Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Heimatverein ersetzt gestohlenes Ortseingangsschild.
2018 wurde das alte Ortseingangschild von unbekannten Tätern gestohlen. Niemand weiß, wo es geblieben ist. Die Alte Herrlichkeit hat jetzt Ersatz geschaffen. Viele Heimatvereinsmitglieder halfen mit.
WERTHERBRUCH Fußballfieber im Dorf? Blau-weiß steht der starke Pfosten mit dem ovalen Schild und dem Schriftzug Wertherbruch am Eingang des Straßendorfs. Die Farbgebung ist älter als jeder Fußballverein, erinnert sie doch an die Alte Herrlichkeit Wertherbruch, die einst im Landstrich von Wertherbruch herrschte. Seit November 1999, als die historischen Schilder an den Einfallsstraßen in Wertherbruch aufgestellt wurden, bilden sie ein Stück Identität für die Bewohner, das signalisiert: Hier ist unsere Heimat. Dieser emotionale Bezug störte die schnöden Diebe nicht, als sie am 24. Dezember einen Standort zerstörten und die blaue Holztafel mit dem vorderseitigen Schriftzug „Alte Herrlichkeit Wertherbruch“entwendeten. Bis heute weiß niemand, wo sie ist und was die Diebe damit anstellten. Nun kehrt das neue Ortsschild zurück an den Standort Provinzialstraße/ecke Mussumer Straße, aus Richtung Loikum kommend. Das neue Design soll auch an den beiden weiteren Standorten die Schilder ersetzen.
Am Samstag wurde das erste neue Ortsschild der Alten Herrlichkeit Wertherbruch vorgestellt. Es ist eine typisch dörfliche Koproduktion. Ursula Meyer, die Wertherbrucher Künstlerin, hat das grüne Flechtwerk umgeben von blauem Gewölk von der Rückseite des gestohlenen Schildes, das weder einen Anfang noch ein Ende hat und wie ein Symbol für die Unendlichkeit wirkt, nachgemalt. Davon gab es noch Fotos. Dieses Bild wurde dann vom Wertherbrucher Werbedesigner Jürgen Demming auf einer Folie gezogen und auf die Rückseite des Schildes angebracht.
Steinbildhauer Michael Leson hat auf seinem Hof die Stele und das Schild gebaut, das wie eine eigenständige Skulptur erscheint. Die Verbindung zwischen Sockel und Oval ist in Perlen (Kapitell) eingefasst. Das Schild wird von einer weiß-blauen Stange getragen. Aus Kostengründen wird die Konstruktion nicht wie das Vorgängermodell aus Holz, sondern aus glasfaserverstärktem Polymergips gefertigt. Es soll länger halten als die Holzkonstruktionen, wie es hieß. Das Verfahren hat den Vorteil, dass durch die Erstellung eines Modelles alle drei Ortseingangsschilder gegossen und somit Kosten gesenkt werden konnten. Die weiteren Rückseitenmotive stellen eine Moorlandschaft sowie Sumpfdotterblumen dar, die einst Wertherbruchs Landschaft prägten. Bei Manfred Tebbe als Vize des Heimatvereins liefen die Fäden der Aktion zusammen. Bei der Vorstellung dabei war auch Reinhard Hoffacker von der Niederrheinischen Sparkasse Rhein-lippe, die als Spender nicht nur erheblich dazu beigetragen, dass dieses für die Wertherbrucher Bevölkerung so wichtige Projekt gestartet werden konnte, sondern auch bei der Vollendung des Projekts als Unterstützer gefragt ist. Im Verein hat sich für die Umsetzung ein Arbeitskreis mit Hannes Ritte, Andreas Lueb, Willi Schmidt, Michael Leson und Manfred Tebbe gebildet.
Die Idee, historische Schilder im Ort aufzustellen, wurde bereits 1996 geboren, als der Ort den 700. Jahrestag der urkundlichen Erwähnung feierte. Sie wurden aus dem Erlös der 700-Jahr-feier finanziert und 1999 vom Heimatverein enthüllt. „Damals ging ein Ruck durchs Dorf, ein Besinnen auf die Identität als Gemeinschaft mit alten historischen Wurzeln“, erzählt Tebbe. Dies wollte man auch nach außen hin zeigen: Wertherbruch ist eine Alte Herrlichkeit, es war für die Menschen früher sicher nicht immer herrlich, hier zu wohnen, sondern ein auswärtiger „Herr“hatte das Sagen. Man entschied sich, in die Vorderseite den blau-weißen Schriftzug Alte Herrlichkeit Wertherbruch zu schnitzen, der daran erinnert, dass ein echter Herrensitz in Wertherbruch vorzufinden war – ähnlich wie ein Fürstentum, nur ein paar Nummern kleiner.