Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Chezia Aviola und ihr Auslandsse­mester trotz Pandemie

Die Indonesier­in Chezia Aviola lernt derzeit an der Universitä­t Duisburg-essen. Sie ist eine von rund 60 Austauschs­tudenten.

- VON MARC LATSCH

Ein Studium im Ausland ist ein Traum für viele junge Menschen. Allein über das Erasmus-programm der EU kommen im Jahr mehr als 30.000 Studenten für ein Auslandsse­mester nach Deutschlan­d. Sie lockt nicht nur der Hörsaal. Mindestens genauso sehr geht es darum, eine neue Kultur und Menschen aus aller Welt kennenzule­rnen. Doch was, wenn eine Pandemie das alles erschwert? Chezia Aviola studiert seit Ende Oktober an der Universitä­t Duisburg-essen. Und ist trotz Corona froh über ihre Entscheidu­ng.

„Ich fühle mich wirklich wohl hier“, sagt Aviola. Mit dem Online-studium sei sie sehr zufrieden. „Ich spare viel Zeit dadurch.“Statt mit Bus und Bahn zum Hörsaal zu pendeln, muss sie nur noch den eigenen PC hochfahren. Schade sei hingegen, dass sie sich nicht persönlich mit ihren Kommiliton­en treffen könne. „Wir veranstalt­en stattdesse­n Online-spielabend­e, das macht auch Spaß.“

Laura Seidel ist als „Incoming Student Coordinato­r“für die Austauschs­tudenten an der Universitä­t Duisburg-essen ( UDE) zuständig. Rund 60 von ihnen gibt es derzeit an der Hochschule, normalerwe­ise sind es über 100. „Knapp 50 Studierend­e haben den Aufenthalt an der UDE abgesagt, aber tatsächlic­h hat sich die Mehrheit für das Auslandsse­mester entschiede­n und viele sind auch tatsächlic­h gekommen“, sagt Seidel. Wer wirklich in Duisburg oder Essen lebe, werde jedoch von der Universitä­t nicht erfasst. Dadurch, dass die Kurse nur online stattfinde­n, können sich die Studenten theoretisc­h auch aus ihrem Heimatland zuschalten.

Loris D’angelo ist dennoch gekommen. Ebenfalls seit Ende Oktober studiert der Italiener in Duisburg. „Ich glaube ein Auslandsse­mester ist immer gut, aber Covid-19 hat uns als Erasmus-studenten natürlich Probleme beschert“, sagt er. Es sei nicht möglich, das Land wirklich kennenzule­rnen. „Ich würde andere dennoch dazu ermutigen, ins Ausland zu gehen. Auch wenn sie die Erfahrung nicht voll auskosten können.“Ein paar Freunde habe er in Duisburg dennoch finden können. „Wir haben gechattet oder Online-spiele gespielt. Das ging ganz gut.“Auch einen Lieblingso­rt hat D’ANgelo gefunden. Die „Tiger & Turtle“-skulptur auf der Heinrich-hildebrand-höhe.

„Wir haben versucht möglichst viele interaktiv­e Veranstalt­ungen zu planen, damit die Programmst­udierenden sich auch außerhalb der Studentenw­ohnheimgru­ppen gegenseiti­g kennenlern­en konnten“, sagt Seidel. Neben den üblichen Willkommen­s-aktionen gibt es beispielsw­eise einen Online-stammtisch oder Quizabende. Auch Corona-konforme Fahrradtou­ren wurden angeboten. Chezia Aviola ist anders als D’angelo keine klassische Erasmus-studentin. Sie absolviert ein deutsch-französisc­hes Doppeldipl­om-programm an der Universitä­t Pau. Dazu gehört auch ein Auslandsau­fenthalt an der Universitä­t Duisburg-essen. Eigentlich kommt die 24-Jährige aus Indonesien und ist dort in der Hauptstadt Jakarta aufgewachs­en. Sie will einmal als Dolmetsche­rin oder Journalist­en arbeiten. „Ich war als Jugendlich­e in einem Chor und bin dadurch viel durch die Welt gereist“, sagt Aviola. Besonders Frankreich und Deutschlan­d hätten es ihr dabei angetan. Vor allem wegen der Sprache und der Kultur. Sie liebe die darstellen­den Künste, sagt sie. Auch hierzu besucht sie einen Online-kurs.

Die Pandemie macht Aviola nach eigenen Angaben nicht so viel aus. „Im 21. Jahrhunder­t macht das keinen so großen Unterschie­d“, sagt sie. Sie könne auch online lernen und mit Menschen in Kontakt bleiben. Ihre Familie vermisst sie hingegen schon. „Natürlich habe ich manchmal Heimweh“, sagt sie. Schon zweieinhal­b Jahre hat sie ihre Eltern nicht mehr gesehen. Das liegt jedoch nicht nur an der Corona-pandemie. Der Flug sei schlichtwe­g zu teuer. Weder könne sie einfach so nach Hause, noch ihre Eltern einfach so nach Europa kommen.

Wenn Aviola ihr Studium abgeschlos­sen hat, will sie am liebsten noch ein paar Jahre in Deutschlan­d bleiben. „Ich will möglichst viele Erfahrunge­n sammeln“, sagt sie. Ein Studium im Ausland sei in ihrer Heimat auch eine Frage des Prestige. „Danach will ich wieder zurück und in Indonesien leben.“Bis dahin dürfte auch die Corona-pandemie überwunden sein. Hoffentlic­h.

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RP-FOTO: REICHWEIN Chezia Aviola vor dem Theater am Opernplatz.

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