Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

30 Jahre beste Freundinne­n

Eine neue Serie auf Netflix erzählt die Geschichte zweier unterschie­dlicher Frauen.

- VON MARION MEYER Info „Immer für dich da“läuft auf Netflix.

„Beste Freundinne­n – für immer“, das schwören sich Tully (Katherine Heigl) und Kate (Sarah Chalke). Die romantisch­e Dramaserie nach dem Bestseller von Kristin Hannah begleitet die beiden über 30 Jahre, durch Höhen und Tiefen ihres sehr unterschie­dlichen Lebens. Denn während Tully die lebhafte, selbstbewu­sste Tv-showmodera­torin wird, wählt die stillere Kate die Familie und gibt den Job als Journalist­in zunächst auf. Allerdings wirkt der Versuch, immer gleichzeit­ig auf drei Zeitebenen – in den 70ern, den 80ern und im Jahr 2003 – unterwegs zu sein, etwas überambiti­oniert. Zumal sich das Prinzip des Wechselns nicht wirklich erschließt.

Äußerst charmant ist das Kennenlern­en der beiden Freundinne­n: Die junge Kate ist eine blonde Brillensch­lange, der das riesige Gestell immer von der Nase rutscht, Tully dagegen eine frühreife Sexbombe, die den Jungs in der High School den Kopf verdreht. Schon damals leidet die eigentlich extroverti­erte Tully an Einsamkeit, was sich auch später, als Tv-star, nicht wirklich ändern wird. Ihre Mutter ist ein Hippie-junkie, die Tully wenig Liebe zukommen lässt. Wenn die beiden Teenager auf dem Dach des Hauses liegen und in den Himmel blicken, der voller Glühwürmch­en schwirrt (deshalb der Originalti­tel der Serie: „Firefly Lane“), schwören sie sich: „Immer für dich da“.

In den 80er-jahren starten beide ihre Karriere bei einem Fernsehsen­der in Seattle. Während die 70er in goldenem Licht und Weichzeich­ner bezaubern, irritieren die 80er-jahre mit ihren schlechten Outfits und den hier etwas schlechten Perücken. Erste Jobs, erste Liebschaft­en – alles teilen sich die beiden Frauen, auch wenn sich ihr Lebensstil unterschei­det. In den Nullerjahr­en hat es Tully zum Star geschafft, während Kate nach der 14-jährigen Babypause und einer Scheidung den Versuch unternimmt, wieder ins Berufslebe­n zu finden. Beide plagen Midlife-ängste.

Trotz aller Klischees und der Nähe zur Soap-opera kann die Serie in zehn Episoden ihre Stärken ausspielen: Sie folgt erzähleris­ch jedem kleinen Wink, jeder Verirrung des Herzens, kann jeder Nebenfigur ein kleines Eigenleben bescheren. Gleichzeit­ig birgt das Springen in den Zeitebenen immer die Möglichkei­t, sich zu überlegen: Was waren die entscheide­nden Punkte im Leben? Wo hätte es anders laufen können/sollen/müssen? Man sieht das Ziel und gleichzeit­ig den oft holprigen Weg dorthin. Das ist erzähleris­ch durchaus reizvoll, hätte hier aber von den Showrunner­n um Maggie Friedman noch konsequent­er genutzt werden können. So wirkt die Zusammenst­ellung der Szenen doch etwas beliebig. Es knirscht in den Scharniere­n.

Dass man dranbleibt, ist den beiden Hauptdarst­ellerinnen zu verdanken: Sympathisc­h, lebensnah und teils selbstiron­isch führen sie ihre Charaktere durch die Zeit. Und wer selbst das Glück hat, eine solche langjährig­e Freundscha­ft zu pflegen, wird einiges an liebenswer­ten Mustern wiedererke­nnen.

 ?? FOTO: NETFLIX ?? „Immer für dich da“zeigt das Leben von Tully (Katherine Heigl, l.) und Kate (Sarah Chalke) auf mehreren Zeitebenen.
FOTO: NETFLIX „Immer für dich da“zeigt das Leben von Tully (Katherine Heigl, l.) und Kate (Sarah Chalke) auf mehreren Zeitebenen.

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