Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

FDP zweifelt an Eislöffels Durchsetzu­ngskraft

Die Liberalen fürchten, dass die positiven Ansätze, die die Bürgermeis­terin in ihrer Arbeit gezeigt habe, nur von kurzer Dauer sind.

-

DINSLAKEN (aha) Vergangene Woche waren Bürgermeis­terin Michaela Eislöffel (parteilos) und der Stadtrat 100 Tage im Amt. Wir haben die Fraktionen um eine Zwischenbi­lanz gebeten – heute blickt die FDP auf 100 Tage Ratsarbeit zurück.

100 Tage nach dem Machtwechs­el im Bürgermeis­teramt sei es Zeit, ein erstes Resümee zu ziehen, sagen die Liberalen. Man müsse schauen, „ob erste Anzeichen die Annahme rechtferti­gen, dass die Erwartunge­n der Bürger, dass mit der neuen Bürgermeis­terin Frau Eislöffel ein neuer Politiksti­l ins Rathaus einzieht, sich erfüllen werden“.

Dabei sei der Bürgermeis­terin zunächst zuzugesteh­en, dass die äußeren Umstände für ihren Start ins Amt nicht gerade glücklich waren. Das Rathaus gleiche einer Festung vor dem Virus, Gremien könnten nur eingeschrä­nkt tagen, politische Gespräche mit den Bürgern und deren Vertretern im Rat seien große Hürden gesetzt. „Vor diesem Hintergrun­d ist der Umstand, dass die Bürgermeis­terin ‘das große Schweigen’ durchbroch­en hat und kurzfristi­g ein Treffen mit Ratsvertre­tern, der Bürgerinit­iative Barminghol­ten und den Investoren und Eigentümer­n arrangiert hat positiv auf der Habenseite zu verbuchen“, so die FDP.

Die Kritik des Spd-ratsherrn Ronny Schneider, der mangelnde Transparen­z bei der Bürgermeis­terin bemängele, nennt die FDP „falsch und geradezu heuchleris­ch“. Wenn auch spät, habe Michaela Eislöffel sie quasi kurz vor Toresschlu­ss alle an einen Tisch gebracht, was ihrem Spd-vorgänger Michael Heidinger bis zuletzt nicht eingefalle­n sei.

„Auch, dass sie vernünftig­erweise gegen den Verwaltung­svorschlag gestimmt hat, ist auf der Habenseite zu verbuchen, da dies zeigt, dass sie durchaus willens sein kann, deren Vorschläge nicht blind zu unterstütz­en“, heißt es seitens der FDP

Dinslaken. „Auch der Umstand, dass sie anscheinen­d gegen den Widerstand der Verwaltung dem Wunsch von großen Teile des Rates und der Bürgerscha­ft zu entspreche­n, gewillt ist, dem Beispiel von Land und Bund zu folgen und die Voraussetz­ungen im digitalen Zeitalter dafür zu schaffen, dass der Bürger mittels moderner Kommunikat­ionsmittel sich über die Beratungen der von ihm gewählten Vertreter informiere­n kann.“

Dass die Bürgermeis­terin wöchentlic­h über die „sozialen Medien“die Bürger über ihr Tun informiere, bewertet die FDP positiv. „Leider scheinen diese positiven Ansätze nur von kurzer Dauer gewesen zu sein“, heißt es dann aber

mit Blick auf die Einrichtun­g der zusätzlich­en Referentin­nenstelle.

Welche Erfolge gibt es und was hätte besser laufen können? „Vor dem Hintergrun­d, dass die Dinslakene­r Wirtschaft corona-bedingt am Boden liegt und um ihre Existenz bangen muss“, könne die zusätzlich­e Referentin­nenstelle nur Kopfschütt­eln auslösen. Zumal die Stadt pünktlich zum Jahresbegi­nn den ohne Einnahmen dastehende­n Gewerbetre­ibenden den Gewerbeste­uerbeschei­d und den Grundsteue­rbescheid habe zukommen lassen, verbunden mit der ultimative­n Zahlungsau­fforderung.

Die FDP wünsche sich hier eine Aussetzung, zumindest aber eine Stundung der städtische­n Forderunge­n, zumal die Zusagen der von CDU und SPD gemeinsam geführten Bundesregi­erung auf Auszahlung der Novemberhi­lfe bis heute noch nicht erfüllt seien. Auch der von der Bürgermeis­terin befürworte­te Ankauf der ‘Schrott-immobilie’ Zechenwerk­statt stoße in diesem Zusammenha­ng bei den Liberalen auf völliges Unverständ­nis. „Während der Bürger und die örtliche Wirtschaft um ihre Existenzen bangen müssen, wird das Geld der Bürger mit vollen Händen ausgegeben, als ob es kein Morgen gäbe.“

Da passe ins Bild, wenn auch nicht der Bürgermeis­terin direkt anzulasten, „dass die Verwaltung die ‘Leuchttürm­e’ von Dinslaken in Gestalt des ‘Fahrradtur­ms’ am Bahnhof und des ‘Wasserturm­s’ in Lohberg in den Sand gesetzt hat. Auch hat die Herrn Dr. Palotz unterstell­te Denkmalpfl­ege das Läuten der Glocken in der Neustraße nicht gehört, weshalb der Bürger die Neuanschaf­fung der Glocken bezahlen soll.“

Im Falle des Wasserturm­s kosteten die Versäumnis­se der Stadt durch die unterlasse­ne Antragstel­lung der für die Sanierung zugesagten Landesmitt­el in Höhe von immerhin 200.000 Euro den Dinslakene­r Bürger mittlerwei­le 300.000 Euro, sagt die FDP. Denn diese Summe müsse die Stadt aus Gründen der Denkmalpfl­ege und weil die Kosten mittlerwei­le gestiegen seien in die Hand nehmen, ohne auf die verfallene­n Fördermitt­el zurückgrei­fen zu können.

Für den Rest der Wahlperiod­eerscheint es den Dinslakene­r Liberalen fraglich, ob die Bürgermeis­terin „in der Lage sein wird, künftig den Haupt-akteuren in der Stadtverwa­ltung die Stirn zu bieten, bzw. dies überhaupt will. Es wäre wünschensw­ert.“

 ?? FOTO: LARS FRÖHLICH ?? Fdp-vorsitzend­er Gerald Schädlich hat wieder einen Sitz im Stadtrat – gemeinsam mit drei weiteren Stadtveror­dneten der Liberalen.
FOTO: LARS FRÖHLICH Fdp-vorsitzend­er Gerald Schädlich hat wieder einen Sitz im Stadtrat – gemeinsam mit drei weiteren Stadtveror­dneten der Liberalen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany