Rheinische Post - Wesel/Dinslaken
Marien-hospital: „Das kratzt am Image von Warner“
Das Krankenhaus beteiligte sich 2020 an der „ Jerusalema Challenge“, für die Warner Music derzeit Rechnungen verschickt.
WESEL (her) Zusammen, gemeinsam, wir. Mit diesen Worten haben Ärzte, Pflegekräfte und Hebammen des Marien-hospitals Wesel (MHW) vor zwei Monaten bei Youtube ein Video hochgeladen. In diesem Video ist zu sehen, wie die Mitarbeiter in Schutzkleidung tanzen und klatschen. Sie hüpfen über Flure, liegen in der Röhre oder kommen aus dem Kreissaal. Im Hintergrund läuft „Jerusalema“, ein Lied des südafrikanischen DJ Master KG und Nomcebo Zikode. Im ganzen Land hatten sich Feuerwehrleute, Pfleger, Ärzte und Ehrenamtler vor Videokamera gestellt und getanzt. Ein Symbol in Zeiten der Krise, für den Zusammenhalt, fürs Durchhalten, fürs Weitermachen. Zusammen, gemeinsam, wir.
Aber so ehrenhaft und rührend diese Videos waren und sind: Die Tänzer haben an vielen Orten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Dieser heißt: Warner Music, eines der drei größten Musiklabels der Welt. Sie sind mit den Interpreten Master KG und Zikode die Urheber von „Jerusalema“, und sie stellen nun tatsächlich die Rechnung. Mehrfach berichteten Tanzgruppen, die Videos bei Youtube hochgeladen hatten, dass sie Post von Warner Music bekommen haben, worin das Label Geld verlangt. Mitunter vierstellige Beträge soll Warner demnach für Urheberrechte derzeit eintreiben wollen, was zu einer recht großen Welle der Empörung geführt hat.
Im Marien-hospital in Wesel ist bisher kein Brief von Warner Music eingegangen, wie Pro-homine-sprecher Gerd Heiming berichtet. Mehr als 9800 Aufrufe hat das Video der Weseler Angestellten bislang auf der Plattform Youtube. Dort will es das Krankenhaus auch lassen.
Das Marien-hospital werde das Video nicht aus dem Internet löschen, teilte Heiming auf Anfrage mit. Andere Verbände und Ehrenamtler hatten angekündigt, das Video schnell zu löschen, bevor die Warner-rechnung bei ihnen eintrifft.
„Das Risiko nehmen wir in Kauf, weil Sympathiebekundungen fürs Marien-hospital es wert sind“, sagte Heiming. Er ergänzte: „Sollten wir zahlen müssen, tun wir das natürlich.“
Kritik übte das MHW allerdings an Warner Music. „Es drängt sich aber doch der Eindruck auf, dass es die Forderungen in diesem Umfang wohl nicht gäbe, wenn die Videos nicht so erfolgreich laufen würden“, so Heiming. Von dem Video würden sowohl die Künstler als auch das Label profitieren. „Insofern kratzt das am Image von Warner Music.“
Die Weseler Pfleger und Ärzte werben weiter für die Gemeinschaft: Zusammen, gemeinsam, wir.