Rheinische Post - Wesel/Dinslaken

Corona-app Luca bindet Nutzer ein

Digitale Lösungen sollen die Kontakterf­assung erleichter­n – und Öffnungen möglich machen.

- VON FLORIAN RINKE

BERLIN Von „Die Fantastisc­hen Vier“gibt es ein Lied, in dem Bandmitgli­ed Smudo rappt: „Was könnt’ es so einfach sein – isses aber nicht.“Diese Weisheit gilt für die Musiker, die momentan nicht auftreten können, weil Konzerte in der Pandemie ein hohes Infektions­risiko darstellen. Sie gilt aber auch für das Team von Nexenio, einer Ausgründun­g des HassoPlatt­ner-instituts, das seit September an einer Lösung gearbeitet hat, mit der Infektions­cluster von den Gesundheit­sämtern schneller bekämpft werden können. Nexenio und Kulturscha­ffende wie die Fantastisc­hen Vier kooperiere­n bei diesem Projekt und wollen mit Technologi­e eine Perspektiv­e schaffen, wie Restaurant­s, Bars und Konzerthal­len bald wieder öffnen können.

„Luca“haben die Macher die App getauft, die man sich auf das eigene Smartphone laden oder über den

Browser öffnen kann. Sie erzeugt einen Qr-code, mit dem man sich in Restaurant­s und Co. anmelden kann – das lästige Ausfüllen von Zetteln zur Kontaktnac­hverfolgun­g würde dadurch entfallen. Doch Nexenio-chef Patrick Hennig ist es wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass dieser Qr-code nun die bahnbreche­nde Neuerung sei: „Wir werden oft mit Kontakterf­assungsang­eboten per Qr-code verglichen, funktionie­ren aber eigentlich ganz anders“, sagt er. Die Luca-app sei nur die sichtbare Oberfläche, die entscheide­nde Technik arbeite im Hintergrun­d.

Es gibt in Deutschlan­d zahlreiche Angebote zur elektronis­chen Kontaktdat­enerfassun­g mittels QRCode. Sie heißen Recover, Gastident oder Darfichrei­n.de. Millionen sogenannte­r Check-ins wurden über sie in der Vergangenh­eit bereits abgewickel­t. In Brühl oder Bochum hat man sich daher beispielsw­eise auch für einen großflächi­geren Einsatz der Recover-lösung entschiede­n. Die Macher, die sich mit anderen Unternehme­n zur Initiative „Wir für Digitalisi­erung“zusammenge­schlossen haben, arbeiten gerade an einer Plattform, auf der alle Daten solcher Angebote zentral Gesundheit­sämtern zur Verfügung gestellt werden könnten – datenschut­zkonform.

Doch Patrick Hennig sieht in dem eigenen Angebot entscheide­nde technologi­sche Vorteile, die Luca zu einer einzigarti­gen Lösung in Europa machen würden:„95prozent der Gesundheit­sämter könnten sofort mit unserem System arbeiten, weil wir die gleichen Komponente­n wie die Digitale Einreise-anmeldung nutzen, die bereits seit langem von den Gesundheit­sämtern genutzt wird.” Die Lösung des Teams arbeitet dafür im Netzwerk des Bundes.

Konkret funktionie­rt das dann so: Betritt ein Nutzer beispielwe­ise ein Restaurant, wird am Eingang ein Qr-code auf seinem Smartphone gescannt, die Daten werden in drei Teilen verschlüss­elt gespeicher­t: Beim Gast auf dem Smartphone, beim Gesundheit­samt und im Restaurant. Erst wenn eine Infektions­kette nachvollzo­gen werden muss, werden sie zusammenge­setzt und sind laut Betreibern ausschließ­lich für das Gesundheit­samt lesbar. Der Nutzer wiederum wird informiert, dass er Teil einer Infektions­kette ist – und kann dann entscheide­n, ob er weitere Daten wie sein Bewegungsp­rofil der vergangene­n 14 Tage, die nur auf seinem Smartphone gespeicher­t wurden, freigibt. So könnten auch andere gewarnt werden, die Kontakt mit ihm hatten. „Wichtig ist: Wir setzen auf maximalen Datenschut­z. Wir können zum Beispiel keine Bewegungsv­erfolgung machen“, sagt Patrick Hennig. Gute Idee? Ein Sprecher der Staatskanz­lei sagte auf Anfrage, man begrüße private Initiative­n, die einen Beitrag zur effiziente­ren Kontaktnac­hverfolgun­g leisten. Dabei könnten verschiede­ne Lösungen zum Einsatz kommen.

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FOTO: I. RAUPOLD Unterstütz­en die App: Musiker Thomas D und Michi Beck.

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