin das gute Recht, sich eine vertraute Person als Stütze und persönliche Referentin auszusuchen.“Durch Melanie Quernhorst aus der Verwaltung sei das aber geschehen. „Damit hat die Bürgermeisterin ihr gutes Recht bereits in Anspruch genommen“, so Hans-jürgen Woydich, Vorsitzender der Seniorenunion.
Die Einstellung einer „weiteren Vertrauten“halte man für übertrieben. Die Stadt sei in Sachen Öffentlichkeitsarbeit mit einem Pressesprecher, einer Social Media-managerin und einer persönlichen Referentin schon „reichlich ausgestattet“. Woydich bittet die Bürgermeisterin, ihre Haltung zu überdenken. „Wir hoffen sehr, dass Frau Eislöffel von ihrer Idee Abstand nimmt und zu einer maßvollen Personalpolitik findet“, erklärt er.