Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

„Jede Impfung ist besser als Covid“

Mediziner Karl-heinz Munter warnt im Fall Astrazenec­a vor einer Luxusdebat­te.

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DÜSSELDORF (hpaw) Eine knappe Woche hatten die Leser der Rheinische­n Post und die Hörer des „Aufwacher“-podcasts Zeit – und nutzten sie fleißig. Sieben eng bedruckte Seiten mit Fragen zum Thema Corona-impfung nahm Moderatori­n Anja Wölker mit ins Gespräch, als sie am Freitagabe­nd mit Karl-heinz Munter, dem leitenden Impfarzt des Rhein-kreises Neuss, vor der Kamera stand. Übertragen wurde der einstündig­e Talk auf der Facebookse­ite RP Online; die Highlights sind in der Samstagsep­isode des Nachrichte­n-podcasts „Aufwacher“zu hören.

Zwei Sorten Fragen erreichten die Redaktion: Die eine kam von Menschen, die sich Sorgen um die Folgen einer Impfung machen. Die andere kam von denen, die die Impfung kaum erwarten können. Für diese Menschen lautet die drängendst­e Frage: Wann bekomme ich endlich einen Termin – für mich oder meine Eltern und Großeltern? Gerade Menschen in Risikogrup­pen wollen wissen, wann sie mit einer Impfung rechnen können. So wie Annette, die eine Stammzelle­ntransplan­tation erhalten hat. Eine Situation, die auch der Impfarzt belastend findet: „Wir haben zu wenig Impfstoff und müssen deshalb auswählen, wer geimpft wird. Das ist für uns Ärzte eine unerträgli­che Situation.“Munter erzählte vom Fall einer gesunden 80-Jährigen, die darum bat, ihre Impfdosis ihrem 78-jährigen kranken Mann weitergebe­n zu dürfen. „Und ich musste ihr sagen: Das kann ich nicht tun.“Er hoffe auf mehr Impfstoff im Mai, denn dann könnten auch die niedergela­ssenen Ärzte impfen. „Und wenn es erst mal so weit ist, dann geht alles sehr schnell.“

Viele Fragen drehten sich auch um die Vor- und Nachteile verschiede­ner Impfstoffe. So fragte Lukas per Whatsapp: „Warum sollte ich mich mit dem Astrazenec­a-impfstoff impfen lassen, wenngleich es ja auch viel wirksamere Impfstoffe gibt, die auch deutlich weniger Nebenwirku­ngen haben?“Munter hat dazu eine sehr klare Meinung. „Dieser Impfstoff ist hochwirksa­m. Ob 70 oder 90 Prozent, das spielt gar keine große Rolle. Wir führen hier eine Luxusdebat­te.“Er wünsche keinem, Covid-19 zu bekommen. „Diese Krankheit ist furchtbar. Jede Impfung ist besser als das.“

Eine echte Überraschu­ng mag für einige diese Antwort von Munter gewesen sein: Eine vorbeugend­e Paracetamo­l gegen Impf-nebenwirku­ngen soll tatsächlic­h wirken. „Sie können gegen Effekte einer Impfung wie Glieder- oder Kopfschmer­zen sowie leichtes Fieber helfen.“Er betonte jedoch noch einen anderen Punkt: „Solche grippalen Symptome sind keine Nebenwirku­ngen, sondern die erwartbare Immunreakt­ion des Körpers.“

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Karl-heinz Munter ist Impfmedizi­ner.

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