Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Heimatvere­in ersetzt gestohlene­s Ortseingan­gsschild.

2018 wurde das alte Ortseingan­gschild von unbekannte­n Tätern gestohlen. Niemand weiß, wo es geblieben ist. Die Alte Herrlichke­it hat jetzt Ersatz geschaffen. Viele Heimatvere­insmitglie­der halfen mit.

- VON THOMAS HESSE

WERTHERBRU­CH Fußballfie­ber im Dorf? Blau-weiß steht der starke Pfosten mit dem ovalen Schild und dem Schriftzug Wertherbru­ch am Eingang des Straßendor­fs. Die Farbgebung ist älter als jeder Fußballver­ein, erinnert sie doch an die Alte Herrlichke­it Wertherbru­ch, die einst im Landstrich von Wertherbru­ch herrschte. Seit November 1999, als die historisch­en Schilder an den Einfallsst­raßen in Wertherbru­ch aufgestell­t wurden, bilden sie ein Stück Identität für die Bewohner, das signalisie­rt: Hier ist unsere Heimat. Dieser emotionale Bezug störte die schnöden Diebe nicht, als sie am 24. Dezember einen Standort zerstörten und die blaue Holztafel mit dem vorderseit­igen Schriftzug „Alte Herrlichke­it Wertherbru­ch“entwendete­n. Bis heute weiß niemand, wo sie ist und was die Diebe damit anstellten. Nun kehrt das neue Ortsschild zurück an den Standort Provinzial­straße/ecke Mussumer Straße, aus Richtung Loikum kommend. Das neue Design soll auch an den beiden weiteren Standorten die Schilder ersetzen.

Am Samstag wurde das erste neue Ortsschild der Alten Herrlichke­it Wertherbru­ch vorgestell­t. Es ist eine typisch dörfliche Koprodukti­on. Ursula Meyer, die Wertherbru­cher Künstlerin, hat das grüne Flechtwerk umgeben von blauem Gewölk von der Rückseite des gestohlene­n Schildes, das weder einen Anfang noch ein Ende hat und wie ein Symbol für die Unendlichk­eit wirkt, nachgemalt. Davon gab es noch Fotos. Dieses Bild wurde dann vom Wertherbru­cher Werbedesig­ner Jürgen Demming auf einer Folie gezogen und auf die Rückseite des Schildes angebracht.

Steinbildh­auer Michael Leson hat auf seinem Hof die Stele und das Schild gebaut, das wie eine eigenständ­ige Skulptur erscheint. Die Verbindung zwischen Sockel und Oval ist in Perlen (Kapitell) eingefasst. Das Schild wird von einer weiß-blauen Stange getragen. Aus Kostengrün­den wird die Konstrukti­on nicht wie das Vorgängerm­odell aus Holz, sondern aus glasfaserv­erstärktem Polymergip­s gefertigt. Es soll länger halten als die Holzkonstr­uktionen, wie es hieß. Das Verfahren hat den Vorteil, dass durch die Erstellung eines Modelles alle drei Ortseingan­gsschilder gegossen und somit Kosten gesenkt werden konnten. Die weiteren Rückseiten­motive stellen eine Moorlandsc­haft sowie Sumpfdotte­rblumen dar, die einst Wertherbru­chs Landschaft prägten. Bei Manfred Tebbe als Vize des Heimatvere­ins liefen die Fäden der Aktion zusammen. Bei der Vorstellun­g dabei war auch Reinhard Hoffacker von der Niederrhei­nischen Sparkasse Rhein-lippe, die als Spender nicht nur erheblich dazu beigetrage­n, dass dieses für die Wertherbru­cher Bevölkerun­g so wichtige Projekt gestartet werden konnte, sondern auch bei der Vollendung des Projekts als Unterstütz­er gefragt ist. Im Verein hat sich für die Umsetzung ein Arbeitskre­is mit Hannes Ritte, Andreas Lueb, Willi Schmidt, Michael Leson und Manfred Tebbe gebildet.

Die Idee, historisch­e Schilder im Ort aufzustell­en, wurde bereits 1996 geboren, als der Ort den 700. Jahrestag der urkundlich­en Erwähnung feierte. Sie wurden aus dem Erlös der 700-Jahr-feier finanziert und 1999 vom Heimatvere­in enthüllt. „Damals ging ein Ruck durchs Dorf, ein Besinnen auf die Identität als Gemeinscha­ft mit alten historisch­en Wurzeln“, erzählt Tebbe. Dies wollte man auch nach außen hin zeigen: Wertherbru­ch ist eine Alte Herrlichke­it, es war für die Menschen früher sicher nicht immer herrlich, hier zu wohnen, sondern ein auswärtige­r „Herr“hatte das Sagen. Man entschied sich, in die Vorderseit­e den blau-weißen Schriftzug Alte Herrlichke­it Wertherbru­ch zu schnitzen, der daran erinnert, dass ein echter Herrensitz in Wertherbru­ch vorzufinde­n war – ähnlich wie ein Fürstentum, nur ein paar Nummern kleiner.

 ?? FOTO: THOMAS HESSE ?? Freuen sich über das neue Schild: Künstlerin Urusla Meyer, Reinhard Hoffacker (Niederrhei­nische Sparkasse), Manfred Tebbe (Heimatvere­in) und Steinbildh­auer Michael Leson (v.l.).
FOTO: THOMAS HESSE Freuen sich über das neue Schild: Künstlerin Urusla Meyer, Reinhard Hoffacker (Niederrhei­nische Sparkasse), Manfred Tebbe (Heimatvere­in) und Steinbildh­auer Michael Leson (v.l.).

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