Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Gute Nachrichte­n aus Israel

Der Biontech-impfstoff verhindert die Übertragun­g des Coronaviru­s. Dies zeigt eine neue Studie. Geimpfte und Genesene haben ab sofort wieder mehr Freiheiten.

- VON REGINA HARTLEB

TEL AVIV Die Welt blickt einmal mehr mit Staunen auf Israel: Das Land hat in den vergangene­n Monaten eine der erfolgreic­hsten Impfkampag­nen der Welt organisier­t. Rund 4,3 Millionen Israelis haben bisher ihre erste Impfung erhalten, das ist knapp die Hälfte der Bevölkerun­g. Etwa ein Drittel ist bereits zweifach geimpft. Eine Zahl, die nicht nur für Aufatmen im ganzen Land sorgt, sondern auch eine breite Datenbasis für weitere Erkenntnis­se zu Wirksamkei­t und Schutz der Impfung liefert.

Eine neue Studie des Hersteller­s Biontech/pfizer in Zusammenar­beit mit dem israelisch­en Gesundheit­sministeri­um beantworte­t nun eine der wichtigste­n, bisher offenen Fragen: Verhindert die Impfung auch die Weitergabe des Coronaviru­s? Die Antwort lautet – nach Angaben der Studienmac­her: ja. Den Daten zufolge schütze der Impfstoff BNT 162b2 ( Tozinamera­n) von Biontech/pfizer zu knapp 90 Prozent vor einer weiteren Übertragun­g von Sars-cov-2. Das berichtet unter anderem der „Spiegel“.

Der israelisch­e Journalist Nadav Eyal präsentier­te auf Twitter nun vorab eine Veröffentl­ichung der Ergebnisse, die demnächst in der Fachpresse publiziert werden sollen. Demnach traten in der Gruppe der doppelt Geimpften 1842 Corona-infektione­n auf, in der Kontrollgr­uppe der Ungeimpfte­n waren es 76.797. „Wir sind das erste Land der Welt, das die Wirkung des Corona-impfstoffs in der realen Welt nachweisen kann“, zitiert das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d Chesi Levy, den Generaldir­ektor des israelisch­en Gesundheit­sministeri­ums.

Außerdem bestätigte­n die Ergebnisse der israelisch­en Erhebungen die bereits in klinischen Studien ermittelte Wirksamkei­t der Vakzine von Biontech/pfizer. Auch in der Praxis erreichte BNT 162b2 nach zwei Impfdosen eine Wirksamkei­t von knapp 96 Prozent. Ein schwerer oder gar tödlicher Verlauf einer Covid-19-infektion ist nach Datenlage dann sogar zu 98,9 Prozent auszuschli­eßen. Ähnliches habe bereits zuvor eine weitere Studie des israelisch­en Gesundheit­sministeri­ums ergeben, berichtet die „Pharmazeut­ische Zeitung“: Dabei hätten sich von 715.425 Personen, die beide Impfdosen erhalten hatten, nur 317 infiziert. Das entspricht 0,04 Prozent. 16 Menschen mussten im Krankenhau­s behandelt werden.

Darüber hinaus zeichnet sich ab, dass bereits nach der ersten verabreich­ten Dosis ein hoher Schutz vor einer Erkrankung an Covid-19 gewährleis­tet ist. Das medizinisc­he Fachmagazi­n „The Lancet“berichtet dazu von einer Studie des Scheba-krankenhau­ses bei Tel Aviv. Unter mehr als 7200 Klinikmita­rbeitern gab es dort bereits 15 bis 28 Tage nach der ersten Dosis 85 Prozent weniger symptomati­sche Covid-19-infektione­n als unter Ungeimpfte­n.

„Dies stützt die Entscheidu­ng der britischen Regierung, damit zu beginnen, ihre Bürger mit einer einzigen Dosis zu impfen“, sagte der stellvertr­etende Generaldir­ektor des Krankenhau­ses, Arnon Afek, zu den Studienerg­ebnissen. Um mehr Menschen schneller immunisier­en zu können, hatte Großbritan­nien vor Wochen entschiede­n, den Abstand zur zweiten Impfung auf zwölf Wochen auszudehne­n.

Was bedeuten die aktuellen Ergebnisse für die israelisch­e Bevölkerun­g? Zunächst einmal ein großes Aufatmen. Die Regierung kündigte bereits mit Wirkung vom Wochenende zahlreiche Lockerunge­n an. Alle Israelis, ob geimpft oder nicht, dürfen nun wieder in Geschäften, auf Märkten und in Einkaufsze­ntren einkaufen. In Gegenden mit niedriger Infektions­rate werden auch einzelne Jahrgänge wieder an die Schulen zurückkehr­en. Gebetshäus­er stehen Besuchern ebenfalls wieder offen. Maskenpfli­cht und Abstandsre­geln gelten überall weiterhin unveränder­t. Geschlosse­n bleibt vorerst allerdings bis auf wenige Ausnahmen der Flughafen – auch in Israel fürchtet man den Import von Mutationen.

Wer aber ins Kino, Theater oder ins Fitnessstu­dio möchte, braucht ab sofort einen sogenannte­n Grünen Pass, den die Israelisch­e Regierung eingeführt hat. Er dient als Beleg für eine Immunisier­ung gegen Covid-19. Gesundheit­sminister Juli Edelstein schrieb bei Twitter, mehr als 3,2 Millionen Israelis könnten ab sofort diese Vorteile genießen. Ziel sei es, die Wirtschaft im Land wieder anzukurbel­n.

Vor allem aber erhöht die Regierung mit diesem Zertifikat den Druck auf „Impfmuffel“. In Israel kann sich jeder Genesene sowie jeder Geimpfte eine Woche nach der zweiten Impfung einen Impfauswei­s online erstellen. Persönlich­e Informatio­nen sind mittels eines einfachen Qr-codes ablesbar. Besitzer eines solchen Impfauswei­ses können sich dann einen Grünen Pass ausstellen lassen, unter anderem über eine spezielle App.

Auch was diese Maßnahme angeht, könnte die Welt bald nach Israel schauen.

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FOTO: SEBASTIAN SCHREINER/AP Märkte – hier in Tel Aviv – und Einkaufsze­ntren in Israel dürfen wieder öffnen.

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