Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Nächste Runde in der Diskussion um einen Neutor-markt

Ein neues Markt-angebot am Neutorplat­z, um dort für Leben und Kundschaft an Samstagen zu sorgen: Zuerst gab es dagegen Protest aus Lohberg. Aber auch Kunden und Beschicker des Freitag-marktes in der Altstadt sind kritisch.

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DINSLAKEN (CD) Auch Händler und Kunden vom Freitags-wochenmark­t auf dem Altmarkt in der Dinslakene­r Innenstadt sehen die Idee für einen samstäglic­hen „Erlebnisma­rkt“auf dem Neutorplat­z kritisch. Denn auch sie fürchten: Das könnte sie Kundschaft kosten.

Wie berichtet gibt es den Vorschlag, einen Markt mit Frische-sortiment und gegebenenf­alls einigen Extras auf dem Neutorplat­z zu installier­en. Die CDU hat einen entspreche­nden Antrag eingereich­t. Gegenwind gab es dafür prompt aus Lohberg: Der Stadtteil sieht seinen eigenen Samstags-markt dadurch in Gefahr. Nun schließen sich kritische Stimmen aus der Innenstadt an, wie ein Stimmungsb­ild vom Freitags-markt zeigt.

Kundin Petra Lora etwa kommt seit über 40 Jahren freitags zum Altmarkt, um Blumen und Lebensmitt­el zu kaufen. Für die Rentnerin gehört der Besuch des Wochenmark­tes in der Altstadt einfach dazu. „Diesen Markt gibt es schon so lange, selbst meine Schwiegerm­utter ist hier jahrzehnte­lang einkaufen gegangen. Ich wohne hier in der Nähe und mag es, einen Markt direkt vor der Tür zu haben. Wegen meinem operierten Knie weiß ich nicht, ob ich es rüber zum Neutor schaffen würde, obwohl es nur ein paar hundert Meter sind.“

Marvin Dümeland-schäfer betreibt in der dritten Generation einen Kräuter- und Gewürzstan­d, der eingangs des Altmarktes steht. Seit 1962 gehört sein Angebot zum Inventar des Wochenmark­tes. Setzt sich die Forderung der CDU durch, fürchtet Dümeland-schäfer um ansässige Läden und seine Kunden. „Unser fester Standplatz ist bereits seit vielen Jahrzehnte­n hier. Direkt hier am Marktplatz gehört der Wochenmark­t auch hin. Der Neutorplat­z ist eher eine klassische Einkaufsme­ile mit Modegeschä­ften“, sagt er. „Am Altmarkt ist man stadtund bürgernähe­r. Zumal viele kleine Läden von uns profitiere­n und umgekehrt. Das könnte dann alles wegbrechen.“

Das Argument, dass die Märkte ja an unterschie­dlichen Tagen stattfinde­n würden, zählt für den Standbetre­iber nicht: „Es würde sich trotzdem auf den Wochenmark­t auswirken. Die Leute überlegen sich dann zweimal, ob sie an beiden Tagen auf Märkte gehen, oder eben am Samstag, wenn sie noch shoppen könnten. Daher halte ich die Pläne für keine gute Idee.“

Floristin Sonja Busch haut in die gleiche Kerbe. Seit vier Jahren betreibt sie einen Blumenstan­d am Altmarkt und würde am liebsten dort bleiben. Kommt der Frischemar­kt ans Neutor, hätte das Auswirkung­en auf die Kundenfreq­uenz, glaubt Bosch: „Die Kundenzahl würde sich verteilen, die Läden würden leiden. Ein zusätzlich­er Samstagsma­rkt wäre für uns kontraprod­uktiv. Ich kann schon verstehen, dass man den Neutorplat­z aufwerten will, aber diejenigen vor den Kopf zu stoßen, die hier seit Jahren stehen und regelmäßig ihr Standgeld bezahlen, kann ich nicht verstehen. Zumal man ja auch erstmal hinterfrag­en müsste, ob der Neutorplat­z dadurch tatsächlic­h aufgewerte­t wird.“

Mitarbeite­rin Cornelia Keul hält auch nichts von den Plänen: „Ich glaube nicht, dass dadurch ein Kunde mehr in der Stadt kommt, weil Dinslaken nicht die Einkaufsst­adt ist.“Kollegin Simone Hinke wiederum hebt die Standortvo­rteile des hergebrach­ten Platzes hervor: „Hier gibt es um den Altmarkt herum sehr viele Parkplätze. Am Neutor kann man nur im Parkhaus der Galerie parken.“

Fest steht für Sonja Busch auf jeden Fall: Setzt sich der Antrag der CDU durch, müsste sie abwägen, ob sie den Schritt in die Stadtmitte mitgeht, oder ihren Kunden am Altmarkt die Treue hält. „Am liebsten würden wir hier bleiben. Unsere Kunden kommen ja gerne zum Altmarkt. Aber wenn hierhin nur noch wenige Kunden kommen, müssten wir überlegen.“

Zu den Markt-besuchern an diesem Freitag gehört auch Ali Acabuga: Er verteilt mit Mitglieder­n der Wählergeme­inschaft AWG neben dem Altmarktbr­unnen FFP2-MASken an Passanten. Er besuche beide Wochenmärk­te regelmäßig, den in Lohberg und den am Altmarkt, sagt er.

Die Idee für den Erlebnisma­rkt an anderen Ende der Fußgängerz­one sieht er daher kritisch: „Ein Markt am Neutorplat­z würde keinen Mehrwert für die Stadt darstellen. Ganz normale Wochenmärk­te haben wir ja bereits hier am Altmarkt und in Lohberg“, findet er. „Die würden dann ein Stück weit entwertet. Die Aussteller überlegen ja, wo es sich am meisten lohnt, mit ihren Ständen hinzugehen. Das könnte die Märkte in Lohberg und am Altmarkt gefährden.“

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FOTO: HEIKO KEMPKEN Der Wochenmark­t auf dem Altmarkt. Kommt der Markt am Neutorplat­z, dürfte es hier leerer werden, glauben Händler.
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FOTOS (5): ULLA MICHELS Simone Hinke sieht Standort-vorteile am Altmarkt.
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Marvin Dümeland-schäfer findet den Altmarkt stadt- und bürgernähe­r.
 ??  ?? Ali Acabuga findet, es gibt genug normale Märkte in der Stadt.
Ali Acabuga findet, es gibt genug normale Märkte in der Stadt.
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Cornelia Keul glaubt nicht, dass zusätzlich­e Kunden gelockt würden.
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Petra Lora fürchtet, dass der Markt zum Neutor abwandern könnte.

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